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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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nur: »Weil es so grässlich ist!«
    »Erzähl es mir trotzdem!«
    »Na ja ...« Sie entschloss sich, nicht zu sehr ins Detail zu gehen. »Der Biss eines Vampirs ist ansteckend, führt aber nur selten zum Tod. Im Gegenteil! Nach der ... Übertragung ... verändert sich das Blut des Opfers und sorgt dafür, dass es garantiert lange lebt. Zumindest hätte das Opfer die Möglichkeit dazu, wenn sein Vampir sich entwickeln könnte. Doch als Nachwuchsvampir ist es zugleich auch ein Sklave und muss demjenigen Ungeheuer zu Diensten sein, das die Veränderung, die in ihm vorgeht, ausgelöst hat. Ist ein Mensch erst einmal infiziert, kann er natürlich nicht auf der Sonnseite bleiben, sondern muss zusehen, dass er die Festung seines Meisters auf der Sternseite erreicht und sich dort in Sicherheit bringt.
    Einen Knecht erwartet auf der Sternseite ein schreckliches Schicksal. Sein Fleisch und Blut, sogar die Knochen, könnten in die Vorratskammern der Feste wandern. Aller lebenserhaltenden Flüssigkeiten beraubt und nun wirklich tot, könnte der Körper getrocknet, klein gemahlen und als Zutat zu dem Fressen, das die Wamphyri-Lords ihren Fliegern, Kriegern und anderen Kreaturen verabreichen, unter die Getreidekörner gemischt werden.
    Er könnte aber auch in einen Kokon eingesponnen und unversehrt gelagert werden, damit sein Herr ihn später mit Hilfe seiner metamorphen Fähigkeiten in eben so einen Flieger oder Krieger verwandeln kann – respektive in einen Teil einer derartigen Kreatur! Das Wesen, das damals durch das Tor gekommen ist und zwei schwerbewaffnete, hochgerüstete sowjetische Flugzeuge zerstört hat, ehe die Amerikaner es abschießen konnten, war ein solches Geschöpf. Oh ja, die Wamphyri vollbringen wahre Wunderdinge! Oder sollte man es lieber einen Albtraum nennen? Sie machen mit menschlichem Fleisch, was sie wollen ...
    Aber nehmen wir einmal an, unser Knecht ist aus dem rechten Holz geschnitzt. Dann, ja dann hat er ganz andere Zukunftsaussichten! Dann wird er wirklich als Knecht gehalten, vielleicht sogar ausgebildet, und erhält eines Tages den Rang eines Leutnants, um weiter mit dem Bösen, das sein Meister in sich trägt, geimpft zu werden. Und irgendwann – in fünfzig, hundert oder fünfhundert Jahren, angesichts ihrer Langlebigkeit ist das überhaupt kein Problem – könnte er sogar danach streben, selbst ein Wamphyri zu werden!
    Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Der Meister könnte ihm sein Ei vermachen. Dabei handelt es sich um eine merkwürdige Keimzelle, mittels derer Vampire sich fortpflanzen, eine Art autarker Organismus, den der egelartige Schmarotzer im Körper des Vampir-Lords hervorbringt. Unter Umständen könnte er sogar ein eigenes Ei produzieren. Aber frag mich nicht, wie das gehen soll. Nathan wusste es auch nicht. Ich weiß nur, dass das Ei des Schmarotzers als Katalysator fungiert, der einen Menschen zum Monster macht. Es lässt ihn zum Wamphyri werden!«
    Sie schwieg einen Moment, damit Tzonov sich darauf konzentrieren konnte, das Schneemobil zu steuern. Vereinzelt brachen die Wolken auf und der Himmel wurde wieder heller. Es hatte aufgehört zu schneien und die Sicht war jetzt besser. Sie hatten die Ausläufer des Gebirges erreicht, und Tzonov lenkte den Schlitten von der Straße weg auf einen gewaltigen schneebedeckten Hang zu, der sich nahezu fünfundzwanzig Kilometer weit bis zu den dunklen Wipfeln der Wälder und den sogenannten Holzfällerlagern erstreckte. Bittere, kein bisschen patriotische Gedanken gingen dem Russen durch den Kopf, während er den Blick über die weiße Einöde schweifen ließ.
    Seit fast hundert Jahren sind wir jetzt dabei, diese Region zu erschließen! Eigentlich sollte dies unser Yukon-Territorium werden, vergleichbar mit Kanada, Norwegen oder Schweden. Der Kommunismus alter Schule ist schuld daran, dass dem nicht so ist. Aber in den letzten fünfundzwanzig Jahren haben wir unsere Hausaufgaben gemacht und einiges dazugelernt. Oder vielmehr, ich habe dazugelernt! Bisher war ich derjenige, der lernen musste. Aber so langsam wird es Zeit, dass ich die Führung übernehme!
    Tzonovs Gedanken waren so heftig und entschlossen, dass Siggi sie durch ihre geistige Abschirmung hindurch wahrnahm. Sie »hörte«, was er dachte, spürte womöglich etwas von seinem Größenwahn. Mit einem Mal schauderte ihr, vielleicht auch weil es kalt war, und sie verbarg ihren Geist wieder hinter ihrem Schutzschild.
    Tzonov schlug einen weiten Bogen, um das Schneefeld in

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