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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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klebrig. Seine Zunge fühlte sich geschwollen und rau an. Ulf Holtz war hellwach und starrte an die Decke. Ein silberblaues Licht drang durch den Spalt zwischen Gardine und Unterkante des Fensters.
    Sie murmelte etwas.
    Nach dem Abendessen hatte er sich entschlossen, die Sache zu klären. Er hatte Rita Murenius aufsuchen und die Affäre beenden wollen. Konnte man mit jemandem Schluss machen, mit dem man nur einmal zusammen gewesen war? Ihm war jedenfalls kein besserer Ausdruck für das, was er vorgehabt hatte, eingefallen.
    Als er sich ihrer Kabine genähert hatte, war seine Entschlossenheit wie weggeblasen gewesen. Er hatte mehrere Minuten lang vor ihrer Tür gestanden, ehe er den Mut aufgebracht hatte anzuklopfen. Rita Murenius hatte erst nach dem dritten Klopfen geöffnet, als er bereits gehofft hatte, sie nicht anzutreffen.
    Das war einige Stunden her. Jetzt lag er da und roch nach Schweiß und dachte über Aidstests und Kondome nach. Über Kondome, die er nicht verwendet hatte, und über einen Aidstest, dessen Ergebnis noch nicht vorlag. Er sah, wie das Scheinwerferlicht eines auf dem Kai vorbeifahrenden Autos über die Wand huschte, und versuchte, eine Erklärung zu finden. Ohne Erfolg.
    So vorsichtig wie möglich erhob er sich von der Koje und nahm seine Kleider, die überall auf dem Fußboden der Kabine verstreut lagen. Rasch kleidete er sich an. Rita Murenius drehte sich im Schlaf um, und die Decke glitt von ihrem Körper herab. Ihr Nachthemd war hochgerutscht, und eine Brust war zu sehen. Er überlegte, ob er versuchen sollte, das Nachthemd herunterzuziehen, ließ es dann aber bleiben und deckte sie stattdessen zu. Dann schlich er auf den Gang und hoffte, dass er niemandem begegnete.
    Holtz nahm auf einem der Ledersessel in seiner Kabine Platz. Die Sonne würde gleich aufgehen, und er wollte nicht riskieren einzuschlafen. Er musste ohnehin gleich aufstehen. Die Konturen seiner Gedanken verschwammen. Sein Kopf fiel nach vorne. Er zuckte zusammen. Ein Geräusch vor der Tür. War er etwa doch eingeschlafen? Holtz trat ans Fenster und blickte auf den Kai, der im Licht der Dämmerung immer deutlicher zu sehen war. Die Straßenlaternen brannten noch, und ihr orangefarbenes Licht sickerte durch den Frühnebel. Ein Auto stand auf dem Kai. Er hatte es schon einmal gesehen. Es war dasselbe Fahrzeug, das einige Tage zuvor das Müllauto blockiert hatte. Er erinnerte sich an den Wutausbruch des Müllmannes. Der Motor brummte im Leerlauf. Der Kofferraumdeckel stand auf. Kein Mensch war zu sehen. Holtz runzelte die Stirn. Sein Polizisteninstinkt regte sich. Er machte sich bereit. Für was, wusste er nicht.
    Gert Andersson sah sich in seiner Kabine um. Wehmut erfüllte ihn. Diese wenigen Quadratmeter waren einige Jahre lang sein zweites Zuhause gewesen. Er zögerte. Sollte er sich von Kapitän Svanberg verabschieden, dem Einzigen, dem er vertraute, oder sollte er einfach verschwinden? Er wusste im Grunde, dass es zu riskant war, den Kapitän jetzt aufzusuchen.
    Das Auto war gepackt. Es stand mit laufendem Motor auf dem Kai. Er wollte nur noch einmal überprüfen, dass er nichts vergessen hatte. Er sah sich ein weiteres Mal um. Tisch, Stuhl, Koje. An der Wand waren zwei Fotos mit Klebestreifen befestigt. Die Klebestreifen waren schon etwas vergilbt, und eine Ecke hatte sich von der Wand gelöst. Das eine Foto zeigte amerikanische Marineinfanteristen, die von einem Schnellboot aus ein großes Schiff enterten. Das Wasser schäumte, und einer der Soldaten erklomm eine Strickleiter am Rumpf des Tankers. Er war ganz in Schwarz gekleidet und trug eine Maschinenpistole auf dem Rücken. Auf dem anderen Bild war ein Piratenschiff mit geblähten Segeln und einer Totenkopfflagge zu sehen. Er wusste nicht mehr, wo er die Bilder herhatte. Er hatte sie an die Wand geklebt, um die Kabine etwas gemütlicher zu gestalten. Sie waren als Provisorium gedacht gewesen, aber er hatte sie dann nie ausgetauscht.
    Ein letzter Blick in das Badezimmer. Eine Seife und eine halbleere Zahnpastatube lagen noch auf dem Waschbecken. Auf dem Boden stand eine Spraydose mit Tannennadelduft. Er hatte sie nur einmal benutzt. Von dem synthetischen Geruch, der sich tagelang gehalten hatte, war ihm übel geworden. Im Kleiderschrank hingen einige abgetragene Jeans und ausgeleierte Pullover.
    Falls jemand nach ihm suchte, würde er nicht den Eindruck haben, dass er das Schiff für längere Zeit verlassen hatte. Es würde einige Tage dauern, bis ihn jemand vermisste.

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