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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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mir noch erzählt, dass er überhaupt nicht weiß, wofür sie ihn bestraften«, sagte Tzonov über die Schulter. »Irgendetwas passt hier doch nicht zusammen!«
    Er konnte sie zwar nicht sehen. Dennoch zuckte Siggi die Achseln. »Wenn dem so ist, dann liegt es an Nathan und nicht an mir, Turkur. Möglicherweise wollte er mir nicht alles verraten! Ist das denn so schwer nachzuvollziehen? Hat nicht jeder von uns seine kleinen Geheimnisse, von denen niemand etwas wissen darf?«
    Es war ein wunder Punkt, zugegeben, und sie sollte ihn noch lange zu spüren bekommen.
    Tzonovs Erwiderung bestand in einem argwöhnischen Knurren. »Ich kann mir nicht helfen«, sagte er. »Aber dieser Nathan hat eine ganze Menge ›kleiner Geheimnisse‹, die keiner erfahren soll. Aber keine Sorge, eines Tages komme ich schon noch dahinter!«
    Schon möglich, dachte Siggi. Aber vorher musst du ihn erst einmal kriegen ...
    Sie folgten einem Holzfällerpfad, der sie direkt auf die Hauptstraße von Nieder-Kozhva führte. Nieder-Kozhva war ein Holzfäller-Camp, ungefähr fünf Kilometer von Ober-Kozvha entfernt, in dem Sägewerker, Holzfäller und weitere Arbeiter beschäftigt waren. Die Straße verlief mitten durch das Lager, und als sie jemanden fragten, erfuhren sie, dass der Lkw aus Perchorsk noch nicht durchgekommen war.
    Tzonov fuhr weiter, um dem ohrenbetäubenden Lärm einer gigantischen Sägemühle zu entgehen, und hielt vor einem Gemischtwarenladen, aus dem ein Schwall warmer Luft drang, der von einem prasselnden Kaminfeuer herrührte, und der Duft von Essen und Kaffee. Ein Teil des Ladens war als Restaurant hergerichtet; der Kaffee und die Würstchen waren natürlich aus Amerika importiert. Die wenigen Gäste blickten von ihrem späten Frühstück beziehungsweise verfrühten Mittagessen auf, als Tzonov Kaffee und Rührei mit Pommes frites und Zwiebeln bestellte.
    Einer der Männer, ein riesiger, vollbärtiger Holzfäller, pfiff leise durch die Zähne, als Siggi ihren Parka ablegte und mit Tzonov an einem roh gezimmerten Tisch Platz nahm. So weit draußen wie hier war sie ein willkommener Anblick. Siggi nahm keine Notiz von den Gesichtern, die sie anstarrten, warf dem Mann, der ihr nachgepfiffen hatte, einen vernichtenden Blick zu und zündete sich eine Zigarette an. Diesmal verzichtete Tzonov darauf, sie zu kritisieren. Er sagte lediglich: »Jetzt kannst du sehen, was ich meine, wenn ich solche Leute als Untermenschen bezeichne!«
    »Kann ich nicht«, erwiderte sie. »Es sind nur Männer und die sind überall gleich. Aber das Leben hier ist hart, und sie sind ebenfalls hart geworden, so wie das Holz, mit dem sie tagtäglich umgehen. Mir fällt es viel schwerer, intelligente, sogenannte gebildete Männer zu verstehen, die zwar wie aus dem Ei gepellt daherkommen, womöglich aber noch schmutzigere Gedanken haben als die Leute hier!«
    Tzonov fühlte sich davon nicht getroffen. Es wäre ihm nie auch nur im Traum eingefallen, dass sie ihn meinen könnte ...
    Von ihrem Tisch aus konnten sie die trostlose Straße überblicken. Nach einer Viertelstunde erschien der Lkw und hielt, genau wie Tzonov angenommen hatte. Einen Moment später betrat der Fahrer den Laden. Er grinste, rieb sich die Hände und ... salutierte, als er sich dem Chef des sowjetischen E-Dezernats gegenüber fand. Der Fahrer gehörte zwar nicht zu Tzonovs Männern, aber er war Soldat. Er hatte Tzonov in Perchorsk gesehen und wusste, dass es sich um einen einflussreichen, hochrangigen Beamten handelte.
    Tzonov fiel sofort über ihn her. »He, Sie da! Wie heißen Sie?«
    »Obergefreiter Iwanowitsch, Genosse!« Er war jung und kräftig, und Tzonovs kalter, durchdringender Blick machte ihn nervös. Er fragte sich, was eigentlich los sei und was er damit zu tun hatte.
    Tzonov blickte hinaus auf die Straße, sah, dass die Heckplane des Lkw lose im Wind flatterte, und ließ den Laster nicht mehr aus den Augen. »Raus!«, herrschte er den Mann an. »Machen Sie, dass Sie zu Ihrem Fahrzeug kommen! Haben Sie unterwegs irgendwo gehalten? Ich warne Sie, Iwanowitsch, erzählen Sie mir lieber keine Märchen!«
    »Nein, natürlich nicht, Genosse! Ja, ich habe kurz angehalten, aber nur ein, zwei Minuten, um mich ein bisschen aufzuwärmen. Länger nicht, Genosse!«
    Tzonov besah sich die Ladeklappe. »Machen Sie auf!«, befahl er. Als der Soldat die Klappe herunterließ, fügte er hinzu: »Ist Ihr Funkgerät eingeschaltet?«
    »Selbstverständlich, Genosse!«
    »Haben Sie denn nicht mitbekommen,

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