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Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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Dann war er weit weg. Er fasste in die Innentasche. Dort steckte die Pistole in ihrem Holster. Leise schloss er die Tür seiner Kabine, damit seine Nachbarn nicht aufwachten, und lehnte sich noch einmal dagegen, um sich zu versichern, dass das Schloss auch wirklich zugeschnappt war. Dann verließ er mit schnellen Schritten das Schiff. Ein Gefühl der Befreiung. Ein neuer Anfang. Die Unruhe, die er vor seinem Entschluss empfunden hatte, hatte sich in Enthusiasmus verwandelt. Er würde lange von dem Geld leben können, das er für die Waffenlieferungen erhalten hatte.
    Die Gangway schepperte, als er an Land ging. Das Kopfsteinpflaster des Kais glänzte im Schein der Straßenlaternen. Des Autos würde er sich entledigen, sobald die Stadt hinter ihm lag. Er empfand ein Gefühl von Freiheit, wie er es lange nicht mehr erlebt hatte. Jetzt würde ein neues Leben beginnen. Er ging um das Auto herum, legte die blaue Stofftasche in den Kofferraum und schloss den Deckel. Er besann sich jedoch, öffnete ihn wieder und nahm die eingewickelte Flasche mit dem Modellschiff aus der Tasche.
    Als das Schloss erneut zuschnappte, merkte er, dass etwas nicht in Ordnung war. Er nahm aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Unmerklich griff er in die Innentasche und umfasste den Griff seiner Waffe. Die Bewegung wurde deutlicher. Er legte das Buddelschiff auf den Kofferraumdeckel und tat so, als machte er sich an dem Schloss zu schaffen, während er sich langsam der Bewegung zuwandte. Aus dem Dunkel des Schuppens tauchte jemand auf. Er kniff die Augen zusammen. Ein Mann.
    Er atmete auf, als er den Angler erkannte, der auf dem Kai zu wohnen schien. Andersson hatte einige Male versucht, ein Gespräch anzuknüpfen, aber immer nur sehr einsilbige Antworten erhalten. Der Angler schien vollkommen mit seiner Angel beschäftigt zu sein. Er hantierte an der Rolle, während er sich auf Andersson zubewegte.
    Andersson entspannte sich, ließ die Pistole los und schüttelte den Kopf über seine Paranoia. Erst jetzt merkte er, wie angespannt er war. Er hatte die Schultern hochgezogen, und sein Herz pochte.
    Da sah er es.
    Der Angler hatte sich aufgerichtet. Die eben noch zusammengesunkene und scheinbar müde Gestalt bewegte sich rasch auf ihn zu. Die Angel hatte er beiseitegeworfen. Jetzt rannte er.
    In der Hand hielt er eine Waffe. Andersson fummelte am Reißverschluss seiner Jacke, der sich verhakt hatte. Er versuchte verzweifelt, an seine eigene Pistole zu kommen.
    Verdammt, dachte er, da wurde er von dem Angler überwältigt.
    Der Tempowechsel überraschte Ulf Holtz. Der eben noch gebückte, schleppende Gang veränderte sich im Handumdrehen in einen rekordverdächtigen Sprint. Holtz überlegte, ob er dem überfallenen Wachmann zu Hilfe eilen oder die weitere Entwicklung abwarten sollte. Sein Polizeiinstinkt siegte. Er drehte sich so rasch um, dass er den Sessel umwarf und mit fuchtelnden Armen zu Boden ging. Ein Bein stieß an die Koje. Die Kante war aus ästhetischen Gründen mit Messing beschlagen und schnitt Holtz ins Knie.
    In dem Bruchteil der Sekunde, die es dauerte, bis der Schmerz sein Gehirn erreicht hatte, dachte Holtz, dass er dem Wachmann bei dem Auto jetzt nicht würde beistehen können. Er schrie auf und biss dann krampfhaft die Zähne zusammen, so dass nur ein dumpfes Stöhnen aus seiner Kehle drang. Er zog die Knie an die Brust, umklammerte sie mit den Armen und wiegte sich auf dem Boden vor und zurück.
    Das tat wirklich weh.
    Der Schmerz beherrschte ihn einen Augenblick ganz und ließ dann nach. Ihm war klar, dass er sich ernsthaft verletzt hatte. Der einzige klare Gedanke, den er fassen konnte, war, dass er nun keinen Marathon würde laufen können, wie er es eigentlich vorgehabt hatte. Irgendwann in der Zukunft, wenn er Zeit zum Trainieren hatte. Jetzt würde er das nie mehr tun können.
    Nach einigen Minuten zwang er sich zur Ruhe. Er atmete durch die Nase ein und durch den Mund aus, wie er es in dem Vorbereitungskurs, den er vor dreißig Jahren mit Angela besucht hatte, gelernt hatte. Das war einige Wochen vor der Geburt ihrer Tochter Eva gewesen. Vor Lindas Geburt hatte er keinen derartigen Kurs besucht, da er das Gefühl gehabt hatte, schon Bescheid zu wissen. Außerdem hatten ihm ja keine Wehen bevorgestanden.
    Durch die Nase ein-, durch den Mund ausatmen. Oder war es umgekehrt gewesen?
    Nach einigen weiteren Minuten schien sich sein Körper an den Schmerz gewöhnt zu haben, als wäre eine Art Höchstniveau erreicht und

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