Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
Vom Netzwerk:
und er hält sich die Brust. Ist es ein Herz? Eine Kette, an der ein Herz hängt?«
    Nancy Phillips nickte schnell. »Ja, ja.«
    »Er denkt, dass Sie sie verloren haben?«
    »Ja!«
    »Also, Andrew sagt, Sie sollen sich keine Gedanken machen. Er hat Sie aufmerksam beobachtet und sagt, Sie sollten auf dem Treppenabsatz oben nachsehen. Ein Bücherregal, sagt Ihnen das etwas? Er sagt, es liegt in der Nähe eines Bücherregals dort.«
    Du Stück Dreck
, dachte ich.
    Stanley hatte sich gegen Ende seines Besuchs bei ihnen entschuldigt und war nach oben gegangen, um das Klo zu benutzen. Wir hatten eine versteckte Kamera im Schlafzimmer aufgestellt und die Tür verlockend offen stehen lassen. Die Kamera hatte aufgenommen, wie er das Zimmer betrat und schnell eine Halskette aus Nancys Schmuckschatulle entwendete. Nachdem er weg war, fanden wir sie hinter einem kleinen Bücherregal auf dem Treppenabsatz, wo er sie auf dem Weg zur Toilette nebenbei deponiert haben musste.
    Als wir hinterher die Aufnahmen betrachteten, trauten Rob und ich kaum unseren Augen. Es war merkwürdig und zugleich schön. Wir wussten natürlich über solche Methoden Bescheid, aber wir fühlten uns doch wie Tiefseetaucher, die gerade eine ganz seltene Qualle mit der Kamera eingefangen haben.
    Nichtsahnend ging Stanley zur Bühne zurück. Dann schloss er die Augen, kratzte sich an der Stirn und sah beunruhigt aus. Wir sollten denken, dass sich noch jemand gemeldet hatte, aber offenbar unter schwierigeren Umständen als die anderen.
    Du mieses Stück Scheiße.
    Er schlug die Augen auf und blickte über die leere Bühne.
    »Oh.«
    Dann wich er einen Schritt zurück.
    »Das gefällt mir nicht.«
    Mein erster Gedanke war, wie merkwürdig es schien, so etwas zu sagen. Auch der Ausdruck auf seinem Gesicht war irgendwie falsch. Er sah beinah fassungslos aus, als wäre der Geist, den er jetzt sah, ganz unerwartet grausig.
    Wohin steuerst du denn jetzt?
Er war doch bestimmt schlau genug, um sich darüber im Klaren zu sein, dass die Leute es nicht gut finden würden, wenn ihre toten Verwandten gruselig aussahen?
    Das Publikum scharrte nervös mit den Füßen, ein wenig verstört von der Vorstellung. Er war sehr blass geworden, horchte intensiv und schien den Blick von dem abwenden zu wollen, was er sah, konnte es aber nicht.
    Ich hatte plötzlich eine dunkle Ahnung, dass er eine Frage über »Julie« stellen werde, und ich zitterte, als er sich zu uns umwandte und der frühere, beruhigende und tröstende Ausdruck von seinem Gesicht verschwunden war.
    Er räusperte sich.
    »Bedeutet der Name Tori irgendjemandem etwas?«

14
    Donnerstag, 1. September
    D eshalb habe ich Sie angerufen«, sagte der Kriminaltechniker.
    Currie stützte sich auf die eine Seite des Schreibtischs, Swann auf die andere, beide wurden vom grünen Licht des Monitors beschienen. Zwischen ihnen saß der Techniker und klickte zweimal mit der Maus. Auf dem Bildschirm erschien eine Liste der SMS -Nachrichten, die in den letzten drei Wochen von Julie Sadlers Telefon aus geschickt worden waren. Die vier am Ende waren die Botschaften aus der Zeit nach ihrem Tod:
    Du hast sie sterben lassen.
    Die sechs vorher bestanden jeweils aus den Zeilen, die immer wiederholt wurden:
    Hi. Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Alles in Ordnung. Hab nur zu tun. Hoffe, bei dir auch alles ok. Vielleicht holen wir’s bald mal nach. Julie
    Es war mehr oder weniger der gleiche Text, den sie bei den früheren Morden gefunden hatten. Man ging von der Annahme aus, dass der Mörder die Botschaft »Alles in Ordnung« auf Julies Handy gespeichert hatte und sie dann an alle schickte, die sich inzwischen bei ihr gemeldet hatten.
    Currie zeigte auf die komplizierten Zahlenreihen neben jeder Botschaft. Sie bezogen sich auf den GPS -Standort von Julie Sadlers Mobiltelefon, als damit die SMS geschickt wurden.
    »Die haben wir alle schon geortet«, sagte er.
    »Deshalb wollte ich mit Ihnen sprechen.«
    Der Techniker klickte eine Zahl an. Das neue Fenster brauchte eine Sekunde oder zwei, bis es sich öffnete. Als es geladen war, zeigte es ein Satellitenfoto.
    »Es ist genauso wie bei allen anderen«, sagte er. »Er hat das Handy in einer sehr ruhigen Gegend angeschaltet, die SMS geschickt, es dann wieder abgeschaltet.«
    Currie betrachtete die Gegend, die auf dem Bildschirm zu sehen war. Das Technikerteam hatte den Standort von Julie Sadlers Handy für jede der verschickten Nachrichten bis auf ein paar Meter exakt bestimmt.

Weitere Kostenlose Bücher