Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten

Titel: Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
Vom Netzwerk:
ein Sofa mit leicht verschlissenem Cordbezug. Alles wirkte alt, aber nicht schmuddelig. Die Sachen besaßen eine gewisse Patina. An einer Wand hing ein großer Flachbildfernseher. Er nahm fast die ganze Wand ein. Bilder oder Bücherregale gab es nicht.
    Die Wohnung war irgendwie gemütlich, als diente sie nicht der Selbstdarstellung, sondern wäre nur ein Ort, an dem man seine Zeit verbrachte.
    Auf dem Tisch lag eine Fernbedienung, die zu dem Fernseher zu gehören schien. Sie griff danach, während sie mit der anderen Hand Pia, die halb auf ihrem Schoß lag, festhielt, damit sie nicht zu Boden fiel. Pia jammerte im Schlaf.
    »Kleine Heulsuse«, sagte Beata zärtlich, hielt die Fernbedienung in Richtung des Fernsehers und schaltete die Nachrichten ein. Sie senkte die Lautstärke und lehnte sich auf der Couch zurück. Bilder eingestürzter Häuser, Politiker, die etwas diskutierten, Frauen mit Kopftüchern, die Polizisten davonliefen, Blumen auf einer sonnigen Lichtung vor der Wetterkarte. Sie zappte und stieß auf einen Film über den Amazonas. Ein Krokodil glitt durchs Wasser und erwischte ein Tier, das am Ufer stand. Ein Kampf entbrannte. Das Krokodil hatte das zerfleischte Tier zwischen den Zähnen und warf es mit Hilfe des ganzen Körpers hin und her. Das Tier sah aus wie ein kleiner Hirsch oder eine Gazelle. Wenig später war der Kampf vorüber, und das Krokodil ließ sich mit der Gazelle auf den Grund sinken. War es noch nicht von den Kiefern zermalmt, dann würde es jetzt ertrinken.
    Beata Heneland dachte daran, wie Pia Levin im Bassin gelegen hatte, wie sie sie herausgezogen und wiederbelebt hatte, bis sie schluchzend das abgestandene Wasser ausgespuckt hatte.
    Sie strich ihr über die Wange.
    Pia war etwas ganz Besonderes. Sie war sowohl hart als auch weich. Obwohl sie fast ertrunken wäre, hatte sie sich bemüht, weder schwach noch verletzlich zu wirken. Zu guter Letzt hatte sie dann schlappgemacht, aber Beata hegte den Verdacht, dass der körperliche Schock nicht die alleinige Erklärung für Levins Zusammenbruch war. Nachdem sie sich Levins Akten über misshandelte Kinder durchgesehen und entdeckt hatte, was Levin selbst als Kind hatte erleiden müssen, war Beata klar gewesen, dass es mehrere Gründe dafür gab, dass es ihr so schlecht ging. Aber der Inhalt der gelben Mappen gehörte der Vergangenheit an. Es musste sich kürzlich etwas ereignet haben, das sie aus der Bahn geworfen hatte. Beata hatte vor herauszufinden, worum es sich dabei handelte.
    Levin jammerte erneut. Ihre Augenlider zitterten. Beata Heneland strich ihr über die Wange. Pia öffnete die Augen und sah Beatas warmes Lächeln. Beide wussten, was geschah.
    Die Nachtluft am Fluss war eisig kalt. Beata hielt sie untergefasst und wärmte sie so. Levin hatte zu guter Letzt eingesehen, dass sie frische Luft brauchte, und Beatas Drängen nachgegeben.
    Sie schielte zu Beata hoch, die mindestens zwei Köpfe größer war und eine natürliche Autorität ausstrahlte.
    Levin richtete ihren Blick wieder auf den Weg, um in der Dunkelheit nicht zu stolpern. Sie zog wegen des kalten Windes, der in ihre Jacke fuhr, die Schultern ein und drückte sich näher an Beata, die unbeeindruckt von der Kälte mit zielstrebigen Schritten weitertrabte. Viel schneller, als Pia es gewohnt war. Sie nahm sich für ihre Spaziergänge immer Zeit, um ihren Gedanken Gelegenheit zu geben, sich zu entfalten, und Lösungen zu finden. Manchmal zwang sie sich, besonders langsam am Meeresausläufer entlangzugehen, der ihr Rückzugspunkt im Alltag geworden war, nur damit ihre Gedanken frei fließen konnten.
    »Können wir nicht etwas langsamer gehen?«, fragte Pia. Beata drosselte das Tempo und sah sie entsetzt an.
    »Entschuldige!«
    »Ich bin nur ein wenig müde.« Levin schenkte Beata ein mattes Lächeln.
    »Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe«, meinte Beata beschämt. Sie verweilte an einer kräftigen Birke und zog Pia in den Windschatten hinter den Stamm.
    Pia Levin lachte leise.
    »Was ist?«
    »In deiner Gesellschaft komme ich mir ganz klein und schwach vor.«
    »Ist das so? Das ist wirklich nicht meine Absicht.«
    Levin lachte erneut.
    »Das macht nichts. Ich habe mich schon sehr lange nicht mehr klein und schwach gefühlt. Zumindest nicht klein«, sagte sie und drehte sich zum Wasser um. Es schauderte sie. Schweigend standen sie eine Weile nebeneinander.
    »Frierst du?«, fragte Beata schließlich.
    »Ja. Jetzt gehen wir nach Hause.« Pia wandte sich zu Beata.

Weitere Kostenlose Bücher