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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Gedanken. Es fiel ihm nicht allzu schwer, denn Garvey war ebenfalls Telepath; und er sah, was Garvey gesehen hatte: lauter Zinksärge, und die Toten darin – die Gesichter vor Entsetzen verzerrt, denn ihnen war klar, dass sie tot waren – hatten versucht, sich aufzurichten!
    »Was wollten sie?« Trask zwängte sich an ihnen vorbei ins Leichenschauhaus. »Sag bloß, sie sind schon ...«
    Nathan folgte ihm in den riesigen, quadratischen, kalten Saal und ließ den Blick ringsum schweifen. Aber es gab nichts zu sehen, weder stählerne Kühlfächer noch umgestürzte Aktenschränke oder gar irgendwelche Leichen. Nichts! Und zu spüren gab es ebenfalls nichts außer dieser entsetzlichen Kälte. Garvey zitterte wie Espenlaub. Über Geoff Smarts Schulter hinweg blickte er in den Raum und sagte: »Ich weiß, was ich gesehen habe! Aber anscheinend ... war es doch nicht da!«
    »Es hat angefangen«, knurrte Trask. »Und zwar wesentlich früher als bisher.« Er warf Smart, der draußen im Flur stand, einen Blick zu. »Spürst du etwas?«
    Die Augen des Empathen waren weit aufgerissen, sein roter Bürstenschnitt schien kerzengerade in die Luft zu stehen. »Dasselbe wie beim letzten Mal. Nur stärker, viel stärker! Ich spüre wachsende Furcht und Grauen ...«
    »Das ist die Große Mehrheit«, fiel Nathan ihm ins Wort. »Ich kann es ebenfalls spüren. Sie haben Angst!«
    »Und außerdem spüre ich ... eine unvorstellbare Wut!«, führte Smart seinen Satz zu Ende.
    »Das dürfte John sein«, sagte Trask. Zu Nathan gewandt, meinte er: »Was immer du tun musst – ich finde, du fängst jetzt besser damit an, mein Junge. Je eher du den Kontakt zu ihm herstellen kannst – falls es überhaupt gelingen sollte – desto besser.«
    Die Luft war kälter geworden und noch immer sank die Temperatur. Als Nathan antwortete, stand ihm der Atem in weißen Wölkchen vor dem Mund. »Ich hole mir einen Stuhl aus dem Zimmer da hinten. Dann werde ich euch bitten, mich allein zu lassen. Sollte ich euch brauchen, werde ich rufen. Aber im Augenblick ziehe ich es vor, allein zu sein. Ihr seid alle ESPer und könnt die Toten spüren. Aber umgekehrt ist es vielleicht ebenso möglich, dass sie eure Gegenwart wahrnehmen. Da sie ohnehin schon Schwierigkeiten haben, mit mir zu reden, wenn ich allein bin, wird es auch nicht besser werden, solange ihr in der Nähe seid. Außerdem muss ich mich konzentrieren.«
    Er machte Anstalten, in den Flur hinauszutreten, doch Trask hielt ihn zurück. »Ich hole dir deinen Stuhl. Du bleibst hier und versuchst, sie zu ... erreichen. Hier, nimm meinen Mantel. Wir anderen, wir werden draußen auf dem Gang abwechselnd Wache halten.«
    Nachdem er gegangen war, wollte Nathan von Geoff Smart wissen: »Wie habt ihr es denn beim letzten Mal gemacht?«
    »So wie immer. Wir haben versucht, es einzudämmen! Ich habe keine Ahnung, ob es uns geglückt ist, aber wir setzten alle übersinnlichen Kräfte, die wir besaßen, dazu ein, es abzuschwächen. Ich als Empath versuchte mit meinem Talent die Atmosphäre und die unruhigen Geister darin – allen voran John Scofield, nehme ich an – wieder zu beruhigen. Telepathen machen es ganz ähnlich. Sie reden im Geist auf die Geister ein, um sie wieder zur Ruhe zu bringen. Ansonsten tut jeder, was er kann. Ben zum Beispiel ist ideal als moralische Unterstützung. In Angelegenheiten wie dieser hier ist er der Fels, auf den wir uns alle stützen können.«
    »Wäre es denn nicht besser, wenn das ganze Team, ich meine das gesamte E-Dezernat, hier vor Ort wäre, um sich der Sache anzunehmen?«
    Smarts Gesicht zeichnete sich weiß im Türrahmen ab. »Das können wir uns schlicht und einfach nicht leisten. Stell dir doch mal vor, irgendetwas gerät außer Kontrolle und die Agenten kommen ums Leben. Auf diese Art wissen wir, dass es höchstens vier sein werden. Aber das Dezernat wird weiterbestehen.«
    Nathan legte die Stirn in Falten. »Aber der Leiter des Dezernats kann dabei ruhig den Hals riskieren?«
    Smart grinste humorlos. »Hast du schon mal versucht, dich mit ihm anzulegen? Ich will nicht derjenige sein, der ihm sagt, dass er heimgehen soll! Nathan, dieser Mann hat Seite an Seite mit deinem Vater gegen Vampire gekämpft – auch gegen Wamphyri! Da, wo du herkommst, mag das nichts Besonderes sein, aber hier ...«
    Trask kehrte mit einem Metallstuhl zurück. Nathan stellte ihn mitten in den Raum, nahm Platz und zog sich Trasks Mantel enger um die Schultern. Die Kälte schien etwas nachgelassen zu

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