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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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tut mir leid. Dan ist für heute schon nach Hause gegangen.«
    Der hat Glück
, dachte Currie.
    »Schon gut. Könnten Sie ihn bitten, mich zurückzurufen? Detective Sam Currie.« Er gab seine Nummer an. »Es ist nichts Dringendes. Sagen Sie ihm, es hat mit einem Frank Carroll zu tun.«
    »Wird gemacht.«
    Das wäre also erledigt. Er wusste nicht, wozu Marys Vater fähig war, aber er konnte es herausfinden.
    Und inzwischen weißt du zumindest das eine, dass nämlich Frank Carroll nichts mit diesem Fall zu tun hat.
    Auch das stimmte.
    Noch eine Weile starrte Currie auf die Tafel, bis er spürte, dass ihm fast die Augen zufielen und seine Gedanken sich im Kreis drehten. Dann stand er auf und zog seinen Mantel an.
     
    Currie hatte seit fast dreißig Jahren im gleichen Haus gewohnt, und die Veränderungen daran spiegelten seinen Lebensweg wider. Zuerst war es einfach seine Wohnung gewesen, dann war Linda eingezogen, die ihre Sachen mitbrachte und mit seinen vermischte. Als die Jahre vergingen, kamen langsam Stück für Stück alle Einrichtungsgegenstände und Besitztümer dazu, die
ihnen zusammen
gehörten. Neil kam zur Welt, und das Haus wurde durch einen Seitenanbau erweitert. Als ihr Sohn größer wurde, hatte er seine eigenen Sachen, die sich nun mit denen seiner Eltern vermengten. Es war Currie unmöglich geworden, mitten in diesem Chaos des Lebens klar zu sehen, was ihm gehörte.
    Und dann war es plötzlich wieder zutage getreten. Linda hatte natürlich ihre Dinge mitgenommen, als sie ging. Die von Neil waren in Kartons gepackt und auf dem Dachboden verstaut worden. Jetzt war nur noch er übrig, ohne Ordnung und Plan hatte er sich in einem Haus ausgebreitet, das zu groß für ihn war, in dem es zu viele augenfällige Lücken gab und zu vieles fehlte; nur langsam gewöhnte er sich daran.
    Currie schaltete das Licht in der Küche an und goss sich ein Glas Wein ein, ließ es aber erst einmal auf der Arbeitsfläche stehen. Statt es zu trinken, ging er bis zum Treppenabsatz nach oben. Mit einem Klicken stieß er die Falltür auf und ließ dann vorsichtig die alte Leiter herunter, die dabei metallisch quietschte.
    Da die Kiste gleich neben der Öffnung stand, musste er gar nicht bis auf den Boden hinauf; er brachte sie einfach im Ganzen herunter und wischte die Spinnweben ab. Die Kiste war mit Paketband zugeklebt. Er versuchte kurz, es abzureißen, gab dann aber auf und nahm seinen Hausschlüssel, um den Karton mit einem hohlen Laut aufzuschlitzen.
    Neils alte Bücher.
    Currie nahm ein paar heraus, lächelte, als er die Umschläge betrachtete, und fand dann dasjenige, das er suchte.
    Der fahrende Ritter
. Marys Lieblingsbuch. Er hatte es gleich erkannt, als er in ihrer Wohnung war, und erinnerte sich, dass er es Neil vorgelesen hatte, als er noch klein war.
    Currie nahm es jetzt mit nach unten und setzte sich auf den Sessel in der Ecke des Wohnzimmers unter den sanften Lichtschein der Stehlampe. Als er es durchblätterte, stiegen viele Erinnerungen in ihm auf.
    Die meisten Seiten trugen große Aquarell-Illustrationen mit Rittern, Soldaten und holden Jungfrauen, die die Handlung bevölkerten, und ein paar Zeilen Text, die das Geschehen erklärten. Jeder Absatz begann mit einem geschwungenen, ausgeschmückten Großbuchstaben: goldene Schnörkel auf rotem Hintergrund wie auf einem mittelalterlichen Wappen.
    Die Hauptfigur der Geschichte war ein Bauernmädchen namens Anastasia. Auf den ersten Seiten verliebte sie sich in einen jungen Mann, William, der auszog, um Ritter zu werden, und viele Abenteuer bestand. Sie litt darunter, dass er so weit fort war, aber die Erzählungen von seinem Heldentum drangen bis in ihr kleines Dorf, und sie war stolz auf seine Taten. Als er, überall im Land verehrt und mit Auszeichnungen und Geld beladen, zu ihr zurückkehrte, hätte sie nicht glücklicher sein können.
    Aber nachdem die Liebenden wieder vereint waren, überfiel ein Heer aus dem Osten das Land, und der König sandte William eine Botschaft, er solle sich den Truppen anschließen, die das Land verteidigten. Anastasia bat ihn, sie nicht wieder zu verlassen, und zuerst widerstand er dem Ruf zu den Waffen. Aber die Befehle wurden immer dringender. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurden ihm seine Auszeichnungen aberkannt, die Leute machten sich auf der Straße über ihn lustig, nannten ihn einen Feigling und brachten seinen guten Namen in Verruf. William war unschlüssig. Schließlich gab er nach. Von Stolz und Pflichtgefühl

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