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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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nachdenklich, schüttelte den Kopf und schloss sich ihnen an.
    „Das war überfällig!“, sagte einer von ihnen, als sie am Abzweig zum Treppengang ankamen. Klangfärber hörte nicht heraus, wer es war, aber wusste, dass alle so dachten. Er war entschlossen, ihnen so schnell wie möglich zu folgen und einen wesentlichen Beitrag zur Evakuierung zu leisten. Aber er hatte das Gefühl, seine Männer nie wieder zu sehen, als er sich in die Gegenrichtung wandte, um Amelie zu holen.
     
    „Was zum Teufel treiben die da?!“
    Stolte stand mit zwei Kameraden auf der Eckbastion, die den Vorburgtor-Bereich sicherte, und starrte mit ihnen hinunter auf eine Art Strudel oder Wirbel im Hexenkessel der Zombiemassen.
    Seit die Sonne über den Waldrand schaute und die Hauptangriffsfront ausleuchtete, war die Meute schier außer Rand und Band geraten. Man wusste nicht, wohin man blicken und in welche Richtung man sichern sollte. Ringsum an allen Mauern bildeten sich Schein-Rampen, die sofort in sich zusammenbrachen, wenn die Flammenwerfer anrückten.
    Es war klar, dass damit vom Hauptangriffspunkt abgelenkt werden sollte, dem Vorburgtor. Inzwischen sah es nicht nur so aus, als würden das Tor bersten und das Fallgitter sich nach innen biegen, sondern als würden bald auch die Tortürme selbst unter der Tonnenlast des Ansturms wanken und einstürzen.
    Und nun an ganz anderer Stelle, mittendrin, diese völlig neue Aktivität, die den Anschein weckte, als komme sie von unten und werde nicht von den Zombies ausgelöst, sondern sei zu deren Schaden.
    „Das ist der Panzer!“, brüllte Stolte, als unter den wogenden Massen ein Stück vom Geschützrohr zum Vorschein kam. Es sah aus als würde sich der Tank über die Leiber, die vor ihm herum wimmelten, nach oben arbeiten, während von denen, die sich in dicken Trauben auf ihm fest klammerten, immer mehr absprangen und so immer mehr vom Tarnanstrich und vom Gefährt selbst sichtbar wurde.
    „Diese verdammten Schwachköpfe. Holen Sie den Funker!“
    Er gab dem erstbesten Soldaten neben sich einen Stoß, hielt ihn kurz entschlossen zurück und befahl: „Nicht holen. Sagen Sie ihm, er soll mit Nachdruck den Befehl wiederholen. Befehlsverweigerung führt zur standrechtlichen Erschießung. Die sollen runter in die Stadt.“
    Der Mann rannte zum Treppenabgang der Wehrmauer und hielt kurz inne, als er Stolte sagen hörte:
    „Falls sie dafür nun überhaupt noch genug Sprit haben.“
     
    Sie hatten geahnt, dass es so gekommen war, und angesichts der Gesamtlage war es objektiv keine große Sache, aber doch traf es alle drei wie ein Schock, als ihnen auf dem Burghof eine Gestalt entgegen wankte, die auf zwei Beinen lief, aber ganz klar kein Mensch war. Sie erkannten ihn an der aufgeschlitzten Kehle, bevor sein Gesicht Erinnerungen weckte, denn dieses Gesicht hatte mit dem des einst lebenden Menschen kaum noch etwas gemein.
    Mertel, Niedermüller und Leistner, ein jeder der drei hatte bereits mit allen Erscheinungsformen von Untoten zu tun gehabt – mit solchen, die von normalen Menschen kaum zu unterscheiden waren bis hin zu denen, die nichts waren als hirntote, blutgierige Monstren.
    Kuckel gehörte zur letzten Sorte und da wieder zu den allerschlimmsten Vertretern: aufgequollen, blau angelaufen, bewegungseinschränkt wie ein verrosteter Roboter und die eisigen Leichenaugen zu einem Blick verengt, der schlimmer war als das Angriffslauern eines tollwütigen Raubtiers, nämlich einfach nur bösartig.
    Alle drei waren kampferprobt. Alle drei waren doppelt bewaffnet mit je einer Dienstpistole und einer antiken Waffe aus dem Arsenal der Burg. Leistner und Niedermüller hatten sich für Kurzschwerter entschieden, die sie in Scheiden gesteckt und umgehängt trugen, bei Begegnung mit Kuckel aber sofort zogen. Mertel trug eine Streitaxt mit Stichdorn in der rechten Hand.
    Sie waren dem Angreifer in jeder Weise überlegen, waren intelligent und schnell und vor allem zu dritt. Sie waren sich, nach dem ersten Schock, ihrer Sache sicher. Und doch passierte das Unglaubliche.
    Es passierte, weil sie sich ihrer Sache zu sicher waren und zugleich handlungsunfähig, weil jeder auf den anderen wartete. Ehe sie, durch stummen Austausch von Blicken, überein gekommen waren, dass Mertel den Streich führen sollte, der aber zögerte, weil er sich nicht entscheiden konnte, ob von oben oder seitlich, stürzte sich Kuckel auf Leistner. Ein Laut drang dabei aus seiner zerfetzten Kehle, es konnte ein Stöhnen sein, aber

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