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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Sauger für Luxus nicht viel übrig gehabt, sondern ein, gemessen an den Maßstäben der Wamphyri, eher asketisches Leben geführt. Seine Ruhestatt bestand aus übereinander geschichteten Steinplatten. In ihrer Mitte befand sich eine längliche Mulde, die mit gegerbten Fellen ausgelegt war. Unter dem Bett gab es eine Feuerstelle, in der noch ein Häufchen kalter Asche lag. Vom Kopfende des Bettes führte ein rußgeschwärzter, knöcherner Rauchabzug zu einem weiteren Rauchfang über einer riesigen Esse in der gewaltigen Außenwand. In einer von einem Vorhang abgetrennten Ecknische verlief eine dunkel verfärbte Öffnung schräg durch den Boden. Hin und wieder drang ein Schwall frischer Luft daraus hervor, denn das andere Ende mündete an einer unzugänglichen Stelle hoch über dem Abgrund ins Freie. Es handelte sich um Vasagis Toilette.
    In einem weiteren Gemach, das tief in die poröse Außenwand des Felsenturmes getrieben war, ging ein großes, kreisrundes, mit Läden aus Knorpel versehenes Fenster nach Nordosten hinaus. Von dort hatte man einen Blick auf die Grenzberge, die sich in der Ferne verloren, daneben schimmerten weit entfernt am Horizont dunkelblau die vom Nordlicht erhellten Eislande. Es gab Räume, in denen hölzerne Tische und Stühle standen, und andere, in denen die Bänke aus der Wand herausgehauen waren. Eine große Halle mit abwärts geneigtem Boden wurde nach Osten hin von einer Wand mit einer ganzen Reihe von Fensteröffnungen umschlossen, die ein Höchstmaß an Licht, aber auch an Zugluft einließen! Bevor diese zugige Galerie mit Wänden umgeben worden war, hatte es sich um eine von der Witterung geformte Felszacke gehandelt. Zumindest solange Vasagi hier wohnte, hatte er sie als Atelier genutzt. Hier hatte der Sauger Form und Gestalt seiner metamorphen Kreaturen ersonnen, ehe er ihnen in seinen Bottichen Leben einhauchte. Nestor betrachtete sich die riesigen, bis ins Einzelne ausgemalten Skizzen, und war froh, dass Vasagi nicht all seine Ideen umgesetzt hatte.
    Den Ostflügel dieses Geschosses hatten Nestor und Canker nun gesehen. Über die geschwungene Treppe kehrten sie zurück in Vasagis Halle. Doch als sie hinabstiegen, erscholl ein Schrei, und auf einmal hatte Canker es sehr eilig. »Hah! Habe ich es mir doch gedacht«, knurrte er. »Die Gebrüder Todesblick beim Trophäensammeln!«
    »Was?« Nestor blickte ihn an. »Du meinst wohl Plündern? Das wagen sie nicht! Hier bin ich der Herr, und alles, was sich hier drinnen befindet, gehört mir!«
    »Wratha hat recht!«, schnaubte Canker. »Hierher zu kommen und hier zu überleben, sind zwei Paar Schuhe. Wenn du dir einer Person oder einer Kreatur nicht hundertprozentig sicher bist, darfst du sie niemals in dein Haus bitten! Und wenn es dennoch unbedingt sein muss, musst du sichergehen, dass sie aus freien Stücken eintritt. Das soll heißen: Was auch geschieht, ob du die Schuld daran trägst oder der andere – er muss die Konsequenzen tragen. Die beiden Brüder hierher mitzunehmen ist ungefähr so, als hättest du ihnen einen Freibrief ausgestellt, zu tun und zu lassen, was sie wollen! Vergiss nicht: Es war Wran der Rasende, der Vasagi getötet hat. Jetzt glaubt er wahrscheinlich, dass er ein Recht auf alles hat, was hier herumliegt, weil du ja bloß ein Neuling bist.« Er zuckte die Achseln. »Ich habe versucht, dich zu warnen – auf meine Art.«
    »Von jetzt an werde ich deinen Rat befolgen«, entgegnete Nestor. »Aber im Augenblick könnte ich deine Hilfe brauchen! Da kommen sie!«
    Wran und Spiro erschienen in einem der Gänge, die in den Saal führten. Sie zerrten jeder eine Sklavin hinter sich her, der sie die Kleider vom Leib gerissen hatten, sodass sie in Fetzen hingen. Die Frauen protestierten lautstark, denn hier in der Saugspitze wussten sie, was sie erwartete. Aber in der Irrenstatt ...?
    Zahar und Grig hasteten auf Wran, Spiro und deren widerspenstige Beute zu und versuchten einzuschreiten. Gerade hatten sie noch Zahars Wunden versorgt. Nun nahmen sie Anstoß an der Raffgier der Zwillinge. Allerdings hatten sie es mit den Gebrüdern Todesblick zu tun, Lords der Wamphyri. Sollte es hart auf hart kommen, hatten Nestors Offiziere nicht die geringste Chance. Trotzdem sprach es für Zahar, dass er selbst mit einem nutzlos herabbaumelnden Arm und einer verletzten Hand noch für seinen neuen Herrn eintrat. Im Moment jedenfalls.
    Lachend traten die Lords den beiden Möchtegernbeschützern der Saugspitze entgegen. Doch von einem

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