Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
Vom Netzwerk:
kaum. Warum sind Sie so bestürzt?«
    Lewis schien nach Worten zu ringen.
    »Weil sie tot ist.«
    Eine vernünftige Antwort auf eine unfaire Frage. Trotzdem starrte ihn Currie so lange an, bis der Mann nach einer Sekunde den Blick abwandte und den Kopf schüttelte. Currie zog das Foto wieder zu sich heran und steckte es weg.
    »Okay. Lassen Sie uns das mal durchgehen. Wie haben Sie sie kennengelernt?«
    »Auf einer Website für Online-Partnervermittlung.«
    »Wie bitte?«
    »Übers Internet.«
    Currie machte sich eine Notiz, dass er dies weiterverfolgen sollte. »Warum?«
    »Viele Leute lernen sich übers Internet kennen.«
    »Sie lernen also viele auf diese Weise kennen?«
    »Nein. Ich meine nur, dass viele Leute das heutzutage tun.«
    Currie runzelte die Stirn. Vielleicht hatte er ihm mit dieser Frage eine Falle gestellt, aber Lewis schien wirklich merkwürdig erschrocken. Er sah ihn jetzt nicht einmal an. Currie hatte sich schon widerwillig eingestanden, dass Sadlers Tod eine Neuigkeit für Dave Lewis war, aber trotzdem hatte er das Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
    Er lehnte sich zurück.
    »Und Julie? Hat sie viele Leute online kennengelernt? Männer?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und letztes Jahr?«
    »Ein paar, glaube ich. Sie wollte eigentlich nur Spaß haben.«
    Currie lächelte. »Mit Ihnen hatte sie also nicht genug Spaß?«
    Lewis hob den Kopf und sah ihn an.
    »Nein«, sagte er. »Vermutlich nicht.«
    »Hat sie sich deshalb von Ihnen getrennt?«
    »So war es nicht. Es war in beiderseitigem Einverständnis.«
    »Ihre Freunde haben uns da aber etwas anderes erzählt.« Currie beugte sich vor und schlug die Akte auf. »Man sagte uns, dass es einen unschönen Vorfall gegeben hätte. Stimmt das? Sie erwischten sie, als sie mit einem anderen ausging?«
    »Es war kein Vorfall.«
    Etwas von dem Schock hatte sich verflüchtigt. Lewis schien jetzt zerstreut. Er sah sich neugierig im Raum um, als interessiere der ihn plötzlich viel mehr als Currie.
    »Was war es dann?«
    »Sie hat jemand anderen übers Internet kennengelernt. Wir hatten einfach nicht die gleiche Einstellung. Ich dachte, wir hätten eine richtige Beziehung, und sie fand das nicht.«
    Currie hätte am liebsten mit den Fingern geschnippt, um Lewis’ Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken.
    »Das hat Sie geärgert? Sie machten ihr eine Szene?«
    »Als ich die beiden sah?« Er schüttelte den Kopf und schaute zur anderen Seite des Raums hinüber.
Was betrachtet er da bloß?
»Ich bin nicht mal zu ihnen hingegangen. Aber wir haben am nächsten Tag darüber geredet und beschlossen, uns zu trennen.«
    »Ihre Freunde sagen, Sie hätten sie hinterher belästigt.«
    »Nein. Es war in Ordnung so.«
    »Sie war so genervt, dass sie es den anderen gegenüber erwähnte.«
    Currie nahm den Bericht und las die Notizen. Julie Sadler hatte es zwei Freundinnen gegenüber erwähnt, hatte dabei gelacht und die Situation eher als harmlos dargestellt:
Oh Gott, du glaubst ja nicht, was passiert ist …
Es wäre ihnen wahrscheinlich gar nicht eingefallen, wenn sie nicht krampfhaft versucht hätten, sich an
irgendetwas
zu erinnern. Currie blätterte zur nächsten Seite um, damit es aussah, als seien die Vorwürfe länger, als sie tatsächlich waren. In Wirklichkeit war es nur ein halber Abschnitt, den er breittreten konnte.
    »Offenbar gab es E-Mails und SMS . Sie ließen sie einfach nicht in Ruhe.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Sie haben ihr sogar ins Labor Blumen geschickt. Richtig?«
    Endlich sah Dave Lewis ihn wieder an, jetzt viel ruhiger als zu Anfang des Verhörs. Currie hatte das Gefühl, die Sache sei ihm irgendwie entglitten, aber er war nicht sicher, wie.
    »Ich habe sie tatsächlich zu überreden versucht, es noch einmal zu probieren, aber wir haben nur E-Mails ausgetauscht und darüber geredet. Mit den Blumen wollte ich ihr sagen, alles sei in Ordnung. Dass ich ihr die Sache nicht übelnahm. Das habe ich ihr sogar auf der Karte geschrieben.«
    »Warum sehen ihre Freunde es dann anders?«
    »Das weiß ich nicht.« Lewis lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Sie hat wahrscheinlich herumgealbert. Vielleicht hat sie sich die ganze Zeit über mich lustig gemacht.«
    »Ja«, sagte Currie. »Vielleicht.«
    »Übrigens – ich mag diesen Raum.«
    »Was?«
    »Den Raum hier.« Lewis nickte zur Ecke hin. »Die Wände sind nicht im rechten Winkel, oder? Ein bisschen daneben. Und das Licht auch. Sehr schlau gemacht.«
    Currie starrte ihn

Weitere Kostenlose Bücher