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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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festhielten, zu lockern und aus dem Boden zu zerren, ehe er seinen Weg zu der geduldig wartenden Bestie fortsetzte.
    Vasagis Nackenmuskeln waren von einem Armbrustbolzen durchbohrt gewesen. Keiner wusste das besser als Nestor, immerhin hatte er ihn dorthin gepflanzt. Wran hatte ihn herausgezogen, nur so zum Spaß, als er Vasagi an die Pflöcke gebunden hatte. Nun lag der Hartholzbolzen im blutigen Staub und die Armbrust baumelte ungeladen von Nestors Hüfte. Automatisch hob er den Bolzen auf und klemmte ihn unter der Schusspinne am Rahmen fest. Denn sollte er tatsächlich nach Starside gelangen, nahm er lieber eine Waffe mit – zumal nun, da er wusste, was ihn erwartete! Die Armbrust würde ihm zumindest einen gewissen Schutz gewähren. Auf der ganzen Sonnseite gab es keinen besseren Schützen als Nestor. Das jedenfalls hatten sie immer gesagt, zu Hause in ... in ... Wo nur? Nestor konnte sich nicht daran erinnern.
    Dann hatte er Vasagis blutigen Kampfhandschuh entdeckt. Er hing an einem Lederriemen vom Sattel der Flugbestie, wo Wran ihn für Nestor zurückgelassen hatte. Doch obwohl der todbringende Glutofen der Sonne dicht davor stand, den fernen Horizont zu durchbrechen und seine alles verzehrenden, sengenden Strahlen auszusenden, wollte das Tier sich nicht in die Luft erheben, weil es wusste, dass der Mann, der auf seinem Rücken saß, ein Fremder war.
    Es setzte sich erst in Bewegung, als der schwer verletzte Vasagi ihm den Gedanken übermittelte: Aye, du hast mir stets die Treue gehalten. Wenn ich dir gesagt habe, bleib, dann bist du geblieben. Aber jetzt gehörst du einem anderen. Es beliebt mir, dich ihm zur Verfügung zu stellen – eine Zeit lang zumindest. Und jetzt gib alles, sonst stirbst du. Also flieg ... Flieg!
    Auf Vasagis Befehl hin breitete die Bestie die Flügel aus; und während die biegsamen, hohlen Knochen, Hautmembranen und Muskeln sich dehnten und ihrer metamorphen Form zustrebten, hob die Kreatur ab! Im nächsten Augenblick ...
    ... peitschte Nestor der Wind ins Gesicht, als sein Tier schwebend dahinglitt und in einem warmen Aufwind über der Sonnseite eine Kehre zog! Während die gewölbten Mantaschwingen sich zu riesigen, U-förmigen Segeln formten, um den Wind einzufangen, stieg die Bestie höher zu den Gipfeln hinauf, über denen bald golden die Sonne gleißen würde. Doch Nestor empfand keinerlei Furcht mehr, vor nichts und niemandem. Denn tief in seinem sich verändernden Innern fühlte er die ersten einander widerstreitenden Töne eines unheimlichen, wilden und wunderbaren Liedes aufsteigen – Wamphyri!
    In welch eine Erregung dieses lautlose Lied sein vergiftetes Blut versetzte. Endlich wusste er, dass er unterwegs war nach Starside! Zur letzten Felsenburg! Wamphyri! Wamphyyyyri ...!
    In Nestors Traum erwachte die Vergangenheit mit einer solchen Unmittelbarkeit und in so klaren Einzelheiten zum Leben, dass es schien, als durchlebe er alles noch einmal, als geschehe es in ebendiesem Augenblick.
    Die Zügel in die rechte Hand geklemmt, die andere fest um das linke Horn des zweihöckerigen Sattelknaufs geschlossen, gebrauchte er die Knie, um sich an die Wölbung des gut eingesessenen Ledersattels zu klammern. Indem er den Kopf einzog und sich ganz flach machte, um dem Sog zu entgehen, beugte er sich ein Stück weit nach vorn, hinein in den Zugwind, der ihn mit voller Gewalt traf. Doch obwohl er keinerlei Furcht, dafür aber eine unbändige Freude empfand, hielt er sich fest, als ginge es um sein Leben. Der Wind, der ihm ins Gesicht blies, verschlug ihm den Atem und brach sich eisig an seinen zusammengebissenen Zähnen. Er empfand seine Position, harmlos ausgedrückt, als etwas prekär und stemmte die Fersen dicht unter dem Ansatz der Schwingen gegen den Körper seines Fliegers, um besseren Halt zu finden.
    Aber wenigstens war er in der Luft und endlich unterwegs in Richtung Sternseite. Sein merkwürdiges Reittier, das am Boden so schwerfällig wirkte, glitt wie ein riesenhafter Vogel aus grauer Vorzeit dahin, schwebte auf turbulenten Luftströmungen entlang und gewann stetig an Höhe. Doch im Gegensatz zu seiner Bestie hatte Nestor keine Ahnung, was er tun musste!
    Vielleicht hatte er es früher einmal gekonnt, doch das war seit Langem vergessen. Undeutliche Erinnerungen an eine schwer fassbare, verschwommene Vergangenheit waren alles, was ihm geblieben war. Er erinnerte sich an einen Flieger, genau wie diesen hier, auf der Sonnseite, der, verletzt und völlig zerschmettert, im

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