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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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haben, dennoch war er froh, dass er den Mantel hatte. Draußen auf dem Flur übernahm Smart die erste Wache, während Trask und Chung zurück in den Bereitschaftsraum gingen.
    Und dort, im Herzen der Albtraumzone, ließ Nathan seinen Schirm aus fremdartigen Gleichungen sinken und öffnete seinen Geist in der Hoffnung, die Große Mehrheit werde ihn spüren und erkennen, dass sie keinerlei Furcht vor ihm zu hegen brauchte, weil er ihr Freund war. Dann endlich würden ihm die zahllosen Toten Beachtung schenken und mit ihm sprechen ...

DREISSIGSTES KAPITEL
    Zunächst klang das Geflüster fern, kaum verständlich und schien von allen Seiten zugleich zu kommen. Es war wie das Rascheln trockener Blätter im Wind; der gesamte psychische Äther schien erfüllt davon. Man musste es sich ungefähr so vorstellen wie das statische Hintergrundrauschen eines Funkgeräts, wenn ein Funker der Küstenwache in einer stürmischen Nacht Ausschau nach Notrufen hält. Nur dass in diesem Fall das Rauschen selbst die Nachricht war, das entsetzte SOS der zahllosen Toten. Sie suchten damit nicht den Necroscopen, sondern sich gegenseitig zu erreichen – wie verängstigte Kinder, die im Dunkeln anfangen zu singen. Nathan bekam alles mit, weil sein Talent wie ein Empfänger funktionierte, vermochte ihnen jedoch nicht zu antworten, weil sie viel zu viel Angst hatten, um ihrerseits auf Empfang zu schalten.
    Er lauschte dem Aufruhr der Geisterstimmen, der jedem anderen eine Heidenangst eingejagt hätte. Doch Nathan Kiklu beziehungsweise Keogh, wie man nun wusste, hatten derartige Stimmen zeitlebens, von frühester Kindheit an, begleitet. Er wusste, dass sie zumeist harmlos waren. Er wusste aber auch, dass sie sofort verstummen würden, wenn er sie unterbrach; sie würden sich von ihm zurückziehen, als hätten sie einen Aussätzigen vor sich.
    Es war das Vermächtnis seines Vaters; denn zuletzt war Harry ein Monster gewesen, ein Ungeheuer, und die Toten beider Welten hatten ihn gefürchtet – oder vielmehr seine nekromantischen Fähigkeiten. Nathan fürchteten sie nicht minder und zu jedem anderen Zeitpunkt hätten sie ihn mit Sicherheit längst bemerkt. Doch im Moment hatten sie andere Sorgen.
    In der endlosen Nacht des Todes flüsterten sie ihre Angst hinaus und Nathan hörte zu, versuchte sie zu verstehen und hatte immer noch keine Ahnung, was er denn nun tun sollte. Doch wenn er ihnen helfen wollte, ihnen, sich selbst und seinen neuen Freunden vom E-Dezernat, musste er sie unterbrechen und wenigstens den Versuch unternehmen, den Kontakt zu ihnen herzustellen. Vielleicht hatte Sir Keenan Gormley inzwischen Gelegenheit gehabt, mit ihnen zu reden. Es gab nur einen Weg, dies herauszufinden, und zwar je eher, desto besser.
    Nathan konzentrierte sich, ließ seine Sinne schweifen und wurde auf Anhieb einiger Präsenzen in der Nähe gewahr. Dabei konnte es sich nur um Menschen handeln, die hier gestorben waren, wahrscheinlich in dem Krankenhaus über ihm, und deren Geister sich nun an diesen Ort klammerten. Ihnen wollte er sich zuerst vorstellen; von all den Toten befanden sie sich der Albtraumzone gewiss am nächsten.
    Damit bewies er nur seinen Mangel an Erfahrung. Sein Talent mochte zwar angeboren sein, doch als Necroscope hatte er noch einen weiten Weg vor sich. Denn er hatte auch jemand anderen bemerkt, andere, die in noch größerer Nähe ihr Leben gelassen hatten. Doch irgendwie versäumte er es, ihnen weitere Beachtung zu schenken, während er seine Gedanken ziellos in den Äther richtete. So leise, dass niemand außer ihm es zu hören vermochte, flüsterte er: »Wer immer ihr seid, ich brauche eure Hilfe, und zwar jetzt! Wenn ihr mir jetzt helft, könnt ihr später auch mit meiner Hilfe rechnen. Mein Name ist Nathan und ich zähle zu den ... Lebenden.«
    WAS? WER? NATHAN? ... DU LÜGST DOCH!
    Nathan fuhr zusammen und sprang unwillkürlich auf, als in seinem Kopf ein wütendes Gebrüll erscholl, als stehe ein Riese kurz vor dem Durchdrehen. Doch natürlich war er der Einzige, der es vernahm. Geoff Smart draußen auf dem Korridor blickte noch nicht einmal auf. Das Talent des Empathen funktionierte nicht automatisch. Es brauchte einen äußeren Anreiz, um sich wie eine Art Selbsthypnose in Gang zu setzen. Im Moment hing Smart seinen Gedanken nach und bekam nichts von dem mit, was um ihn herum vorging. Warum auch, bis Mitternacht war es noch lang. Er lehnte sich an die Wand und zündete sich eine Zigarette an.
    Im Leichenschauhaus dagegen war

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