Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Paradies, in dem Milch und Blut und Honig flossen! Und derartigen Gerüchten konnte die Lady Wratha ganz einfach nicht widerstehen. Sie war fest entschlossen herauszufinden, ob es stimmte. Zu diesem Zweck, und auch um endlich der Enge Turgosheims zu entkommen, hatte sie eine Schar Unzufriedener um sich versammelt: Vasagi den Sauger, Wran den Rasenden und dessen Bruder Spiro Todesblick, Gorvi den Gerissenen und Canker Canisohn. Im Verborgenen hatten sie damit begonnen, Flugbestien und, obwohl Letzteres eigentlich unter Strafe stand, flugfähige Krieger zu züchten, wie man sie noch nie zuvor gesehen hatte, ausdauernd genug, ihre Schöpfer über die Große Rote Wüste nach Westen zu tragen.
    So waren sie vor ungefähr achtzehn Monaten mitsamt ihren Leutnants hier angekommen und hatten sich sofort darangemacht, die Sonnseite heimzusuchen, um sich das Leben in der letzten noch bestehenden Felsenburg der Wamphyri erträglich zu gestalten. Zunächst hatten sie ihre Raubzüge noch gemeinsam geplant, doch dies sollte nicht von Dauer sein. Alte Streitigkeiten brachen auf, alte Rechnungen schrien danach, beglichen zu werden, und die Vampire entzweiten sich. Aus diesem Grund trugen Wran und Vasagi auch ihren Zweikampf auf der Sonnseite aus, von dem nur Wran zurückkehrte. Und weitere Fehden standen ihnen bevor, dessen war sich Wratha gewiss. Vasagi war für sie so etwas wie ein Verbündeter gewesen, doch nun gab es ihn nicht mehr. Wratha mochte stark sein und ihre Feste uneinnehmbar, dennoch war sie sich der Tatsache bewusst, dass sie eine Frau war und der Rest Männer ... nun ja, gewissermaßen!
    Mit dem jüngsten Überfall auf Siedeldorf hatte Wratha vorgehabt, ihre Macht auszubauen und zugleich Rache zu nehmen. Sie brauchte frisches Lidesci-Blut für ihre Männer und ihre Bestien, außerdem konnte die Wrathspitze durchaus eine Handvoll weiterer Knechte vertragen. Da der Angriff sich jedoch als Fehlschlag erwies und sie nur zusätzliche Verluste erlitt, hatte sie ihren Kreaturen befohlen, in die Feste zurückzukehren, während sie mit dem Wind in die Nacht hineinjagte. Hätte jemand sie dabei gesehen, wäre ihm klar gewesen, warum man im Umgang mit der Lady Wratha besser Vorsicht walten ließ ...
    Nachdem ihr Gemüt sich wieder etwas beruhigt und sie die turbulenten Luftströmungen hoch oben hinter sich gelassen hatte, um sich mit dem tosenden Wind, der über die Felsen strich, treiben zu lassen, hatte sie Nestor und Glina erblickt. Ein Blick in Nestors Gedanken genügte, und als sie erkannte, was er da tat und wie sehr er es genoss, hatte sie Mühe, ihren Zorn unter Kontrolle zu halten. Er trieb es mit einem jungen Ding von der Sonnseite, einer Szgany-Schlampe, einem bloßen ... Mädchen, wo er doch sie, Wratha, haben könnte!
    Mit äußerster Vorsicht, damit Nestor auch nicht den leisesten Verdacht schöpfte, wandte sie sich von den Bildern in seinem Bewusstsein, diesem widerlichen Gerammel ab und lenkte ihren Flieger in Richtung der höchsten Gipfel auf die Sternseite zu. Doch schon im nächsten Moment überlegte sie es sich anders. Sie biss die Zähne zusammen, riss brutal an den Zügeln und machte, beherrscht von einem einzigen Gedanken, kehrt.
    Dieser ... dieser Nestor! Wratha konnte sich nicht dagegen wehren, sie musste mehr über ihn erfahren, musste sehen, wie er es mit dieser Frau ...
    Damit das Tosen des Windes das abrutschende Geröll übertönte, wenn ihre Bestie aufsetzte, landete Wratha ein paar hundert Meter entfernt. Sie saß ab und beeilte sich, zu dem Bergsattel zu gelangen, auf dem sie die beiden im Heidekraut gesehen hatte. Sorgsam darauf bedacht, ihre Gedanken zu verbergen, spähte sie durch eine Lücke zwischen zwei gezackten, wie Reißzähne in den Himmel ragenden Felsspitzen hindurch und erblickte das ... Liebespaar?
    Wie oft hatte sie ihm von ihrem Fenster aus bei seinen Übungsflügen zugesehen!? Wie oft hatte sie sich schon in seine Gedanken geschlichen, wenn sie ihn dabei beobachtete, wie er seinen Pflichten nachging, oder auch in seinen Mußestunden!? Oh ja, es gab Frauen in seinem Leben – natürlich, schließlich war er ein Wamphyri! Aber er fand nur selten Gefallen an ihnen. Im Grunde erging es ihm mit ihnen nicht anders als Wratha mit ihren Lustsklaven. Sie langweilten ihn! Wratha war ihm in seinen Träumen erschienen, um ihn anzulocken, und auch wenn er wach war, hatte sie dafür gesorgt, dass er vor seinem inneren Auge ihr Bild sah. Sie hatte all ihre Vampirfähigkeiten eingesetzt, um ihn

Weitere Kostenlose Bücher