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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Scofields ruhelosem Geist im Leichenschauhaus zurück. Mehr konnten sie im Augenblick nicht für ihn tun ...
    Im Leichenschauhaus fing Nathan an, Dinge zu sehen. Er wusste, dass sie nicht da waren, aber wie zuvor Garvey sah er sie dennoch – die riesige Kühleinheit mit den dreireihig übereinander angeordneten Schubfächern, die Aktenschränke in einer Nische in der Ecke, ein Paar fahrbarer, mit weißen, gummierten Laken abgedeckter Krankenbahren. Eine Szene aus der Vergangenheit, ins Leben gerufen von John Scofields Gedanken, eine geisterhafte Phantasmagorie, in der zwar kein Wiedergänger, wohl aber der Ort eine Rolle spielte. Denn auch unbelebte Objekte und Gegenstände hinterließen ihre Abbilder in der Zeit. In diesem Sinne sah Nathan Gespenster, die Geister des Leichenschauhauses, nicht jedoch derer, die dort aufgebahrt gewesen waren.
    Was er dagegen hörte und fühlte ...
    ... stand auf einem ganz anderen Blatt.
    Als die Stahltür ins Schloss fiel und Nathan nichts als Dunkelheit umfing, wurde John Scofields Präsenz immer stärker, bis sie schließlich den ganzen Raum auszufüllen schien. Kaum hatte Nathan begriffen, in was für einer misslichen Lage er sich befand, erklang auch schon die Stimme des Irren in seinem Kopf, so heftig, dass es beinahe schmerzte:
    TOD PRENTISS ... PRENTISS ... PRENTISS ... PRENTISSSS!
    »Du irrst dich!«, flüsterte Nathan. »Ich bin nicht Tod Prentiss. Ich heiße Nathan, Nathan ... Keogh.« Keogh, ganz recht! Sollte Scofield ruhig wissen, mit wem er es zu tun hatte und wie es kam, dass er mit ihm zu reden vermochte! Sollten sie ruhig alle wissen, dass sie den Sohn des Necroscopen vor sich hatten! Harry Keogh hatte da draußen doch mit Sicherheit weit mehr Freunde als lediglich Sir Keenan Gormley!
    KEOGH? KEOGH! KEOOOOGH ... DER NECROSCOPE!? Zum ersten Mal schwang in Scofields Stimme noch etwas anderes als nur Bosheit und Irrsinn mit. Darum fuhr Nathan rasch fort:
    »Nathan Keogh, ja. Ich bin der Sohn von Harry Keogh und deine Freunde im E-Dezernat haben mich gebeten, dir zu helfen. Sie können keinen Kontakt zu dir aufnehmen, ich dagegen schon. Ich bin der Einzige, der dazu in der Lage ist. Deshalb musst du mir zuhören!«
    Der Dunst des Poltergeists umwaberte Nathan in immer dichteren Schwaden und das merkwürdige Leuchten, das davon ausging, war stärker geworden, so stark, dass es das gesamte Leichenschauhaus in ein unheimliches blaues Licht tauchte. Nun handelte es sich tatsächlich um ein Leichenschauhaus. Alles, was sich darin befand, erschien mit einem Mal real, nicht mehr substanzlos wabernd und beinahe durchsichtig, sondern fest und solide. John Scofields Hass verlieh dem Ganzen Substanz. Mittels seiner telekinetischen Kräfte bereitete er den Schauplatz vor, um seinen toten Gegner aufs Neue zu töten.
    NATHAN KEOGH ..., flüsterte er. Dabei hauchte er seinen Dunst aus, der durch den Raum wirbelte, sich in die Ecken senkte und dort zu glühen anfing. NEIN, DU WILLST MICH REINLEGEN. WENN DU WIRKLICH KEOGH BIST, WILLST DU MICH NUR DAVON ABHALTEN, DIESEN KERL UMZUBRINGEN, UND FALLS NICHT – DANN BIST DU PRENTISS! TOD PRENTISS! UND DU HAST ANGST VOR DEM STERBEN ... LASS MICH NACHDENKEN! WIE OFT HABE ICH DICH SCHON UMGEBRACHT? UND AUF WIE VIELE ARTEN?
    »Ich heiße Keogh«, beharrte Nathan weiter. »Nathan Keogh. Wie könnte ich denn sonst mit dir reden, wenn ich kein Necroscope wäre?«
    JEDER TOTE VERMAG DAS, JEDER EINZELNE VON IHNEN. DAS WEISST DU GANZ GENAU, PRENTISS! IMMERHIN BIST DU DOCH TOT – BIS ICH DICH WIEDER ZURÜCKTREIBE IN EINE ARMSELIGE ART LEBEN, DAMIT ICH DICH WIEDER UND WIEDER TÖTEN KANN!
    Nathan war klar, dass Scofields Besessenheit einer Paranoia gleichkam. Seine Gefährlichkeit wuchs von Sekunde zu Sekunde und etwas so Simplem wie der Wahrheit war er längst nicht mehr zugänglich. Nathans einzige Chance lag darin, die Große Mehrheit zu Hilfe zu rufen. Vielleicht konnte er sie dazu bewegen, mit Scofield zu reden, denn ihm allein würde er niemals Glauben schenken. Natürlich bekam Scofield auch diesmal jeden Gedanken mit.
    OH, GANZ SCHÖN CLEVER! DU BIST MIR VIELLEICHT EINER! ABER DU WARST JA SCHON IMMER GERISSEN, SONST HÄTTEST DU DEINE SPIELCHEN NICHT SO LANGE TREIBEN KÖNNEN. DOCH VERRATE MIR EINES: WENN DU WIRKLICH DER TOTENHORCHER BIST, WARUM ANTWORTEN DIE TOTEN DIR DANN NICHT? ODER HEBEN SIE SICH DAS FÜR SPÄTER AUF, SOZUSAGEN ALS »LETZTEN TRUMPF«, WENN SONST NICHTS MEHR HELFEN SOLLTE? WAS ICH ALLERDINGS NICHT GANZ VERSTEHE, IST, WESHALB

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