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Tote Wasser (German Edition)

Tote Wasser (German Edition)

Titel: Tote Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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Parkstreifen auszuweichen. Wenn es das falsche gewesen wäre, hätten sie immer noch so tun können, als wäre es ein Unfall gewesen.»
    Perez nickte. Und wieder spielte er die Szene in seinem Kopf durch. Markham war sicher zu Tode erschrocken, und selbst der neue, gewandelte Markham musste wütend gewesen sein. Bestimmt war er schimpfend und fluchend aus dem Wagen gestiegen. Das hätte jeder getan. Und Francis Watt, dem der Nebel den letzten Sinn für die Realität geraubt hatte, dessen Nerven von der Warterei und dem nicht enden wollenden Gerede seiner Frau zum Zerreißen gespannt waren, hatte zugeschlagen. Er hatte einen Spaten von der Transportfläche des Lieferwagens genommen und einfach zugeschlagen.
    Am Verhör von Francis Watt hatte Perez nicht teilgenommen. Er hatte befürchtet, nicht ruhig und professionell genug bleiben zu können, aber er hätte Francis doch gern gefragt, wie er sich zu diesem Zeitpunkt gefühlt hatte. Hatte er dieses Gefühl der Macht genossen? Hatte er deshalb beschlossen, noch einen Mord zu begehen?
    «Und was ist dann passiert?» Das war wieder Sandy, der wollte, dass sie vorankamen. Vielleicht hatte er ja noch eine Verabredung in der Stadt. Wollte sich mit einem Mädchen treffen, oder womöglich warteten seine Freunde in der Bar auf ihn, bereit, den Abschluss des Falls zu feiern. Perez stand auf und holte ihm noch ein Bier aus dem Kühlschrank.
    «Sie wollten Markham nicht da liegen lassen.» Willow klang jetzt heiter und fröhlich. Der Fall war abgeschlossen, und sie hatte ihn nicht vermasselt. «Bald würde der Feierabendverkehr aus Lerwick losgehen, die Leute würden kommen, um ihre Autos zu holen. Also hoben sie ihn auf die Ladefläche des Lieferwagens. Die Leiche nach Aith zu bringen war natürlich Francis’ Idee. An den Ort, wo die Staatsanwältin wohnte. Eine mittelbare Botschaft an die Ehebrecherin. Beim Verhör erzählte Francis mir, dass er es für passend hielt, Markhams Leiche im Hafen treiben zu lassen. Deshalb hievten sie sie in die Jolle. Ehe sie das Boot ins Wasser schoben, warf Francis noch einen Blick in Markhams Aktentasche. Da war natürlich nicht viel drin, denn zu dem Zeitpunkt gab es ja noch kaum Material für eine Story. Nur der Fotoapparat und ein Stapel Postkarten, die Markham am Vormittag in der Bonhoga mitgenommen hatte. Die Karte an Annabel Grey muss Jerry in Brae aufgegeben haben, als er dort zu Mittag aß. Francis nahm sich ein paar Karten. Als Andenken.»
    Noch ein Hinweis darauf, dachte Perez, dass es Francis Spaß gemacht hatte zu morden, dass er etwas haben wollte, das ihn später daran erinnern würde.
    «Spät in der Nacht haben sie dann Markhams Wagen nach Vatnagarth gefahren und dampften danach wieder ab nach Fetlar», sagte Willow. «Um ihre Boote zu bauen und ihre Pullover zu stricken und die letzten Pläne für die Hochzeit ihrer Tochter zu machen. Als wäre nichts geschehen.»
    «Aber Markham hatte sich mit John Henderson getroffen», ergänzte Perez. «Und Henderson vermutete, dass der Mord an Markham mit dieser alten Geschichte zusammenhing. Mit seiner längst vergangenen Affäre mit der Staatsanwältin. Ich glaube, dass er den Entschluss gefasst hatte, Evie alles zu erzählen.»
    «Obwohl sie wahrscheinlich ohnehin schon manches ahnte. Zumindest ahnte sie, dass Markham auf die Shetlands gekommen war, um Gerüchte über Henderson zu verbreiten. Und das hat ihr offenbar nichts ausgemacht, oder? Sie hat gefeiert, sich betrunken und danach beschlossen, dass es nicht wichtig war. Am nächsten Tag benahm sie sich wieder ganz normal. Sie liebte John und wollte ihn auf jeden Fall heiraten.» Willow blickte die beiden Männer an. «Was für eine entsetzliche Verschwendung! Was glaubte Francis nur, damit zu erreichen?»
    «Henderson beging den Fehler, erst Francis anzurufen», sagte Perez. «Um ihn zu warnen, dass Evie zu aufgebracht sein könnte, um ihn noch heiraten zu wollen. Wahrscheinlich hielt er das für ehrenhaft. Die Männer waren alte Freunde. Und irgendwas an Francis’ Reaktion ließ in John dann vielleicht den Verdacht entstehen, dass er der Mörder war.»
    «Und deshalb musste Henderson auch sterben.»
    «Genau. Gut möglich, dass Francis sich da schon als eine Art Racheengel sah. Er muss sich eingeredet haben, dass es für alle das Beste wäre, dass Evie es nicht verdient hätte, einen Ehebrecher wie Henderson zum Mann zu bekommen. Und diesmal gab er sich sogar noch mehr Mühe mit dem Leichenfundort. Legte Henderson neben die Puppe

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