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Tote Wasser (German Edition)

Tote Wasser (German Edition)

Titel: Tote Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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nach Ravenswick zurückkehrte und Cassie am Fenster unserer Nachbarin sah. Sie hielt Ausschau nach mir. Da dachte ich, für sie würde ich auch morden.» Verlegen wandte er das Gesicht ab, ehe er weitersprach. «Francis liebt Evie. Sie ist ihm wichtiger als sein Sohn, dem nichts daran liegt, zurück auf die Shetlands zu kommen. In ihr sieht er die Zukunft der Inseln. Er wollte, dass sie eines Tages seinen Bootsbau übernimmt, in seinem Haus auf Fetlar wohnt. Er dachte nur noch an sie. Das ist gefährlich für Eltern. Manchmal muss man seine Kinder ihren eigenen Weg gehen lassen. Man muss das Risiko eingehen, dass sie verletzt werden. Aber ich glaube auch, dass Francis sogar noch stolz darauf ist, einen Mord begangen zu haben, um ihr Schmerz zu ersparen.»
    Alle im Zimmer schwiegen.
    «Und er ist schrecklich jähzornig», fuhr Perez fort. «Das hat Maria bestätigt, nicht wahr, Sandy? Ich bat dich ja darum, sie zu fragen, wie es war, als Francis damals zu den Markhams ins Hotel kam, weil er herausgefunden hatte, dass Evie schwanger war. Mir sagte sie, er hätte Schaum vorm Mund gehabt vor Wut, aber das sind so Redensarten. Ich musste wissen, ob das wörtlich zu nehmen war.»
    «Das war deine dritte Frage an sie», ergänzte Sandy. «Maria sagte, dass Francis völlig durchdrehte, wirres Zeug redete. Er schlug Peter und verpasste ihm ein Veilchen. Sie wollte ihn anzeigen, doch davon wollte Peter nichts wissen.»
    «Francis ertrug den Gedanken nicht, dass Hendersons Affäre mit der Staatsanwältin bekannt werden könnte», sagte Perez. «Doch er machte sich viel mehr Sorgen darum, dass Markham es Evie erzählen und ihr die Hochzeit verderben könnte, als dass er an die öffentliche Schande dachte. So wie Francis es sah, hatte Jerry das Leben seiner Tochter schon einmal ruiniert. Und Markham drohte damit, Evie alles zu erzählen. Er hielt es für das Richtige, dachte, Evie habe ein Recht darauf zu erfahren, dass Henderson nicht so perfekt war, wie sie glaubte. Der Gedanke daran machte Francis schier wahnsinnig. Er war so froh, dass Evie diesen Mann heiraten wollte, den alle so gut zu kennen glaubten: John Henderson, den braven Gläubigen, den tugendhaftesten Mann auf den Shetlands. John Henderson, der seine sterbende Frau gepflegt hatte. Stellt euch bloß mal vor, was das für einen Skandal gegeben hätte, wenn die Leute erfahren hätten, dass er sich freitagabends immer aus dem Haus geschlichen hat, um zur Zerstreuung mit so einer hochnäsigen Zugezogenen aus dem Süden zu schlafen! Und wie hätte Evie sich erst gefühlt! Francis glaubte, das hätte sie so niedergeschmettert, dass sie die Hochzeit abgeblasen hätte. Ohne Johns Unterstützung wäre sie aber nie nach Fetlar zurückgezogen und hätte nie den Familienbetrieb übernommen. Und das hätte das Ende der Welt für Francis bedeutet.»
    Die Torfstücke im Kamin fielen auseinander und qualmten.
    «Es war immer schon gemunkelt worden, Rhona Laing hätte einen heimlichen Geliebten», fuhr Perez fort. «Einen geheimnisvollen Fremden, der nachts mit dem Boot kam und vor dem ersten Tageslicht wieder verschwand. Ganz so war es dann zwar nicht, aber die Klatschmäuler hatten doch weitgehend recht. Und wir wissen ja auch, dass Miss Laing nicht gerade zimperlich ist, was Ehebruch angeht. Immerhin hatte sie ja schon die Affäre mit Richard Grey gehabt. Dann starb Agnes, und ihr Verhältnis mit Henderson ging zu Ende. Markham zog nach London, und die Staatsanwältin muss gedacht haben, dass damit alles vorüber und vergessen wäre.»
    «Mir ist nicht ganz klar, wie Markham dabei überhaupt ins Spiel kam.» Willow streckte die Hand nach ihrem Glas aus und trank einen Schluck Whisky.
    «Markham wusste es.» Perez glaubte nicht, dass Markham der Einzige auf den Shetlands gewesen war, der ahnte, dass die Staatsanwältin und Henderson eine Affäre hatten. Aber er war der Einzige gewesen, der sein Wissen ausnutzen wollte. «Er muss es herausgekriegt haben, als er noch für die
Shetland Times
arbeitete. Er hat John und Rhona erpresst. Damals war er einfach nur ein widerlicher Kerl. Ich nehme an, dass es die Staatsanwältin war, die bezahlte. So konnte Markham sich das schicke rote Auto leisten. Alle dachten, seine Eltern hätten es ihm geschenkt.»
    «Aber das war Jahre her.» Sandy trank Bier, keinen Whisky. Schließlich sollte er am Ende des Abends Willow Reeves zurück zu ihrem Hotel fahren. «Warum konnten sie nicht alles auf sich beruhen lassen?»
    «Weil Markham sich geändert

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