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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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Stande, eine einzige Frage zu formulieren.
    »Ich fand, dass Sie das wissen sollten. Deswegen bin ich gekommen«, sagte Ghadjar, erhob sich mühevoll und ging in die Diele. Holtz blieb sitzen, ohne einen Gedanken fassen zu können, während sich sein Gast seinen Mantel anzog und die Haustür öffnete, um zu gehen.
    Er konnte sich nicht dazu aufraffen, aufzustehen und sich zu verabschieden.
    »Wenn ich etwas erfahre, melde ich mich«, sagte Ghadjar und ließ Holtz allein.
    Er blieb eine halbe Stunde sitzen. Ab und zu trank er einen kleinen Schluck kalten Tee und sah aus dem Fenster. Es dämmerte. Allmählich ließ seine Lähmung nach. Konkrete Gedanken nahmen Gestalt an. Er beschloss, alles über den Konflikt im Iran in Erfahrung zu bringen. Worauf Nahid sich eingelassen hatte. Seine Entschlossenheit nahm zu, und seine Besorgnis ließ etwas nach.
    Vielleicht ist einfach nur die Kommunikation erschwert. Sie hält sich sicher bei Verwandten auf. Oder sie ist so sehr damit beschäftigt, die Organisation aufzubauen, dass sie gar nicht daran denkt, dass jemand auf Nachricht von ihr wartet. So ist es vermutlich, dachte er und schämte sich etwas. Schließlich war nicht er der Bemitleidenswerte. Schließlich hatte nicht er eine vermisste Tochter. Wie hatte er sich nur darüber grämen können, dass sie das Land und ihn verlassen hatte, um anderen zu helfen? Seine eigene Tochter Linda gondelte ständig durch die Welt, um Menschen in ihrem Kampf um Gerechtigkeit und Frieden beizustehen. Wo hielt sie sich eigentlich gerade auf? Er musste es eigentlich wissen, es fiel ihm aber nicht ein. Er wusste, dass sie als zivile Zeugin umherreiste, aber er wusste nicht, wo. Sie hielt sich in Konfliktregionen auf, um als Zeugin mäßigend zu wirken. Brutale Regimes waren auf Zeugen nicht scharf. Linda Holtz hatte sich immer engagiert, aber nie eine Gegenleistung erwartet. Nicht einmal ein Lob. Nicht einmal Interesse. Ihre große Schwester Eva war da anders. Sie arbeitete als amtliche Begleitperson der Strafvollzugsbehörde und eskortierte Leute, deren Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen war, in ihre Heimatländer. Er hatte sich oft gefragt, wo sie ihre Mitleidlosigkeit und ihren Geltungsdrang eigentlich herhatte.
    Ich muss in Erfahrung bringen, wo Linda ist, dachte er. Plötzlich hatte er es eilig. Er griff zum Telefon, um Eva zu fragen.
    Sie hob nicht ab.
    Irgendjemand krallte sich in Pia Levins Kleidern fest und zog. Sehr fest und ruckartig. Der Riemen hielt sie jedoch am Grund.
    Ein weiterer kräftiger Ruck, eine Schnalle zerriss, und sie brachte den Kopf über die Wasseroberfläche.
    Vage nahm sie eine Bewegung über ihrem Gesicht wahr, eine Berührung ihrer Lippen. Die Fische wollten an ihren Lippen nagen. Sie versuchte, den Mund zu schließen, damit die Fische nicht hineingelangten, aber es ging nicht. Ein großer Fisch bedeckte ihren ganzen Mund. Sie wollte ihn beiseiteschlagen, doch ihre Arme regten sich nicht.
    Ich bin gelähmt, und ein Fisch frisst meine Lippen, schoss es durch ihr fast gänzlich erloschenes Bewusstsein.
    Dunkel und dann hell. Ein starker Druck auf der Brust. Noch einmal. Es tat weh. Der Fisch kehrte zurück. Vielleicht war er noch nicht satt. War von den Lippen noch etwas übrig? Wie sie wohl schmeckten?
    Ein heller Streifen. Übelkeit. Wasser in Mund und Hals.
    Die Frau in der Dschungelkleidung bedeckte erneut Pia Levins Mund mit ihrem. Sie hielt ihr die Nase zu und presste ihr Luft in die Lunge.
    Ein Hustenanfall. Die Frau wich instinktiv zurück. Levins Muskeln verkrampften sich. Einmal, ein weiteres Mal. Dann ein drittes Mal. Sie erbrach einen Wasserschwall. Die Lunge zog sich zusammen, erweiterte sich, zog sich wieder zusammen. Luft strömte in sie hinein. Ihr Kopf wurde klarer. Sie übergab sich.
    Atmete.

D er Pfad durch den Dschungel schlängelte sich zum Fluss hinunter. Sie war diesen Weg gegangen, seit sie ihre ersten unsicheren Schritte getan hatte. Der Pfad war ihr Universum. Ihre Mutter hatte sie ermahnt, vorsichtig zu sein, nie den Pfad zu verlassen und nie etwas aufzuheben, das sie nicht kannte. Vor den Tieren hatte sie sich nie gefürchtet. Schlangen, Spinnen, die Bewohner des Waldes sah sie nicht als Bedrohung. Solange man vorsichtig sei und aufpasse, wo man hintrete, gebe es keine Gefahr, hatte ihre Mutter gesagt. Die Geräusche vermittelten ihr ein Gefühl der Sicherheit. Das Brüllen der Affen und das Kreischen der Vögel.
    Laub, Zweige, Wurzeln bildeten einen weichen Untergrund. Eigentlich war

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