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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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sein Herz habe aufgehört zu schlagen, und er werde gleich ohnmächtig. Doch er wusste, dass dies das Letzte war, was er sich jetzt erlauben durfte. Er wagte es nicht, das Bewusstsein zu verlieren; denn er stand knöcheltief in Blut und spürte, wie es durch seine Hose sickerte, durch seine Socken und in die Schuhe drang. Im ersten Moment wollte er es nicht wahrhaben. Aber er konnte es sehen, fühlen, riechen: Blut!
    In Turgosheim hatten die Wamphyri ein Sprichwort: Das Blut ist das Leben! Doch hier, mittels der telekinetischen Kräfte eines Irren aus Tausenden von Schlachthäusern heraufbeschworen, verhieß es ihm den Tod. Träge schwappte es um Nathans Knöchel ... das hieß ... es reichte ihm bereits an die Waden! Und es stieg mit jeder Sekunde!
    Nathan rang um Atem. Kaum in der Lage, sein Entsetzen zu bezähmen, stapfte er durch die rote Masse auf eines der Krankenbetten zu, das mit seinem weißen, gummierten Bezug dastand. Falls es wirklich war, würde er darauf steigen, um dem Blut zu entgehen. Falls nicht ... nun, dann existierte das Blut auch nicht!
    Doch als er das Bett erreichte, nahm er unter dem Laken den Umriss eines menschlichen Körpers wahr! Mit einem plötzlichen Ruck setzte sich die Gestalt auf, fuhr hoch wie eine Marionette, sodass das Laken zur Seite glitt und das bleiche, in einem lautlosen Schrei erstarrte Gesicht der Leiche enthüllte. Die Kehle war von einem Ohr bis zum anderen aufgeschlitzt, die Handgelenke ebenfalls, und Blut strömte aus den offenen Wunden!
    »Nein!«, rief Nathan und stieß und schob wie ein Verrückter an dem Krankenbett, bis es sich langsam in Bewegung setzte. Die Leiche geriet ins Wanken und stürzte schließlich kopfüber in die rote Flut. All dies war nur ein Albtraum, der John Scofields Gedanken entsprang, aber ein Albtraum, der tödlich enden konnte. Er konnte einem Mann das Herz stillstehen oder das Blut in den Adern gefrieren lassen – oder ihn auch in Blut ertränken!
    Außerdem nahm dieser Albtraum immer gewaltigere Ausmaße an.
    Auf dem zweiten Krankenbett lag ebenfalls eine Leiche, das Gesicht gleichfalls zu einem stummen Schrei verzerrt, und aus ihren Wunden schoss das Blut! Die Aluminiumfächer hatten sich aus der Kühleinheit gelöst und trieben auf dem Blutsee dahin. Aus dem Inneren dieser metallenen Särge war ein wuchtiges Hämmern zu vernehmen, mit dem die Leichen sich zu befreien suchten. Deckel flogen auf und die Toten versuchten sich zu erheben, brachten dabei jedoch ihre grotesken Gefährte zum Kentern und stürzten in die grausige Flut.
    Das Blut stand Nathan schon bis zu den Schenkeln. Er watete zu den Aktenschränken hinüber, erklomm sie und setzte sich mit dem Rücken zur Wand in die Ecke. Von dort beobachtete er die umhertaumelnden Leichen mit ihren aufgeschlitzten Kehlen und Handgelenken, die allmählich in der immer höher steigenden Flut versanken. Ohne es überhaupt zu bemerken, begann sich der Necroscope mit einem Mal hin und her zu wiegen und vor sich hin zu stöhnen. Sein Geist hatte die Grenze dessen erreicht, was er zu ertragen vermochte ...
    Nathan! Es war Sir Keenan Gormleys entsetzte Stimme. Nathan, so kommst du nicht weiter!
    Noch ein Toter, dachte Nathan. Sie sind überall. Sogar auf Starside, in Turgosheim war es besser als hier!
    Nathan! , brüllte Gormley verzweifelt. Gib doch nicht auf! Das darfst du nicht! Dein Vater hat niemals aufgegeben. Er hat gekämpft bis zuletzt!
    Nathan wollte lachen, weinen, seine Enttäuschung herausschreien, und plötzlich war ihm klar, dass er auf dem besten Weg war, hysterisch zu werden. Irgendwie schaffte er es, seine Selbstbeherrschung zurückzugewinnen. Harry Keogh konnte es sich leisten zu kämpfen , erwiderte er. Er verfügte über eine Armee, die das für ihn übernahm. Die Toten waren seine Freunde und zugleich seine Truppen. Ich, ich habe nichts, nur Harrys Gene. Und was sein sogenanntes »Talent« angeht: Was nützt es denn schon, wenn die Große Mehrheit verhindert, dass ich es einsetze?
    – Aber sie haben aufgepasst und zugehört, hielt Gormley ihm entgegen . Du hast dich ihnen geöffnet und sie sind eingetreten. Sie haben mitbekommen, wie du mit John Scofield geredet und dich für sie eingesetzt hast wie für die Lebenden auch. Sie haben die Wärme in deinen Gedanken gespürt, Nathan, und wissen nun, dass du auf ihrer Seite stehst. Sie sind bereit, dir zu helfen. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, sie haben bereits damit begonnen oder geben zumindest ihr Bestes.
    Gormley war ein

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