Toten-Welt (German Edition)
wähnten sich perfekt versteckt und hatten die Schwerter - der andere gar nichts außer seiner braunen Schürze als maue Rüstung und seine wuchtigen Arme als Waffen.
Und doch hatte er ihnen etwas voraus, das sie nicht sehen konnten und nie erlebt hatten außer vielleicht bei einem tollwütigen Tiere: Er hatte keinerlei Hemmungen. Wie ein wild gewordener Stier stampfte er heran, brach in ihr Versteck, noch ehe sie begriffen hatten, dass er wusste, wo sie waren, packte Karl am Genick und riss ihn in die Luft.
Friedrich sprang auf und stach sofort zu. Tatsächlich hielt die Lederschürze den schwach geführten Hieb ab, also setzte Friedrich nach und stach dem Fleischpflock in den Rücken. Karl, in dessen Pranken in die Luft ragend, japste und versuchte zu schreien.
Der erste Stich bewirkte gar nichts, also zog Friedrich das Schwert heraus, staunte ob der Blutspur, wie tief es doch eingedrungen war, ohne das Mindeste zu bewirken, und stach noch einmal zu. Als hätte das nun geholfen, ließ der Schmied Karl ein Stück herunter, aber nur so weit, um ihn blitzartig wie eine Schlange ins Gesicht beißen zu können.
Karl schrie auf vor Schmerz. Friedrich brüllte vor Entsetzen und dann auch vor Pein, denn ein dürrer kleiner Mönche hatte sich unbemerkt angeschlichen und ihn in den Arm gebissen. Der Schmerz war unvorstellbar. Friedrich vergaß seinen Kameraden, vergaß die unglaubliche Resistenz des Riesen gegen Schwerteinstiche und die ungewohnte, apokalyptisch anmutende Kampfweise, dass hier Menschen nicht schlugen und Waffen führten, sondern um sich bissen wie Raubtiere.
Friedrich fasste Mut zum Gegenangriff, ließ das Zustechen sein und hieb statt dessen die Hand des Mönchs ab. Die gekrümmte Klaue plumpste mit einem satten Geräusch auf den Waldboden. Blut floss kaum, und der Mönch hielt nicht mal inne, um sich zu wundern.
Ohnehin waren es nicht die Hände, mit denen er angriff, sondern der Mund. Der schoss sofort wieder vor und verbiss sich Friedrichs Hals.
Vielleicht hätte der es geschafft, ihn noch einmal abzuwehren, obwohl das Blut nur so aus der Wunde schoss. Aber nun war die Masse herangewalzt und überflutete die sterbenden Kämpfer. Hätte jemand zusehen können bei dem Fressgelage, er hätte darauf gewettet, dass von Karl und Friedrich, den unglücklichen Burg-Wachen, nicht mehr übrig bleiben würde als die blanken Skelette.
Die versprengten Pferde des ersten Trupps wurden von der Bergfried-Wache just in dem Moment am hinterseitigen Graben entdeckt, als die Pferde des zweiten Trupps den Berg hoch aufs Haupttor zutrotteten.
Der Zustand des Fürstbischofs war unverändert: Er atmete, ganz schwach, aber saß bereits bei Gevatter Tod zu Tische.
Franz von Neuminingen hatte sich, da er in den Vormonaten die Verhandlungen mit den Stadtleuten in allen Phasen geführt hatte, kurzerhand entschlossen, die beiden entsandten Wachen zu begleiten. Zu wichtig war das Verhältnis zum immer übermächtiger werdenden Nachbarn. Andere mögliche Feinde, da hatte er seinem Kenntnisstand nach allen Grund sicher zu sein, gab es weit und breit nicht.
So bestand die Besatzung der Burg aus zwei Wachen, fünf Knechten, einem Koch, dem Burgkommandanten und zwei Amtsleuten, als im Gefolge der ausgerissenen Gäule der Wachen Karl und Friedrich eine Meute aus zig Dutzenden vor Fleischgier rasenden Wiedergängern aus dem Wald brach und ohne Rücksicht auf Wege und Geländeungängigkeiten den Burgberg hoch stürmte.
Der zweite der einzig verbliebenen Wachleute, der das Haupttor besetzte, erspähte sie rechtzeitig, da der Burgberg bis zum Fuß kahl geschlagen war, und er schrie und läutete sofort Alarm, aber die Zugbrücke einzuholen war keine einfache Angelegenheit. Überhaupt hatte der Kommandant eine solche Maßnahme zu befehligen, und der hatte seine Not zu entscheiden, als er endlich auf dem Torturm anlangte, ob die rasende Meute, da unberitten und völlig waffenlos, überhaupt als Kriegsvolk anzusehen sei.
Bei der Entscheidung half ihm der Anblick seiner eigenen vier Wachen im Pulk der Angreifer, die mit vor Irrsinn verzerrten Fratzen, wie in Blut getaucht und von Wunden übersät sich präsentierten in einer Weise, dass sie zu einem Angriff eigentlich nicht mehr fähig aussahen und dennoch härter ins Zeug gingen als er es je bei einem Krieger gesehen hatte. Das Bild seiner eigenen Leute als Angreifer machte ihm Panik und ließ ihn endlich handeln.
Nun mussten die Knechte an die Kettenräder, aber die hatten kaum
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