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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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den Gehsteig zur Stadt ab. Die beiden anderen Jungs blockierten den Weg zurück Richtung Kindergarten. Aus den gierigen Blicken waren raubtierhaft verzerrte Fratzen geworden.
    Rosalind rannte los, genau in die Mitte der Einkesselung, wo ein Auto ihr diesen Ausweg eigentlich versperrte. Sie hechtete auf die Motorhaube, glitt ab, fing sich, sprang aufs Dach und vom Dach auf die Straße. Staunend über ihre eigene Tollkühnheit wie auch den Anlass dafür – Teenies! – begann sie zu rennen. Sie war wieder bei Atem, aber ihre Beine fühlten sich bleischwer an. Wohin sollte sie überhaupt?
    Ihr Auto fiel ihr ein. Ihre Wohnung auf dem Land. Aber erst mal ihr Auto. Mit verriegelten Knöpfchen wäre sie darin in Sicherheit. Und könnte endlich in Ruhe telefonieren. Und Radio hören.
    Obwohl sie ein Leben lang lieber telefoniert als Radio gehört hatte, war das Autoradio ihr letzter Gedanke in diesem Leben, was vielleicht daran lag, dass sie es anschaute, während sie die Tür öffnete.
    Hubert Helfert und Mia Forster knallten mit den Köpfen zusammen, als sie sich auf sie stürzten und gleichzeitig zubeißen wollten, beide in den Hals. Rosalind Müller wollte instinktiv unter ihnen wegtauchen und schlug sich dabei selbst an der Autotür k.o., was Helfert einen Dämpfer versetzte, denn er liebte es, wenn die Beute beim Fressen zappelte.
    Futterneid gegen die gierig an ihrem ersten Opfer schmatzende Mia Forster ließ ihn sich dann trotzdem bedienen. Sie zerrten den leblosen Körper hin und her. Helfert spürte eine Art Erheiterung beim Gedanken an das Fressverhalten einer Löwenhorde an einem Zebra-Kadaver. Solche Tiersendungen hatte er geliebt. Aber das hier war besser. Er stand drauf, dass die Beute sich danach wieder regte. So war er Killer, Fressmaschine und Schöpfer neuer Killer-Kreaturen in einem. Die Rolle seines Lebens.
    Als er selbst satt war, drängte er Mia Forster, die einfach nicht genug kriegen konnte, weg von dem zerfetzten Ding am Boden. Er wollte den Moment nicht verpassen.
    Die Forster blieb auf den Knien, starrte außer sich über das Erlebnis ihrer ersten Jagd vor sich hin und verdaute atemlos. Helfert hörte etwas, derweil er sie voller Verachtung betrachtete. War sie das? Aber dieser Lockruf erreichte ihn nicht über die Ohren, und die Stimme klang auch nicht nach einer Frau.
    Er sah zwei von seiner Sorte die Straße entlang ziehen Richtung Innenstadt. Er wusste nicht, woran er es merkte, aber ihm war klar, die hörten diesen Lockruf auch und folgten ihm. Wieder war es eine Art Futterneid, was ihn handeln ließ. Wenn etwas Neues vor sich ging, dann wollte er der Erste sein. Immerhin war er der Erste überhaupt, was alle seiner Art würdigen sollten, aber leider nicht mal ahnten.
    Instinktiv wischte er an dem neuen Blut an seinem Mund herum, das sich mit altem, längst vertrocknetem und wieder aufgeweichtem Blut vermischte. Seine Art war die einzige, die sich um körperliche Reinheit überhaupt nicht scherte. Auch dieser Gedanke war eigentlich gar keiner, sondern nur etwas, das aus seinem Vorleben in ihm abgespeichert war und sich gelegentlich aus dem Speicher löste und in ihm herumirrte, bevor es verpuffte oder sich neu irgendwo anhaftete.
    Er registrierte, ohne dass es ihn noch interessierte, dass die Forster ein Stück auf den Knien hinter ihm her gerutscht war und nun auf die Beine kam. Die Müller hatte es zurück ins Leben geschafft, falls das Leben zu nennen war, orientierte sich noch, aber hatte ihre Mörder und Neuschöpfer schon erkannt und neu eingeordnet. Ob sie ihm folgen würde, war ihm egal. Er wollte nur noch wissen, was da in seinem Kopf vor sich ging und wohin es ihn verschlagen würde, dem Lockruf zu folgen.
     
    Frieda schaffte es gerade noch, aufzuspringen.
    Sie war Wicca hinterher getaumelt den ganzen Weg von der Burg hinab zur Senioren-Residenz. Letztlich ging es nur darum, einem Wesen zu folgen, das sich bewegte. Von der erstbesten Nahrung am Wegesrand ließ sie sich ablenken. Ein alter Knacker ohne Zähne nagte ergebnislos an einer Pflegerin herum, die er zwar frisch getötet hatte, aber ohne sie zu verletzen. Frieda drängte sich an die Beute heran und fraß ein erstes Loch hinein, was der Greis sich gefallen ließ, weil es seinem stumpfen Zahnfleischmund die Nahrung zugänglich machte.
    Beim Fressen ließ Frieda aber das Wesen nicht aus den Augen, dem sie gefolgt war. Wicca hatte zunächst dagesessen und beobachtet, wie der Greis die Schwester durch sein bloßes Gewicht

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