Totenblick: Thriller (German Edition)
Polizisten umher und durchkämmten es systematisch. Zwar blieb die Hoffnung auf bessere Spuren eine theoretische, aber man wusste nie, wo der Zufall seine Hand im Spiel hatte.
Es erinnerte Adam an einen Hollywoodstreifen, in dem nach Aliens gesucht wurde, wobei man auf dem Grund und Boden eines Bestattungshauses vermutlich eher auf Zombies träfe.
Er öffnete die Seitentür und stieg hinein, suchte nach dem Pulver und fand es.
Adam, im besten Mannesalter und mit normaler Figur gesegnet, drehte sich zur Seite – und vernahm ein leises Aufprallgeräusch, dann schaukelte der Wagen. Jemand schien beim Suchen aus Versehen dagegengelaufen zu sein.
»Hey! Keine Delle reinmachen!« Er wollte aussteigen, als die Schiebetür mit viel Schwung ins Schloss rauschte.
Es klickte. Der Wagen wurde abgeschlossen.
»Hey, verdammt! Das ist nicht lustig!« Adam pochte gegen die Tür. »Lass den Scheiß, Pilz.«
Die Fahrertür öffnete sich.
Eine Trennwand befand sich zwischen Kabine und Laderaum, so dass er nur durch ein kleines Fenster sehen konnte: Ein Schatten wurde kurz sichtbar, und wieder klickte es, dann fiel die Tür erneut zu.
Adam fluchte, als er spürte, dass der Wagen langsam losrollte. Jemand hatte die Handbremse gelöst und den Gang rausgenommen.
»Hey, ihr Arschlöcher! Lasst den Scheiß!« Er nestelte sein Handy aus der Tasche des Schutzanzugs und wählte die Nummer der Zentrale, um sich mit Bernanke verbinden zu lassen.
Wer auch immer die Idee gehabt hatte, ihm Angst zu machen, seine Kollegen würden deswegen richtig Ärger bekommen. Das kurzblonde Ungeheuer vom LKA hatte garantiert kein Verständnis für solche Späße am Einsatzort.
Für die Kinderkacke war Adam jedenfalls zu alt, und dank der Totenblickgeschichte hatte er keinerlei Sinn mehr für Humor übrig; seine Klaustrophobie tat ihr Übriges dazu.
Der Transporter holperte über ein Hindernis. Das Steuer wurde dadurch herumgerissen, und der Wagen fuhr eine scharfe, unerwartete Kurve.
Adam fiel gegen den Schrank und stürzte auf den Boden; das Telefon entglitt ihm und klapperte davon. Fluchend versuchte er, auf die Beine zu kommen.
Inzwischen zuckte das Licht mehrerer Taschenlampen durch das kleine Fenster, es wurden Rufe der Streifenbeamten laut. Es war bemerkt worden, dass etwas nicht stimmte.
Adam rappelte sich endlich auf und fand sein Handy nicht mehr. »Holt mich raus! Holt mich raus, um Gottes willen!« Mit beiden Händen schlug er gegen die Tür, während der Transporter weiterrollte, hüpfte und schwankte, mehrmals kurz vorm Umstürzen stand. Die Schubladen sprangen auf und überschütteten ihn mit Utensilien der SpuSi. »Hilfe!«
Plötzlich fuhr der Wagen krachend gegen ein Hindernis, Glas zerplatzte hörbar und prasselte auf das Armaturenbrett und die Sitze.
Die Wucht des Aufschlags warf Adam gegen einen Schrank. Seine Schulter knackte laut, und dann kam der Schmerz. Laut schrie er auf.
Rumpelnd knallte etwas Schweres auf das Dach und drückte es unregelmäßig tief ein.
Wieder schrie Adam, dieses Mal vor Schreck und vor Schmerz wegen seines gebrochenen Gelenks.
Draußen war es schlagartig dunkler geworden. Aufgeregte Stimmen erklangen erneut. Es wurde am Türhebel herumgedrückt, bis ein Polizist vorne einstieg und durch das Fensterchen blickte. »Was ist los?«
»Macht die Scheißtür auf!«, rief Adam panisch und trat mit dem Fuß auf das Schloss ein.
»Wir haben keinen Schlüssel«, kam es hilflos.
»Ich will raus!«, kreischte Adam und hörte nicht auf, die Tür mit der Sohle zu bearbeiten. Sein Herz raste, er bekam keine Luft mehr. Der weiße Schutzanzug schien die Hitze aufzustauen.
Endlich sprang der Ausgang auf.
Zwei Dutzend Beamte standen davor, zwei hielten jeweils eine Brechstange in den Händen, mit denen sie ihn befreit hatten. »Kommen Sie, Kollege!«, sagte einer.
Sie stützten Adam, der ihnen förmlich aus dem Transporter entgegenfiel und schützend seine Schulter hielt. »Sie ist gebrochen«, jaulte er. »Scheiße, ich habe mir die Schulter gebrochen wegen der Kacke!« Er sah sich um. Die Front des schweren Wagens war in einen Lichtmast gedonnert und hatte ihn abgebrochen, die Scheinwerfer sowie Teile der Halterung waren auf das Dach gerumpelt.
»Zentrale, wir brauchen einen Krankenwagen«, funkte einer der Polizisten. »Verdacht auf Schulterfraktur.«
Adams Kreislauf sackte ab, er musste sich setzen und starrte in die Runde. »Hat einer gesehen, welches Arschloch das war?«, ächzte er. »Die Bernanke
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