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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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rannen ihm über die Nase und wurden weggeschleudert, als er den Kopf schüttelte. Seine Antwort lautete Nein! In seinen ach so symmetrischen Gesichtszügen lag nichts Menschliches mehr. Das erkannte Siggi nun deutlich, und sie sah mit einem Mal auch, wie labil sein Ego war. Einen leichten Schlag mochte er wegstecken, aber schon ein fester Hieb erschütterte seine Persönlichkeit. Und sie hatte eine volle Breitseite auf ihn abgefeuert! Seitdem gab es für Tzonov nur eine einzige Möglichkeit zu handeln: Er musste Rache nehmen!
    »Ach, Siggi!«, sagte er, »Siggi!«, und schüttelte abermals den Kopf. Dabei lächelte er süffisant. »Dir zu vertrauen, war ein Fehler, und du weißt, wie sehr ich es hasse, Fehler zu begehen. Indem du Nathan befreit hast, hast du dich selbst zur Gefangenen gemacht. Oh ja, er ist in eine neue Welt entkommen – für den Augenblick jedenfalls. Und du!? Was soll ich mit dir anstellen? Dir noch einmal vertrauen, wo ich doch den Beweis habe, dass du mich hintergangen hast? Besser, ich lasse dich Nathans Schicksal teilen! Darin liegt eine wunderbare Ironie, vielleicht siehst du das ja ein?! Nathan ist frei, vollkommen unbedarft in einer ihm fremden Welt. Rein zufällig kontrolliere ich den Durchgang, das Tor zu einer Welt, die uns ebenfalls fremd ist. Der einzige Unterschied scheint darin zu bestehen, dass du nicht gerade unbedarft bist. Zumindest noch nicht. Aber das lässt sich ändern ...«
    Sie wusste, was er meinte, und nun war auch ihr Geist wie gelähmt vor Angst. Sie vermochte keinen klaren Gedanken mehr zu fassen, dafür spürte sie die Kälte, die von den nadeldünnen, sterilen Sonden ausging, die in ihre Ohren glitten und durch Gewebe und Knorpel drangen.
    Tzonov nahm einen Helm, von dem eine Unzahl verschiedenfarbiger Drähte hing, den Empfänger, und setzte ihn vor ihren Augen auf. Er lächelte noch immer sein schreckliches Lächeln, bis sein Gesicht schließlich aus ihrem Blickfeld verschwand. Zwei Daumen erschienen und schlossen ihr die Lider, so als ob sie bereits tot sei. Ehe der Strom eingeschaltet wurde, hörte sie Yefros noch sagen: »Es ist wie bei einem Computer. Wir brauchen nicht alles zu löschen. Fangen wir am Anfang an. Was ist mit ihrer Geburt?«
    »Die kann sie behalten«, erwiderte Tzonov. »Ein Mensch muss wissen, dass er geboren wurde, sonst hat er keinen Willen zu überleben. Den zumindest lassen wir ihr. Ohne Lebenswillen wäre sie nichts als eine leere Hülle. Aber ich will, dass sie wegläuft, sich versteckt und Angst hat, noch schlimmer als jetzt. Sie soll sich vor Angst in die Hosen machen! Was ihre Kindheit angeht: Die braucht sie nicht mehr! Aber ihre ersten sexuellen Erfahrungen, die soll sie behalten. Darin war Siggi nämlich ganz gut, und wer weiß, vielleicht hält es sie sogar eine Zeit lang am Leben, da drüben auf Starside!«
    Er lachte und sein Lachen ging Siggi durch Mark und Bein. Und wenn sie sich an nichts erinnern sollte, dieses Lachen würde sie nie vergessen! Grausam, bösartig und voller Rachsucht würde es bis in alle Ewigkeit durch ihr leeres Bewusstsein hallen.
    Danach wurde es schwarz um sie. Sie hatten den Strom eingeschaltet und damit begonnen, Siggis Gehirn herunterzuladen ...

SIEBZEHNTES KAPITEL
    Zwei Jahre zuvor, in einer fremden Dimension:
    Lord Nestors erster Leutnant, genannt Zahar, vormals Zahar Saugersknecht, holte das Letzte aus seinem Tier heraus und trieb seine kleine, mit einer sonderbaren Last beladene Bestie so schnell es ging auf das Grenzgebirge zu. Er durfte keine Sekunde verlieren, denn jenseits der golden schimmernden Bergspitzen erhob sich bereits die Sonne und strebte langsam, doch unaufhaltsam dem höchsten Punkt ihres zwar niedrigen, aber todbringenden Bogens zu. Sie verhieß einem jeden Vampir den Tod, selbst den Wamphyri, und ein bloßer Leutnant würde ihre Berührung gewiss nicht überleben.
    Schon flutete das erste Sonnenlicht durch die höchsten Pässe, zeigte sich auf den höchsten Gipfeln. In den obersten Schichten der Atmosphäre drang es auf die düstere Sternseite vor und ließ die Sterne verblassen. Nur weit im Norden schienen sie unverwandt auf die Eislande herab. Selbst der Unheil verkündende Nordstern, der hoch oben über der Wrathhöhe stand, der letzten Felsenburg, war kaum mehr als ein schwaches Funkeln. Bald, wenn die Sonne höher stieg und die Wrathspitze erreichte, würde von ihm nichts mehr zu sehen sein.
    Bis dahin musste Zahar den Rückflug angetreten haben, oder, besser noch, wieder

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