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Tote Wasser (German Edition)

Tote Wasser (German Edition)

Titel: Tote Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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seiner künftigen Frau und band ihm das Foto vors Gesicht.»
    Willow schenkte sich noch einen Whisky ein. «Der Gerichtspsychiater wird seine helle Freude an der Sache haben!» Sie blickte ins Feuer. «Mit dem Mord an Henderson hatte Jessie übrigens nichts zu tun. Francis brach in aller Frühe auf und war gerade erst heimgekommen, als Sie an dem Nachmittag bei den Watts vorbeischauten, Jimmy. Jessie hat den ganzen Tag auf dem Feld gearbeitet. Sie hat nicht gefragt, wo Francis mit dem Boot hinwollte. Sie wollte es nicht wissen.»
    Einen Augenblick lang schwiegen alle drei.
    «Ich glaube, im Grunde gibt Francis Rhona Laing die Schuld an allem», fuhr Willow fort. «Sie hat Henderson verführt und sich nicht darum geschert, dass seine Frau im Sterben lag. Mit ihr hat alles angefangen. Für Francis war sie es, die einen Mörder aus ihm gemacht hat.»
    Perez lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. «Heute Nachmittag habe ich Evie gesehen», sagte er. «Sie bleibt jetzt erst mal bei Jen und Andy Belshaw.» Er dachte an die unbändige Wut der jungen Frau, das Lodern in ihren Augen und die bösen Worte. Der Hass auf ihre Eltern half ihr vorerst über den Kummer hinweg, aber das würde nicht lange andauern.
    Perez wollte jetzt, dass seine Gäste gingen. Er war müde und wollte mit seinen Gedanken und Erinnerungen allein sein. Die beiden anderen merkten dies offenbar, denn mit einem Mal standen sie auf, und im nächsten Moment hatten sie bereits die Tür geöffnet, und kühle Abendluft erfüllte das Haus.
    Sandy ging voraus, rannte die Böschung zum Auto beinahe hinunter. Perez kam zu dem Schluss, dass er auf jeden Fall eine Verabredung mit einer Frau haben musste. Willow blieb noch einen Moment bei ihm stehen. «Morgen fliege ich zurück in den Süden», sagte sie. «Mein Vater hat Geburtstag. Ich nehme das erste Flugzeug, werde Sie also nicht mehr sehen.»
    «Aber Sie kommen doch wieder?» Kurz überfiel ihn Panik. Er begriff, wie sehr sie ihm fehlen würde.
    «Ja, ich denke schon. Sie wissen ja, wie diese Fälle sind. Es bleiben immer Fragen übrig, die noch zu klären sind.»
    Er dachte, dass sie ihm wieder einen Kuss geben würde, wie an dem längst vergangenen Abend im Hotel. Ein Küsschen auf die Wange. Doch sie winkte ihm nur zu und folgte Sandy den Abhang hinunter. Perez blieb in der offenen Tür stehen und kam sich betrogen vor.

Kapitel 47
    A m folgenden Tag war es sonnig und windstill und überraschend warm. Noch eine Woche bis zum Mai, aber man fühlte sich schon wie im Sommer. Rhona Laing hatte den Tee nach draußen gebracht, an einen runden, von Büschen umgebenen Holztisch. Vor den Blicken anderer verborgen, kam man sich hier vor wie in einem Versteck für Kinder, wie in einem geheimen Garten. Hatte sie hier auch mit John gesessen, Wein oder Kaffee mit ihm getrunken, geschützt vor den neugierigen Blicken ihrer Nachbarn? Sie hatte Perez telefonisch zu sich bestellt.
    «Jimmy, ich glaube, Sie haben eine Erklärung verdient.»
    Es war Earl-Grey-Tee. Den hatte Fran auch gemocht.
    «John hat mir etwas bedeutet», sagte sie. «Das war nicht bloß eine leichtfertige Affäre.»
    Perez sagte, dass ihn das wirklich nichts angehe.
    «Sie haben mir das Leben gerettet, Jimmy. Wie ich schon sagte, Sie haben eine Erklärung verdient.»
    «Ich hätte Sie viel eher zurückrufen sollen.» Er schenkte sich Tee nach.
    «Und ich hätte Ihnen von Anfang an vertrauen sollen.» Sie blickte ihm gelassen über den Tisch hinweg in die Augen. «Ich hatte schon immer Schwierigkeiten damit, Männern mein Vertrauen zu schenken.»
    Perez dachte, dass ihr das jetzt wohl noch schwerer fallen würde.
    Rhona sprach weiter. «Ich habe zugelassen, dass Markham mich erpresste», sagte sie. «Wie dämlich von mir! Das machte es so schwer für mich, jemandem zu erzählen, was vorgefallen war. Dadurch hatte ich mich in eine Straftat verwickeln lassen … Wenn es nur um diese Affäre gegangen wäre …» Ihre Stimme erstarb. «Aber ich hätte es nicht ertragen, wenn die Leute sich das Maul über John zerrissen hätten, solange Agnes noch am Leben war. Und dann zog Markham nach London. Ich dachte, wenn ich ihm nur genug Geld gebe, hört das alles auf.»
    «Was geschah an dem Tag, als Francis Watt Sie entführte?» Perez hatte ihre Aussage gelesen, aber die war trocken und sachlich. Er konnte sich nicht einfühlen, sich nicht vorstellen, wie es für sie gewesen war. Den ganzen Tag über war sie in Francis’ Gewalt gewesen. Und die Spuren dieses

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