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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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wollte Schnittges wissen.
    Wieder schmunzelte Nagel. «Dass er von der Mafia verfolgt wird.»
    Bernie runzelte ungläubig die Stirn und warf van Appeldorn einen genervten Blick zu.
    «Nein, wirklich», beharrte Nagel, «der Mann ist nicht paranoid. Sie sollten mit ihm sprechen.»
    «Na gut», entschied van Appeldorn, «dann holen Sie ihn herein.»
    Der Arzt stand auf. «Er wartet in meinem Auto. Es wäre wohl am besten, wenn einer von Ihnen mit hinunterkäme, um ihn abzuholen. Ohne Polizeischutz will er keinen Schritt mehr tun.»
    Van Appeldorn seufzte.
    «Ich mach schon», sagte Schnittges, und van Appeldorn nickte ergeben.
    Als Leiter der Mordkommission verfügte er über ein eigenes Büro, das er aber eigentlich nur nutzte, wenn er längere Telefonate führen oder Berichte schreiben musste.
    «Bring ihn rüber zu mir.»

    «Gibt es die Medizinische Akademie in Düsseldorf heute noch?», fragte Penny, als endlich wieder Ruhe eingekehrt war.
    «Soviel ich weiß, gehört sie mittlerweile zur Heinrich-Heine-Universität», antwortete Cox.
    «Hm.» Sie fing an, an ihren Haaren herumzuzwirbeln. «Mich würde wirklich interessieren, welches Thema Reiters Dissertation hatte …»
    «Ja, mich auch. Er muss ja wohl irgendwelche Versuche durchgeführt haben, sonst hätte er sich kein Labor eingerichtet.» Cox rief das Telefonbuch in seinem Computer auf. «Ich weiß nicht, wie lange Dissertationen an den Unis aufbewahrt werden, aber das lässt sich ja noch prüfen.»
    «Vielleicht finde ich inzwischen heraus, was nach dem Krieg aus Dr. Reiter geworden ist. Am Antonius-Hospital hat er ja wohl nicht mehr gearbeitet. Ich versuche mein Glück mal bei den Melderegistern.»
    Sie machten sich an die Arbeit.

[zur Inhaltsübersicht]
    Zehn
    Volker Hetzel hatte die irritierende Angewohnheit, fast jeden Satz wie eine Frage klingen zu lassen. Er hatte insgesamt etwas – Schnittges suchte nach der richtigen Vokabel –, etwas Vages, Konturloses.
    Sein Körper war kräftig gebaut und dabei doch schwammig, sein Gesicht rund wie ein Pfannkuchen, das Haar fein wie Babyflaum und so hell, dass man Wimpern und Brauen kaum erkennen konnte.
    Die blanke Angst in den seegrünen Augen passte nicht dazu.
    Er überfiel die beiden Kripoleute mit einem wirren Wortschwall, und es dauerte ein paar Minuten, bis van Appeldorn ihn durch seine stoisch nüchternen Fragen nach Namen, Adresse, Familienstand, Alter ein wenig beruhigt hatte.
    «Bin im letzten Juli fünfundvierzig geworden!»
    «Gut», sagte Schnittges, «und jetzt erzählen Sie ganz von Anfang an. Das schaffen Sie doch.»
    Hetzel schluckte ein paarmal.
    «Letzten Winter? Als die Prospekte gekommen sind?»
    «Sie haben also Prospekte zugeschickt bekommen.»
    «Ja, genau, bunte Kataloge von so Agroparks, wo drinstand, dass der Bauer Verantwortung für die ganze Gesellschaft hat und dass nur das neue Agrobusiness auf die Dauer die Menschheit ernähren kann. Also, wir Bauern wären die Einzigen, die den Welthunger bekämpfen können? Hab ich mir durchgelesen und weggetan? Ein paar Tage danach kamen dann die Männer?»
    «Welche Männer?», fragte van Appeldorn.
    «Holländer?»
    Eine holländische Firma war an Hetzel herangetreten und hatte ihm angeboten, Mitglied einer Genossenschaft zu werden.
    «Mein ganzer Ackergrund sollte unter Glas kommen.»
    Die Treibhäuser und die modernen Anbaumethoden bei Kartoffeln, Mais und verschiedenen Gemüsesorten garantierten dem Bauern statt wie bisher nur eine mehrere Ernten im Jahr, hatte man versprochen. Saatgut, Dünger und eventuell benötigte Pestizide stelle die Firma kostenlos zur Verfügung. In der Intensivlandwirtschaft liege die Zukunft, sie bringe selbst dem kleinen Landwirt enorme Gewinne.
    «Die haben quasi gemeint, in drei, vier Jahren wär ich reich. Ich hab trotzdem nein gesagt? Ich will nicht zu einer Genossenschaft gehören. Ich war immer mein eigener Herr und hab angebaut, wo ich was von kenne. Von Gemüse verstehe ich gar nichts? Meine Frau und ich können keine großen Sprünge machen, aber es geht uns gut genug. Wir haben ja keine Kinder? Unser Bauerncafé und mein Streichelzoo, das lockt Familien an, ist ja jetzt in Mode gekommen?»
    Seit er der holländischen Firma eine Absage erteilt hatte, habe er immer wieder Männer beobachtet, die sich auf seinen Äckern herumgetrieben hätten, erzählte Hetzel. Immer hätte irgendwo auf den Feldwegen ein fremdes Auto gestanden, und vor vierzehn Tagen hätten zwei Lämmer aus dem Streichelzoo

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