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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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in die Tat umzusetzen. In der gesamten westlichen Welt hatte es in kleinen, einflussreichen, der Allgemeinheit weitgehend unbekannten Kreisen einige ziemlich besorgte Diskussionen gegeben über Dinge wie TBS-(Teilchenbeschleuniger)-Schirme und nuklear- beziehungsweise plasmabetriebene Laser. Selbst über die theoretische Möglichkeit eines »Magmamotors«, der sich die Anziehungskräfte im Innern der Erde zunutze machen könnte, wurde nachgedacht.
    Zu guter Letzt war aus einem Holzfällerlager östlich von Perchorsk der Bericht eines mit dem Westen sympathisierenden Augenzeugen durchgesickert. Trask war mit dem Inhalt des Schriftstücks vertraut und erinnerte sich bis auf den heutigen Tag daran. Es handelte sich zwar nicht um das Werk eines gebildeten Mannes, vielmehr um dasjenige eines Bauern im erzwungenen Exil, eines Dissidenten, den sie aus der Ukraine umgesiedelt hatten. Dennoch war es in lebendigen und anschaulichen Worten abgefasst.
    Es war eine helle, klare Nacht gewesen und der bleiche Glanz des Nordlichts erhellte das nördliche Firmament. Der Mann, der alles gesehen hatte, ein Holzfäller, der unterwegs war, um in der Nähe des Gebirgspasses zu jagen, hatte von der etwa vier Kilometer entfernten Anlage wie jedes Mal das leise Summen gigantischer Turbinen vernommen, das sich durch die Erde übertrug. Doch als die Maschinen plötzlich aufheulten, war er stehen geblieben und hatte zwischen den Tannen hindurch einen Blick auf den Weg zurück geworfen und gesehen, wie den Rand der Schlucht von Perchorsk ein Flackern überzog, das aussah wie der phosphoreszierende Schimmer verrottenden Holzes.
    Mit einem Mal hatte es den Anschein gehabt, als hielte die Nacht den Atem an – nur um ihn gleich darauf in einem heftigen Seufzen wieder auszustoßen. Und während das Heulen der Turbinen sich zu einem kreischenden Jaulen steigerte, war ein Strahl blendend weißen Lichts aus der Schlucht zum Himmel geschossen und hatte die Nacht taghell erleuchtet! Ein Lichtimpuls, der gerade lange genug währte, um sich der Netzhaut einzuprägen. Dann war er auch schon verschwunden. Danach ...
    Bis dahin war die Nacht hell und sternenklar gewesen. Doch mit dem Aufflammen des unheimlichen, grellen Suchstrahles waren die Turbinen von Perchorsk abrupt verstummt. Von den zerklüfteten Felsen erhob sich ein heißer Wind, und innerhalb einer Stunde türmte sich aus dem Nichts eine Wolkenwand auf und ein merkwürdig warmer Regen begann zu fallen. Wie durch den Regen verstärkt, schien der beißende Geruch nach Verbranntem, nach Elektrizität, Ozon möglicherweise, die feuchte Nachtluft zu durchdringen. Zuvor jedoch, nur wenige Minuten nach dem Lichtblitz, hatten die Sirenen eingesetzt, als wolle der Abgrund selbst seinen Schmerz herausschreien. Doch nicht der Abgrund wand sich in Todesqualen, sondern die Menschen, die sich darin befanden.
    Ein Unfall hatte sich ereignet, ein Unglück gewaltigen Ausmaßes. Während der beiden Wochen, die darauf folgten, herrschte ein reger Hubschrauberverkehr, Krankenwagen verstopften die Gebirgspässe, und Männer in Strahlenschutzanzügen dekontaminierten die Wände der Schlucht. Als die örtlichen Sowjetbehörden tätig wurden und gewisse subversive Elemente in den Holzfällerlagern festsetzten, flüsterte man sich hinter vorgehaltener Hand ein einziges Wort zu: Rückstoß! Der Testlauf von Perchorsk hatte sich bis ans Firmament entladen, schön und gut. Gleichzeitig jedoch war das Experiment nach hinten losgegangen, hinein in den unterirdischen Komplex, der die Anlage beherbergte. Wie in einem unglaublichen, überhitzten Verbrennungsofen waren Mensch und Maschinen ohne Unterschied miteinander verschmolzen, und nicht viel hatte gefehlt, und der gesamte Komplex wäre in die Luft geflogen, ehe die Katastrophe sich selbst verzehrte! Im Anschluss daran ...
    Trask wusste noch über so einiges Bescheid, was die Russen nicht vertuschen konnten. Über den offensichtlichen Massenumzug zahlreicher Top-Mediziner zum Beispiel, hauptsächlich Spezialisten für Strahlenkrankheiten, von Moskau, Omsk und Sverdlowsk in die personell unterbesetzten, nur mangelhaft ausgestatteten Grenzkrankenhäuser von Beresov, Ukhta und Izhma. Niemandem fiel es schwer, zwei und zwei zusammenzuzählen: Neben all den Toten hatten die Russen wohl eine ziemliche Anzahl schwer Verletzter aus der Schlucht herausgeschafft. Damit war das Experiment, wenn nicht gar Perchorsk selbst, aufgegeben worden.
    Es hatte nur diesen einen Versuch gegeben, doch

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