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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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SIE SICH ÜBERHAUPT MIT DIR AGBEBEN SOLLTEN!
    »Und was ist mit dir?« Nathan nahm all seinen Mut zusammen. »Du scherst dich doch einen Dreck um die Große Mehrheit!« Jeder Tote konnte seine Worte vernehmen. »Sie interessieren dich doch kein bisschen! Ist dir denn nicht klar, was du ihnen antust und welchen Schaden du ihnen noch zufügen könntest? Und nicht allein den Toten, den Lebenden ebenfalls! Du hast von einem ›letzten Trumpf‹ gesprochen, John! Aber würdest du deinen letzten Trumpf auch ausspielen? Würdest du bis zum bitteren Ende gehen?« Im E-Dezernat hatte Nathan dem diensthabenden Beamten einmal beim Legen einer Patience zugesehen. Er wusste, was ein Kartenspiel war, und bei seinem letzten Gespräch mit Sir Keenan Gormley hatte dieser ihm verdeutlicht, wie weit Scofield zu gehen vermochte.
    WAS SAGST DU DA? Wiederum schwang noch etwas anderes als bloßer Irrsinn in Scofields Stimme mit. UNSER STREIT GEHT EINZIG UND ALLEIN UNS BEIDE, DICH UND MICH, ETWAS AN, TOD PRENTISS! DIE ZAHLLOSEN TOTEN HABEN NICHTS DAMIT ZU TUN – ES SEI DENN, EINER VON IHNEN STELLT SICH MIR IN DEN WEG! DIE LEBENDEN LASS BITTE AUS DEM SPIEL. UND WAS DEN LETZTEN TRUMPF ANGEHT: DEIN LETZTER TRUMPF HAT DOCH NOCH JEDES MAL DARIN BESTANDEN, DIE TOTEN INS LEBEN ZURÜCKZURUFEN, ›NECROSCOPE‹! Scofields Stimme troff geradezu vor Sarkasmus.
    »Und deiner nicht?« Nathans Verzweiflung wuchs und noch immer wurde er von den Toten ignoriert. Womöglich begannen sie ja sogar, ihm zuzuhören, doch das half ihm nun auch nicht weiter. »Du bist doch derjenige, der Tod Prentiss ständig neu auferstehen lässt, einzig und allein damit du doppelt und dreifach Rache nehmen kannst für das, was er dir und den Deinen angetan hat. Mag sein, dass du sogar im Recht bist, aber warum müssen all die anderen Toten mit darunter leiden? Von den Lebenden ganz zu schweigen!«
    SCHLUSS MIT DEINEN WORTKLAUBEREIEN!, brüllte Scofield. JETZT WIRD ERNST GEMACHT! DU WIRST STERBEN, TOD PRENTISS – WIEDER UND WIEDER!
    Wortklaubereien!
    Nun, in gewissem Sinn hatte Scofield vielleicht sogar recht. Sie lieferten sich hier ein Wortgefecht und im Grunde war Nathan darin gar nicht so schlecht. Selbst der Herr der Runenstatt hatte dies zugeben müssen. Doch diesmal ... hing so viel davon ab, dass Nathan jedes Wort auf die Goldwaage legte. Also schwieg er, um zu überlegen, was er als Nächstes tun sollte.
    Die Temperatur im Leichenschauhaus hatte den Gefrierpunkt erreicht. Die Atmosphäre war so übersinnlich aufgeladen, dass sie beinahe hörbar pulsierte. Nathan standen die Haare zu Berge, und über seine Arme und seinen Rücken kroch eine Gänsehaut. Noch mindestens fünfeinhalb Stunden bis Mitternacht und in dieser Zeit würde das Kraftfeld nur weiter anwachsen. Das war nichts, was auf einen engen Raum begrenzt blieb. Ein einzelner Mann vermochte es nicht aufzuhalten!
    Unterdessen hatte Nathan es Zentimeter um Zentimeter zur Tür geschafft. Er probierte die Klinke. Nichts! Sie gab nicht einen Millimeter nach. Schwaden blau leuchtenden Dunstes waberten auf ihn zu, krochen über den Boden und wanden sich durch die bitterkalte Luft empor zu den Dampfwölkchen, die sein Atem bildete. In seinem Kopf erklangen die Worte: WIE OFT HABE ICH DICH SCHON UMGEBRACHT, TOD PRENTISS? NICHT OFT GENUG, ICH WEISS! UND AUF WIE VIELE ARTEN? ICH HABE DIR DIE KEHLE MIT EINEM RASIERMESSER DURCHGESCHNITTEN. ABER VERBRANNT HABE ICH DICH NOCH NICHT, NEIN! DURCH DIE AUGEN HABE ICH DIR NÄGEL BIS INS GEHIRN GETRIEBEN. ABER WIE WÄR’S, WENN ICH DIR GANZ LANGSAM DEN SCHÄDEL ZERQUETSCHE, BIS DIR DAS HIRN AUS DEN OHREN TROPFT? ICH ENTSINNE MICH, WIE ICH DICH MIT EINEM WEISSGLÜHENDEN SCHÜRHAKEN KASTRIERT UND IHN DIR DANN IN DIE QUALMENDE WUNDE GESTOSSEN HABE, DIE EINST DEIN GESCHLECHT WAR. ABER HABE ICH DICH SCHON EINMAL IN BLUT ERTRÄNKT ...? NEIN?
    Nathan lehnte sich mit der Schulter gegen die Tür und schob, so fest er konnte. Ebenso gut hätte er versuchen können, einen Granitblock von der Stelle zu rücken. Sie bewegte sich keinen Millimeter. Er spürte, wie der Dunst feucht seine Knöchel umspielte, feucht, zäh und ... klebrig.
    Zähflüssig ...
    Er blickte hinab ...
    ... und sah, dass der Boden zu seinen Füßen rot war! Die Flüssigkeit stand bereits fünfzehn Zentimeter hoch und nun begriff er, was Scofield mit den Worten gemeint hatte: »... habe ich dich schon einmal in Blut ertränkt ...? Nein?«
    Nathan holte tief Luft, hielt den Atem an, und für einen Augenblick glaubte er,

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