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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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wie ein Blatt im Wind und schrammte an dem verwitterten Gestein entlang. Für einen Augenblick hatte Nestor das Gefühl, er würde ins Leere geschleudert. Dann ... war die Gefahr vorüber, er konnte wieder Atem holen, und über ihm erscholl eine Stimme:
    Du willst es also ein bisschen besser hinkriegen, was? Nun, vielleicht schaffst du es ja tatsächlich. Aber zunächst musst du erst einmal am Leben bleiben, oder?
    Nestor hatte seine Lektion gelernt, und er würde sie nicht vergessen. Das war nur eines von vielen Dingen, die er Wran dem Rasenden nicht vergessen würde.
    Das Ende des Passes, wo die Berge zur Geröllebene hin abfielen, war bereits zu sehen. Zur Linken kam die halb in der Erde begrabene, sich daraus hervorwölbende, gleißend helle Kuppel des in die Höllenlande führenden Sphärentores in Sicht. Nestor kannte es, ohne zu wissen, woher. Dasselbe galt für den schmalen Streifen verseuchter, strahlender Erde, der vom Tor aus über die unfruchtbare Ebene in Richtung der Eislande wies. All dies bestätigte ihm überdeutlich, dass er wirklich schon einmal hier gewesen war. Wenn er sich doch nur daran erinnern könnte!
    Aber ihm blieb keine Zeit, über dieses Rätsel nachzudenken. Denn vor ihm schwenkte Wran mit einem Mal nach rechts, ostwärts, weg von dem Tor in Richtung Karenhöhe, zur letzten großen Feste der Wamphyri. Doch nun hieß sie ja Wrathhöhe. Unter den Flugrochen flogen die Meilen nur so dahin. Im Schein des Mondes und der Sterne glitten ihre Schatten als dunkle Flecken über den Staub lange vergessener Zeiten und zeichneten sich als düstere Umrisse auf den kahlen, gewölbten Felsbrocken und der zerfurchten Erde ab. Im Nordosten, wo die zerstörten Festen der Alten Lords in Trümmern lagen und die Ebene gleichsam wie Leichen oder verrottende, zu Stein gewordene Pilze übersäten, strebte wie ein einsamer Reißzahn zwischen den Stümpfen der eingestürzten Türme die Wrathhöhe als gigantisches Mahnmal vergangenen Unheils empor.
    »Oh, und bist du hier auch schon mal gewesen, Lord Nestor?«, erklang Wrans Frage, als habe er einen Blick in Nestors Gedanken geworfen. Dabei wollte er eigentlich nur ein Gespräch beginnen.
    Ganz recht, Nestor war schon einmal hier gewesen, einmal mindestens. Die Formationen eingestürzter Steinhaufen kamen ihm merkwürdig vertraut vor. Aber so sehr er sich auch anstrengte, riefen sie in seinem leeren Gedächtnis keine weiteren Erinnerungen wach. Nestor erwiderte nichts, noch nicht einmal in Gedanken. Stattdessen trieb er sein Tier zu größerer Eile an und zog wieder mit seinem Vampirgefährten gleich.
    Vor ihnen ragte ein Felsenturm oder vielmehr dessen Stumpf bis zu dreihundert Meter in die Höhe. Er sah aus wie der hohle, zerschmetterte Stamm eines uralten, vom Blitz gefällten Baumes. An seinem geröllbedeckten Fuß war er einen Dreiviertelkilometer breit, oben hatte er immer noch einen Durchmesser von zweihundert Metern. Der restliche Teil, die Trümmer der ehemaligen Felsenburg, lagen wie die Wirbel eines skelettierten Rückgrats über die Ebene verstreut. Und es war lediglich die Erste von vielen.
    Seite an Seite stiegen Wran und Nestor höher, sie flogen über den gewaltigen Stumpf und blickten hinab in den ausgehöhlten, gähnenden Schlund. Da unten gab es ausgedehnte Räumlichkeiten, Höhlen, aus Stein und Knochen errichtete Treppenhäuser und blank polierte Bottiche, die aussahen wie Gussformen für Ungeheuer. »Ebendarum handelt es sich!«, rief Wran. Schon wieder hatte er Nestors Gedanken aufgeschnappt. »Vor langer Zeit war dies in der Tat eine Feste! Nun, sie muss sogar die Wrathhöhe übertroffen haben! In Turgosheim im Osten sind Männer und Krieger wegen weitaus kleinerer Stätten aneinander geraten und haben ihr Blut vergossen!«
    Nestor blickte zu ihm hinüber. »Und warum haust ihr dann so zusammengepfercht in der Wrathhöhe?«
    »Ah- hah! «, rief Wran aus. »Das muss der Einsiedler in dir sein, genau wie bei Vasagi. Er hätte auch lieber alleine gewohnt, wenn er gekonnt hätte. Dem Sauger war es in Turgosheim zu eng geworden. Aus diesem Grund brach er gemeinsam mit uns anderen hierher zur Alten Sternseite auf. Oder vielleicht liegt es ja einfach daran, dass du eine Feste ganz für dich und eigene Territorien dazu haben willst. Das ist ein ziemlich normales Bedürfnis für einen Wamphyri. Weißt du was, Nestor? So langsam fange ich doch tatsächlich an zu glauben, der Geist eines seit Langem vergessenen Vampirs aus grauer Vorzeit könnte

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