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Totenblüte

Totenblüte

Titel: Totenblüte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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Marsh gar kein geplantes Opfer. Sie kann etwas gesehen haben, dem Mörder in die Quere gekommen sein. Wissen wir schon genauer, wo sie an dem Abend war, als Luke Armstrong ermordet wurde?»
    «Ihre Mitbewohnerinnen waren an dem Abend unterwegs. Irgendeine Ballettaufführung in London. Ganz edel. Sie haben bei Freunden in Richmond übernachtet und konnten deshalb nicht sagen, ob Lily an dem Abend zu Hause war oder nicht.» Holly kannte Lilys Mitbewohnerinnen inzwischen offenbar ganz gut.
    «Was hätte Lily Marsh denn in Seaton gewollt? Ein ehemaliges Bergbaudorf an der Küste. Das ist doch nun wirklich nicht ihr Milieu, bei den Klamotten, die sie trug. Sie müsste dort aufgefallen sein wie ein bunter Hund. Aber keiner hat sie gesehen. Ich habe die Haustürbefragungen selbst durchgeführt.» Charlie war als Streifenbeamter in der Gegend im Einsatz gewesen und hatte immer noch Freunde bei der dortigen Kommunalpolizei. «Angeblich sollen gar keine Ortsfremden gesichtet worden sein.»
    Einen Moment lang schwiegen alle und versuchten vergeblich, sich vorzustellen, wie Lily in Seide gehüllt und mit Schmuck behängt die Straße entlangging, wo die Kinder Seilchen sprangen und die Mütter auf den Stufen vor dem Haus saßen und auf sie aufpassten. «Und wo ist Lauras Leiche?», fragte Charlie. Die Frage hatte bisher keiner aussprechen wollen.
    «Wir können nicht sagen, ob das Mädchen bereits tot ist.» Vera polterte nicht los, sie sprach mit ruhiger Stimme. Es war nicht der passende Zeitpunkt, die Nerven zu verlieren, außerdem meinte sie das ganz ernst. Vielleicht wünschte sie sich auch nur, dass Laura noch lebte. Julies wegen und um ihrer selbst willen. Sie war nicht daran gewöhnt,zu scheitern und einen weiteren Mord zugelassen zu haben, den Mord an einem jungen Mädchen zumal, das nie die Möglichkeit bekommen hatte, ihr Glück zu finden – das war die größte Niederlage, die Vera sich vorstellen konnte.
    «Die anderen Opfer hat der Täter auch sofort umgebracht», gab Joe zu bedenken. «Zumindest nach allem, was wir wissen. Den Jungen auf jeden Fall.»
    «Diesmal könnte es anders sein.» Vera wusste, wie irrational dieser Gedanke war, der sich da bei ihr festgesetzt hatte, als sie mit Julie den Pfad zur Hauptstraße abging: dass der Mörder inzwischen Spaß an der Sache gefunden hatte, Spaß am Spiel, an der Inszenierung. Und dass dieser Spaß für ihn womöglich andauern würde, wenn er sein Opfer länger am Leben ließ.
    Charlie war klug genug, ihr nicht zu widersprechen. «Falls es also eine Leiche gibt, wo könnte sie sein?»
    «Im Wasser», sagte Holly.
    «Wo sollen wir dann also nach ihr suchen? Ein Badezimmer hat schließlich jedes Haus in Tyne and Wear.»
    «Nein», sagte Vera. «Eine Badewanne wird es sicher kein zweites Mal sein. Laura ist eine attraktive junge Frau. Zwar nicht so schön wie Lily, aber sie hat große Augen und Wangenknochen zum Dahinschmelzen.» Sie erschrak ein wenig über diesen Satz, doch als sonst niemand darauf reagierte, fuhr sie fort: «Eine auffallende, fast exotische Erscheinung. Er wird sie als Kunstwerk inszenieren wollen. An einem spektakuläreren Ort.»
    «Dann muss er sie also noch bei sich haben», sagte Joe. «Tot oder lebendig. Er wird es kaum riskieren wollen, die Leiche am helllichten Tag in Szene zu setzen. Zumindest diesmal nicht. Bei Lily hat das ja noch funktioniert, aber das wird er sicher kein zweites Mal versuchen.»
    «Gab es eigentlich mal eine Rückmeldung vom Wasserwerk?», wollte Vera wissen. «Hieß es nicht, da hätten Arbeiten am Abflussbecken in der Nähe des Leuchtturms stattgefunden, an dem Nachmittag, als Lily getötet wurde? Hat jemand mit denen gesprochen?»
    «Das Abflussbecken ist schon seit fünf Jahren nicht mehr in Gebrauch», sagte Joe. «Irgendeine europäische Abwasserverordnung, um die Strände sauber zu halten. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, meinte, die Arbeiter hätten vermutlich nur dort angehalten, um Pause zu machen.»
    «Dann sprechen Sie eben nochmal mit ihm. Lassen Sie sich die Namen sämtlicher Arbeiter geben, die an dem Tag in der Gegend unterwegs waren. Bessere Zeugen haben wir schließlich nicht.»
    Einen Augenblick lang schwiegen alle, dann erhob sich Vera abrupt und baute sich vor ihren Leuten auf. «Ich will Ideen», erklärte sie. «Ideen jeder Art, egal, wie verrückt. Wir müssen suchen, Orte überwachen. Seid kreativ.»
    «Der Tyne. Da ist Tom Sharp ums Leben gekommen. Und dort waren auch Blumen im Wasser. Da hat

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