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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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sicher. Sie blickte durchs Fenster und sah zu, wie die schwedische Maschine immer schneller wurde und nach Westen auf einen sich stetig verfinsternden Himmel zuraste. Einer plötzlichen Eingebung folgend ließ sie ihre Abschirmung fallen und sandte dem Hubschrauber einen Gedanken nach:
    Viel Glück, Nathan. Sollten die Szgany einen Gott haben, bin ich sicher, er steht dir bei!
    Sie erhielt keine Antwort, registrierte nur ein wirres Durcheinander aus Gedanken, aber keinen Zahlenwirbel, denn vorerst war Nathan mit anderen Dingen beschäftigt. In der Welt, aus der er kam, waren Dinge, die zu fliegen vermochten, meist furchteinflößende Kreaturen. Und hier? Im Moment zumindest hatte er eine Heidenangst vor dem Hubschrauber! Siggi versuchte es abermals und sandte ihm eine letzte eindringliche Botschaft:
    Alles in Ordnung! Du bist jetzt in Sicherheit!
    Es war gut möglich, dass Nathan sie hörte; aber mit Sicherheit konnte Siggi es nicht sagen. Dafür nahm sie jedoch eine verstohlene Bewegung in ihrem Rücken wahr und ihr kam zu Bewusstsein, was sie besser einen Augenblick früher bedacht hätte, ehe sie Nathan ihre letzte Botschaft sandte. Die Erkenntnis, dass jemand anders aller Wahrscheinlichkeit nach alles mitbekommen hatte, traf sie wie ein Donnerschlag!
    Tzonovs Hand legte sich auf die ihre, die auf der Armlehne ihres Sitzes ruhte. Seine Augen spiegelten sich im Fenster der Kabine und sein Blick durchbohrte sie. Sein Lächeln war verzerrt und wirkte wie das Grinsen eines Wahnsinnigen, als er ihr ins Ohr flüsterte: »Er ist jetzt also in Sicherheit, nicht wahr? Hm, nun ja, das nehme ich an. Aber was macht das schon? Wir werden auch so erfahren, was wir von ihm wissen wollen. Alles, was du mir bisher erzählt hast, und auch alles, was du mir bisher verschwiegen hast!«
    »Aber Turkur ...!« Sie drehte sich zu ihm um.
    »Na, na!« Er hob die Hand und wandte sich ab. Auf seinem schweißglänzenden, bebenden Gesicht lag ein teuflisches Grinsen. »Sag jetzt nichts, Siggi! Hebe es dir für später auf! Ich weiß, dass du mir noch viel erzählen wirst!«
    Beinahe krampfhaft langte sie in die Innentasche ihres Parkas, doch Yefros presste ihr bereits den Lauf seiner Waffe unterhalb ihrer rechten Brust gegen die Rippen.
    »Bitte tu es!«, zischte er. »Es würde mir eine Freude sein, glaub mir!«
    Einen Augenblick lang war Siggi unentschlossen. Ihr war klar, dass jede »Freude«, die sie diesem Sadisten im Moment bereiten konnte, wesentlich leichter zu ertragen und wahrscheinlich auch schneller vorüber wäre als alles, was er später auf Tzonovs Geheiß mit ihr anstellen würde. Doch schließlich atmete sie tief aus, seufzte und ließ sich in ihren Sitz zurücksinken. Sie musste mit dem Schlimmsten rechnen, gewiss, aber immerhin war sie am Leben ... Und vielleicht gab es selbst jetzt noch einen Funken Hoffnung.
    Vorsichtig fuhr Yefros’ Hand in ihren Parka. Sie fühlte sich unangenehm dürr und kalt an, bedrohlich, und verharrte suchend zwischen ihren Brüsten, ehe er ihre winzige Pistole an sich nahm. Die Berührung dieser Finger sagte Siggi deutlicher als tausend Worte, wie schmal der Grat war, auf dem sie sich bewegte ...
    Seit Nathan aus Perchorsk entkommen war, war er auf der Flucht. Doch erst während der letzten sechsunddreißig Stunden – seit Zek Föener Kontakt zu ihm aufgenommen hatte – war er sich dessen so richtig bewusst geworden. Denn auch er hatte die fremden Geister gespürt, die sich an ihre Gedanken geheftet hatten. Er konnte sich vorstellen, um wen es sich handelte, und ihm war klar, dass sie Jagd auf ihn machten.
    Der Schnee war seine Rettung gewesen. Er kannte Schnee von früher, auch wenn er noch nicht allzu oft welchen gesehen hatte, nur bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sich das Grenzgebirge in eine weiße Märchenlandschaft verwandelte und die langen, gefährlichen Nächte der Sonnseite bitterkalt wurden. Zweimal während seiner Kindheit hatte er Schnee erlebt und ein einziges Mal in seiner Jugend. Damals hatte eine Lawine eine breite Schneise der Verwüstung hinterlassen. Zehntausende Tonnen Schnee hatten die Bäume von den Hängen gefegt und die Senke hinter Lardis’ Anhöhe fast bis zum Rand gefüllt. Doch das war nichts, verglichen mit dem, was hier geschah.
    Hier in dieser Welt schien der Schneefall nicht enden zu wollen, und auf Starside war es selbst in den Stunden vor Sonnauf bei Weitem nicht so kalt gewesen wie hier in den nördlichen Regionen. Nathan war einiges gewohnt, das

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