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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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aneinanderdrückten und maulten. Weiter vorn fuhr ein Taxi an.
    »Tori ist eine Bekannte von mir«, sagte ich vorsichtig.
    »Nur eine Bekannte?«
    »Wir sind kurze Zeit miteinander ausgegangen, aber das ist schon lange her.«
    »Okay.«
    Sonst sagte Sarah nichts, aber wir rückten beide einen Schritt vor. Die Schlange kam langsam voran. Doch es würde nicht lange dauern, bis wir vorn waren, und ich hatte das Gefühl, ich sollte die Sache klären, bevor wir ins Taxi stiegen. Das Thema ganz zu vermeiden war nach meiner Reaktion keine Alternative. Wäre Sarah blass geworden, nachdem sie den Namen eines Ex-Freundes gehört hatte, wäre ich auch nicht gerade erfreut gewesen.
    »Es hat mich einfach aus der Fassung gebracht«, sagte ich. »Dass er das gesagt hat. Ich weiß, er ist ein Schwindler, aber trotzdem, es ist nicht unbedingt der häufigste Name auf der Welt.«
    »Das stimmt.«
    »Und gerade deshalb hat er ihn genommen.« Als wir in der Pause gingen, war mir dies klargeworden, und ich hätte mich in den Hintern beißen können. »Natürlich will niemand denken, dass seine verstorbenen Verwandten grässlich sind, deshalb hat er einen unwahrscheinlichen Namen ausgewählt.«
    »Aber warum macht er das überhaupt?«
    »Ich nehme an, damit er eine gruseligere Show abziehen konnte. Um ihr ein bisschen Intensität und Tiefe zu geben. Ein bisschen Nachdruck, weißt du?«
    Wenn jemand sie tatsächlich kennt – ich glaube, sie könnte in Schwierigkeiten sein.
    »
Und du hast ihm eine Sekunde lang geglaubt?«
    »Ja, eine Sekunde lang.«
    Wir rückten einen Schritt weiter vor.
    »Aber warum denn? Du hattest doch gerade gesehen, was für ein Hochstapler er ist.«
    Ein Bild von Julie tauchte kurz auf, und ich verdrängte es.
    »Die Sache mit Tori ist, dass sie manchmal krank wird. Und als er ihren Namen sagte, wurde mir, glaube ich, klar, dass ich schon eine ganze Weile nicht mit ihr gesprochen habe.«
    »Aha.«
    Frag mich nicht, wie lange
, dachte ich. Es war nur ein paar Wochen her. Auf der rationalen Ebene wusste ich, dass es überhaupt keinen Grund gab zu denken, sie könnte wirklich gefährdet sein. Es war nur wegen der Sache, die mit Julie passiert war. Aber trotzdem fiel mir wieder ein, wie Tori mich von Staunton aus angerufen hatte und wie schuldbewusst ich mich fühlte, nicht da gewesen zu sein, als sie mich brauchte.
    Ein wenig davon konnte ich erklären.
    »Vor ein paar Wochen ist etwas passiert«, sagte ich, »und sie kam ins Krankenhaus. Ich fühlte mich ziemlich schlecht wegen der ganzen Sache. Schuldig, verstehst du? Als sei ich kein guter Freund. Und was er dort sagte, hat mich daran erinnert. Es ist nur ein Zufall, aber es hat bestimmte Reaktionen ausgelöst. Jetzt ist alles in Ordnung mit mir.«
    Eine andere Erklärung fiel mir nicht ein. Die angetrunkenen Jugendlichen vor uns kletterten in einen Fünfsitzer. Wir rückten vor.
    »Warum … schickst du ihr nicht ’ne SMS oder so?«, sagte Sarah. »Wenn du dich sorgst.«
    »Ja, das wäre vernünftig.« Innerlich atmete ich erleichtert auf. »Ich wollte dich nicht beunruhigen.«
    »Wieso sollte ich beunruhigt sein?«
    »Ich weiß nicht. Ich nehme an, ich hab mich da ’n bisschen komisch benommen.«
    »Ja, aber jetzt wirst du noch komischer.« Sie lachte und drückte meinen Arm fester. »Ist schon gut, Dave. Eins mag ich an dir, dass dir offensichtlich Menschen wichtig sind. Ich wollte mich nur vergewissern, dass es nicht zum Problem wird.«
    »Das wird es nicht.«
    »Brenn jedenfalls nicht gleich mit ihr durch, okay? Mit Freunden kann ich klarkommen. Aber mitgeschleppte Gefühle für eine Verflossene im Reisegepäck, das wäre natürlich … etwas anderes. Damit komme ich nicht so gut klar.«
    »Du hast’s also nicht so mit Reisegepäck?«
    »Stimmt.«
    Sie lächelte, aber ich hatte auch das Gefühl, dass sie meine Worte ein bisschen ernster nahm, als sie sich anmerken ließ. Und ich ärgerte mich wieder über mich selbst. Rob hatte recht gehabt. Sollte ihn doch der Teufel holen.
    »Ehrlich«, sagte ich. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es war nur albernes Theater.«
    »Na gut, dann ist es ja in Ordnung«, sagte sie. »Komm, wir fahren nach Hause.«
     
    Während der Taxifahrt hielten wir still Händchen und schauten dabei jeder aus seinem Fenster. Ein einfacher, aber wichtiger Kontakt. Selbst wenn wir beide etwas geistesabwesend waren, hielten wir doch diese Verbindung. Ich für meinen Teil war einfach froh, dass sie meine Reaktion hingenommen

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