Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
Vom Netzwerk:
bewegte den Kopf hin und her, um sie loszuwerden. Aber das schien sie nur noch aggressiver zu machen. Sie schloss die Augen ganz fest, um sie zu schützen, und versuchte erneut sich umzudrehen, doch sie hing fest.
    Immer mit der Ruhe, sonst stirbst du auf dem Grund eines Fischteichs. Ihr Kopf schien zu platzen. Sie nahm all ihre Kraft zusammen, um ihren Körper zu drehen, und erhielt etwas mehr Spielraum. Bei der Bewegung spürte sie, wie sich der Riemen ihrer Tasche über der Brust spannte. Mit der freien Hand packte sie den Riemen, schob die Finger zwischen Riemen und Oberkörper. Er ließ sich nicht bewegen. Ich muss mich irgendwo auf dem Boden des Pools verhakt haben, dachte sie. Der Sauerstoff reichte nicht mehr. Warmes Wasser in Mund und Nase. Sie konnte nicht mehr klar denken. Ihr Kopf gab allmählich auf. Die Panik schwand, und das Bedürfnis nach Luft war nicht mehr so dringlich. Sie öffnete den Mund. Nur einmal Atem holen. Nur die Lunge füllen. Sie wurde ruhig. Entspannte sich.
    Das rote Licht in ihrem Kopf veränderte sich.
    Wurde schwarz.
    Holtz konnte sich nicht richtig konzentrieren. Natürlich hatte er von den Unruhen im Iran gehört und die Demonstrationen in den Nachrichten gesehen. Aber er hatte diese Informationen nicht mit Nahid in Verbindung gebracht. Jetzt begriff er nicht, warum er nicht auf den Gedanken gekommen war, er wusste schließlich, dass sie sich dort aufhielt. Trotzdem hatte er sich benommen, als wäre der Iran ein Land, zu dem er keinerlei Beziehung hatte.
    »Sie wusste, worauf sie sich einließ«, sagte Morteza Ghadjar ohne Überzeugung in der Stimme.
    Er rührte langsam mit dem Löffel in der Teetasse und sah Holtz in die Augen.
    »Es ging also nie darum, ein forensisches Labor aufzubauen?«
    »Doch, aber nicht so, wie Sie das vielleicht geglaubt haben.«
    »Und was wollten Sie mir weismachen?«, erwiderte Holtz wütend. »Schließlich haben Sie mir erzählt, dass sie in den Iran reist, um beim Aufbau eines modernen forensischen Labors mitzuhelfen. Das stimmt also nicht. Und was macht sie stattdessen?«
    »Nahid ist eine starke Frau. Das wissen Sie. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kann sie niemand daran hindern. Sie konnte den Gedanken, nicht helfen zu können, nicht ertragen.«
    »Helfen? Wobei? Sie war doch fast nie dort gewesen. Sie wohnte hier. Sie wohnten beide hier. Was hatte sie dort verloren?«
    Morteza Ghadjar trank einen Schluck Tee, starrte in die Tasse und runzelte die Stirn. Erdbeertee aus dem Teebeutel. Er sah Holtz erneut in die Augen. In seinem Blick standen nicht nur Trauer und Angst, sondern auch Trotz, oder war es Stolz?
    »Das ist ihr Land. Ihr Volk leidet. Sie wollte etwas tun. Das müssen Sie verstehen. Unsere Freunde haben ein Zentrum für Folteropfer errichtet und Hilfe benötigt.«
    »Ein Zentrum für Folteropfer. Und worin besteht ihre Aufgabe?«
    »Die Verletzungen zu dokumentieren, um in der Öffentlichkeit Zeugnis ablegen zu können. Sie wird gebraucht. Die Opposition braucht sie.«
    Er klang jetzt hingebungsvoll, weniger traurig.
    Holtz dachte an die Bilder aus dem Fernsehen. Wütende Menschenmassen. Soldaten oder Polizisten auf Motorrädern, die in Menschenmengen fuhren. Er schloss die Augen, um die Bilder der Frauen und Männer, die zu Boden gingen, auszublenden. Bilder von Knüppeln, die auf schutzlose Menschen niedergingen, von Müttern mit kleinen Kindern in den Armen, die panisch aufschrien, als sie von den Motorrädern angefahren wurden. Das waren Bilder, von denen er nicht einmal gewusst hatte, dass sein Gehirn sie gespeichert hatte. Aus dem Land geschmuggelte, verwackelte Videosequenzen, die denen anderer Konflikte in aller Welt glichen. Mit einem Unterschied. Nahid befand sich irgendwo dort, und er konnte nichts tun.
    Die Opposition.
    »Ist sie in Sicherheit?«
    Ghadjar starrte auf einen Punkt über Holtz’ Kopf. Es sah aus, als versuchte er, die richtige Formulierung zu finden.
    »Ist sie in Sicherheit?«, wiederholte Holtz.
    »Ich weiß nicht. Ich habe schon seit Wochen nichts mehr von ihr gehört.«
    »Seit Wochen?«
    »Das braucht nichts zu bedeuten. Sie könnte bei Freunden sein. Die Kommunikation ist sehr schwierig. Die Handyverbindungen werden gestört, und die Festnetzverbindungen und das Internet werden überwacht. Ich habe alles versucht, das können Sie mir glauben.«
    Kälte breitete sich in Holtz’ Brust aus. Eine Kälte, die sich auch mit heißem Tee nicht vertreiben ließ. Er saß einfach da, außer

Weitere Kostenlose Bücher