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Tote Wasser (German Edition)

Tote Wasser (German Edition)

Titel: Tote Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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hinterließ ihr Nachrichten auf der Mailbox», ergänzte Perez. «Und vielleicht hat er dabei ja doch genug ausgeplaudert, dass sie zumindest erraten konnte, in welche Richtung das ging, was er ihr sagen wollte. Irgendwas hat ihr am Abend ihres Junggesellinnenabschieds jedenfalls mit Sicherheit auf der Seele gelegen.»
    «Mit wem hat Markham sich denn nun in der Bonhoga getroffen?», fragte Sandy. Er hatte sein Bier ausgetrunken. Perez merkte genau, dass er gern noch ein zweites gehabt hätte, sich aber nicht traute, darum zu bitten.
    «Mit Jessie Watt. Brian, der Cafébetreiber, dachte, es könnte Evie gewesen sein, aber die beiden sehen sich ja auch sehr ähnlich. Es war Jessie, ausgehfein zurechtgemacht. Markham hatte den Watts bereits am Telefon von Hendersons Affäre erzählt. In der Bonhoga wollte Jessie versuchen, ihn dazu zu bringen, die Sache für sich zu behalten, aber er weigerte sich. Er sagte, Evie sollte wissen, was für einen Mann sie da heiraten wollte.»
    «Dann wusste Jessie, dass ihr Mann ein Mörder ist?»
    Perez zuckte die Schultern. «Sie muss ihm dabei geholfen haben – wenigstens bei dem Mord an Markham. Die beiden haben Fetlar zusammen verlassen. Die Jungs von der Fähre sagten zwar aus, sie hätten die Watts an dem Tag nicht gesehen, aber Francis hat einfach sein eigenes Boot genommen. In Vidlin hat er einen alten Lieferwagen stehen, für den Fall, dass er für seine Arbeiten auf der Hauptinsel mal Werkzeug oder Holz mitnehmen muss. Francis hat Jessie zur Bonhoga gefahren, wo sie einen letzten Versuch unternahm, Markham zu überreden, wieder zurück in den Süden zu fliegen und sie in Ruhe zu lassen. Danach folgten sie Markham bis Sullom Voe. In der Zeit müssen sie hin und her überlegt haben. Sie hätten umdrehen und mit dem Boot wieder nach Hause fahren können, aber Francis ist nicht der Mann, der Markham mit so etwas durchkommen lässt. Mittlerweile war er schon regelrecht blind vor Wut und wollte Markham mit aller Macht daran hindern, Evie von Hendersons Affäre zu erzählen oder über das Wasserkraftprojekt zu schreiben.»
    «Jessie sagt, sie hätte versucht, ihn davon abzubringen», warf Willow ein. Sie reckte sich. «So eine dumme, schwache Frau. Mit besonders viel Nachdruck kann sie’s ja nicht versucht haben.»
    Perez dachte, dass Jessie immer in der Überzeugung gelebt hatte, Francis habe recht. Es war sicher schwer gewesen, in dieser Sache gegen ihn aufzubegehren.
    «Sie sind also zurück zu der Kreuzung bei Lunna gefahren, um auf Markham zu warten, weil sie ja wussten, dass er auf dem Rückweg von Sullom dort vorbeikommen musste. Dass er sich bei Scatsta noch mit Henderson treffen wollte, wussten sie bestimmt nicht.»
    Perez stellte sich vor, wie das Paar in dem schäbigen weißen Lieferwagen saß und wartete. An dieser Kreuzung standen immer Fahrzeuge – dort trafen sich die Fahrgemeinschaften auf dem Weg in die Stadt. Niemand würde die beiden bemerkt haben. Vielleicht hatte Jessie ja sogar etwas zu essen mitgenommen. Irgendwas nach traditionellem Rezept natürlich: Sandwiches mit geräuchertem Hammelfleisch, etwas Selbstgebackenes. Hatten sie womöglich nur vorgehabt, Markham einen Schrecken einzujagen? Ihm zu sagen, dass er wieder verschwinden solle? ‹Sie haben unserer Tochter das Herz schon einmal gebrochen. Und jetzt wollen Sie es wieder tun. Jetzt, wo sie glücklich werden, mit einem anständigen Mann ein neues Leben beginnen könnte.› Oder wiesen die aufwendigen Vorbereitungen für die Fahrt darauf hin, dass Francis Watt schon vorher mit dem Gedanken an Mord gespielt hatte? Perez glaubte, dass die beiden, während sie warteten, über Markham gesprochen hatten, sich gegenseitig in Rage geredet und von Jerrys Niedertracht überzeugt hatten. Als dann der Nebel kam und die Sicht immer schlechter wurde, musste die Spannung in dem Lieferwagen unerträglich geworden sein.
    «Woher wussten sie denn, dass es Markhams Auto war?», unterbrach Sandy Perez’ Gedanken. «Der Nebel muss zu diesem Zeitpunkt doch schon so dicht gewesen sein, dass sie bestimmt nicht sehen konnten, wie er näher kam.»
    «Aber sie konnten ihn hören, nicht wahr?» Willow lag jetzt auf der Seite und stützte sich auf den Ellbogen. Im Schein des Feuers hatte ihr Haar eine andere Farbe angenommen. «Diesen Motor. Kein anderes Auto auf den Shetlands hat so einen Motor. Jedenfalls konnte man es ja mal versuchen. Den Lieferwagen anlassen und rausfahren, um das entgegenkommende Auto zu zwingen, auf den

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