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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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sind wir auch nicht schlauer.“
    „Ich bin das Bauernopfer“, schlug Leistner vor, derweil er schon die Unterwassertreppe nahm und bis zur Brust abgetaucht war. „Einer von Ihnen folgt mir, bleibt versteckt und beobachtet, was passiert.“
    „Ich wüsste nicht, was da drin sein sollte“, sagte Mertel und schickte sich an, ihm zu folgen. „Das Wasser ist ja schließlich kein unüberwindliches Hindernis. Wenn da unten was wäre, hätte es sich nicht aufhalten lassen und wäre längst hier im Turm.“
    „Außer, es ist zu groß, um da durch zu passen.“
    „Quatsch. Sie warten hier.“
    „Und was soll ich machen, wenn keiner zurückkommt?“
    „Einen anderen Weg finden.“
    „Oder selbst ein Ende machen.“
    „Wie bitte?“
    Leistner stand bis zum Hals im Wasser und warf dem jungen Kameraden einen schmerzgequälten Blick zu.
    „Sie haben mich schon verstanden. Lassen Sie sich keinesfalls beißen. Es tut nicht einfach nur weh. Ich habe das Gefühl, dass die Verwandlung bereits beginnt. Alles in mir zerreißt und wächst an anderer Stelle neu und falsch zusammen. Mein Bewusstsein wird von meiner Materie absorbiert. Es würde gern entweichen, aber kann nicht mehr. Die Schmerzen der Bisswunde... sind gar nichts dagegen.“
     
    Amelie hörte etwas, das wie ein kurzes, heftiges Kampfgeräusch klang und dann Schritte. Aber je länger sie auf diese scheinbar näher kommenden Schritte lauschte, desto sicherer war sie sich, einer Sinnestäuschung zu erliegen.
    Ihr stundenlanges Ausharren in Dunkelheit und Stille hatte sie in einen Zustand nervlicher Überreiztheit versetzt. Sie sah Gestalten, die sie gar nicht hätte sehen können, wären sie da gewesen, denn dafür war es viel zu finster. Und sie hörte ein ständiges Raunen und Wispern um sich herum. Sie war kurz davor, aus Panik und Verzweiflung laut zu schreien.
    Und doch. Weit über sich, jenseits des Loches, in das man sie geworfen hatte, sah sie ganz deutlich ein Licht tanzen und heller werden. Die Art, wie sie dieses Licht wahrnahm, war anders als die Wahrnehmung der nicht vorhandenen Gestalten.
    Und jetzt hörte sie auch noch eine Stimme ihren Namen rufen. Sie wollte nicht antworten, aber hatte schon gebrüllt:
    „Ich bin hier unten!“
    Die Schritte wurden schneller, heftiger, lauter, das Licht wurde heller und ganz hell. Über sich sah sie grell eine Fackel und musst geblendet den Blick abwenden.
    „Ich bin’s, Hermann.“
    Seine Stimme klang kleinlaut. Ein metallisches Schaben und Kratzen auf Stein verriet ihr, dass er das Gitter entfernte, das ihr Verlies bedeckte.
    „Ich brauche ein Seil“, stellte er fest, als er zu ihr hinunter geleuchtet und die glatten, steilen Felswände gesehen hatte. „Ich bin gleich wieder hier.“
    „Ich weiß jetzt alles, hörst du!“, rief Amelie, sah zu ihm nach oben und beschattete ihre Augen gegen das grelle Licht.
    „Ich verstehe nicht, was du meinst.“
    „Bergenstroh hat es aufgeschrieben. Die Gruft in der Burgkapelle, der vermauerte Gang, den er aufbrach. Der Eiskeller. Ihr beide. Und wer ich bin.“
    Er ließ ein paar Sekunden verstreichen, bevor er antwortete.
    „Ich hätte es dir noch erzählt“, sagte er schließlich leise und schuldbewusst.
    Ach ja, wann denn, wollte ihm Amelie entgegen schleudern. Bevor sie den Mund aufmachte, sagte eine andere, ihr wohl vertraute Stimme:
    „Hättest du nicht. Wenn ich sie nicht gefunden hätte, wäre ihr wegen dir noch weit Schlimmeres geschehen als eine falsche Mordanklage.“
    Amelie hörte ein Klicken, ein metallisches Sperrgeräusch und den Aufprall von etwas, das klang, wie ein Schlüsselbund, der auf einen Steinboden fiel. Zeitgleich schrie Hermann Klangfärber:
    „Maria, mach das nicht!“
    „Zu spät“, antwortete Wicca und klang so, wie sie immer klang: freundlich, nett, wohlwollend – hundsgemein.
    „Was hat sie gemacht?“, fragte Amelie. Sie konnte nun nach oben schauen, denn die Fackel über ihrem Kerkerloch war aus ihrem Sichtfeld verschwunden, aber leuchtete den Raum aus. Klangfärber brauchte eine Weile, bevor er antwortete, und er klang resignierend und völlig erschöpft und lebensmüde:
    „Vor dem Raum, in dem ich hier bin, ist eine Art Gefängnisgitter. Sie hat von innen zugesperrt, uns drei eingeschlossen und den Schlüssel nach draußen geworfen. Unerreichbar.“

Kapitel 12: Wie man eine Festung zerstört
     
    „Was zum Teufel ist das?“
    „Sieht aus wie Säulen.“
    „Kreuz und quer mitten im Raum?“
    Mertel und Leistner waren

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