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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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fliehendem Kinn, räusperte sich und warf ihm einen giftigen Blick zu.
    „Moment mal, hatten wir nicht gestern noch über 700 EPa?“, empörte sich der Leutnant.
    „Im Zuge der Burgbesetzung sind zwei Dutzend Mann desertiert und haben zwei Großkartons mitgehen lassen“, antwortete ihm der Unteroffizier kleinlaut.
    „Warum erfahre ich das erst jetzt!“, fauchte der Oberst. „Über welche Truppenstärke verfügen wir noch?“
    „Beim Durchzählen vor einer Stunde 117 Mannschaften.“
    „Wie bitte! Wollen Sie mir sagen, meine Truppe hätte sich in zwei Tagen halbiert?“
    „Wir haben keinerlei Zwangsmittel“, setzte sich der Stabsfeldwebel gegen ein plötzliches Durcheinander von Stimmen durch. „Wir können nicht verlangen, dass die Männer auf desertierende Kameraden schießen. Das würden sie auch gar nicht machen. Letztlich werden uns langfristig nur diejenigen bleiben, die es sich nicht zutrauen, allein da draußen zu überleben.“
    „Ich hätte da einen Vorschlag“, sagte Mertel ruhig.
    „Wir hören.“
    „Weg mit dem alten Schamott. Sie führen hier keinen militärischen Krieg. Stellen Sie um auf die Organisation des Überlebens einer größeren Gruppe unter Verwendung sämtlicher Ressourcen.“
    „Und mit Schamott meinen Sie...“
    „Zuallererst mal die Befehlskette. Wir fünf Hanseln sind bestimmt nicht schlauer als 117 vermutlich teils kampferprobte, auf jeden Fall aber gewiefte junge Leute. Wer sich eingebunden fühlt und mit entscheiden und seine Talente einbringen kann, hat weniger Lust davonzulaufen.“
    Der letzte Satz Mertels ging unter in empörten Protesten der Militärs. Der einzige, der schwieg, war der Oberst. Er hörte sich das Geschrei eine Weile an, stand dann auf, schnappte sich das Schwert einer Ritterrüstung, klopfte hart mit dem Knauf auf den Tisch und verkündete:
    „Wie sollen wir Disziplin von unseren Männern erwarten, wenn die Führungskräfte sich derart disziplinlos verhalten wie ich es hier erlebe? Leutnant, Sie wollen ernsthaft diesen Posten hier gleich wieder aufgeben? Habe ich das eben richtig gehört?“
    „Ich habe nur anmerken wollen, dass wir unten in der Kaserne ganz andere Möglichkeiten der Verteidigung...“
    „Ach ja, welche denn? Haben Sie schon vergessen, warum wir unter anderem hier sind? Wir hatten da unten kaum noch Munition. Und der Zaun war an drei Stellen massiv eingedrückt und kurz davor, niedergerissen zu werden.“
    „Tut mir leid, Oberst, aber ich halte es nach wie vor für lächerlich, uns mit Waffen aus dem Mittelalter auszustatten. Ich muss zwar zugeben, dass es hier so einiges gibt, das man gegen die Überträger einsetzen könnte, aber die Männer müssten erst mal lernen, damit umzugehen.“
    „Es gibt noch einen anderen Grund, den ich bisher nicht erwähnt habe. Das bringt uns zurück zu Tagesordnungspunkt A. Die Burg birgt einen sehr reichhaltigen Vorratskeller, angelegt für Katastrophenzeiten.“
    „Ach ja?“, fragte der Leutnant verblüfft. „Wir haben bei der Einnahme jeden Winkel in den untersten Etagen geprüft. Vorräte haben wir nicht gefunden.“
    „Die liegen auch nicht einfach so herum.“
    „Und woher wissen Sie dann davon? Woher wissen Sie überhaupt davon?“
    „Weil ich für den geheimen Katastrophenschutz gearbeitet habe, bevor das alles passiert ist.“
    „Für den... wie bitte?“
    Die beiden Unteroffiziere raunten sich etwas zu und schüttelten die Köpfe. Auch Mertel machte ein fragendes und höchst skeptisches Gesicht.
    „Schon gut. Wir müssen eine bestimmte Mauer einreißen. Außerdem... Herr Polizeihauptkommissar, vielleicht wollen Sie selbst etwas zum Thema beitragen?“
    Mertel grinste etwas verlegen.
    „Ich nehme an, Sie haben mein Auto durchsucht und meine Vorräte gefunden. Keine Angst, ich habe keinen Supermarkt geplündert oder so...“
    „Woher Sie die Sachen haben, ist uns egal. Die Frage ist...“
    „Schon klar. Selbstverständlich können Sie darüber verfügen. Ich hätte das sowieso noch angeboten.“
    „Das wollte ich hören. Tagesordnungspunkt B...“
    „Moment mal“, erdreistete sich Leutnant Obenherum-Muskelpaket. Mertel registrierte, wie der Typ immer frecher wurde und dabei, wie Gesten und Blicke zeigten, von den Unteroffizieren symbolisch unterstützt wurde. Die drei bildeten körpersprachlich eine Einheit, was darauf hindeutete, dass sie sich abgesprochen hatten. Plötzlich dämmerte Mertel, warum der Oberst ihn freigelassen und an seine Seite geholt hatte: als

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