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Totenblüte

Totenblüte

Titel: Totenblüte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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widerspruchslos akzeptiert und war ohne großes Theater auf sein Zimmer gegangen. Es war ungewohnt still im Haus, während Felicity auf Peter gewartet hatte. Sonst hatte sie häufig das Radio an oder hörte Musik, doch an diesem Abend war ihr weder nach dem einen noch dem anderen. Sie hatte die Fenster geöffnet, hörte das Rauschen des Mühlbachs in der Ferne.
    Schließlich hatte sie Peter aus dem Taxi steigen sehen und war ihm nach draußen entgegengekommen. Er hatte sie bei der Hand genommen, als wären sie beide noch Anfang zwanzig, und war mit ihr ins Haus zurückgegangen. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank und entkorkte sie. Sein Schweigen war so untypisch, dass Felicity es mit der Angst zu tun bekam. Eigentlich hätte er doch wutentbrannt gegen die Ungerechtigkeit dieser Festnahme wettern müssen, gegen die bodenlose Frechheit der Polizei, die ihn einfach so aufs Revier beordert hatte. Fast rechnete sie schon damit, dass er ihr gleich den Mord gestehen würde. Aber er war ja auf freiem Fuß. Das konnte es also kaum sein.
    Peter schenkte Wein in zwei Gläser und setzte sich an den Küchentisch. Die Küche war Felicitys Reich, er saß abends nur selten dort. Meist zog er das gemütliche Wohnzimmer oder sein abgeschiedenes Arbeitszimmer vor. Allein die Tatsache, dass er hier bei ihr saß, kam einem Schuldbekenntnis gleich.
    «Hast du Hunger?», fragte sie ihn. «Soll ich dir etwas zu essen machen?»
    «Später vielleicht.» Er trank einen Schluck Wein, sah ihrin die Augen. Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann sagte er: «Ich hatte eine Affäre mit Lily Marsh.»
    Felicity sagte ihm nicht, dass sie darauf auch selbst schon gekommen war. Es gab eine drängendere Frage. «Hast du sie umgebracht?»
    «Nein!» Er war blank entsetzt. Dann beugte er sich über den Tisch und nahm ihre Hände. Felicity fand diese unerwartete Berührung irgendwie aufregend und elektrisierend. In ihrem Alltagsleben – zu Hause, als Familie, selbst beim Sex – schienen sie beide vor echten Begegnungen zurückzuschrecken. Diese Berührung war so aufgeladen wie die eines Fremden.
    «Sie war wirklich schön», sagte sie. «Ich kann verstehen, wie du in Versuchung geraten konntest.»
    «Ich habe mich geschmeichelt gefühlt.» Er schwieg, trank wieder von seinem Wein. «Möchtest du, dass ich dir davon erzähle?»
    Felicity überlegte. Wollte sie wirklich Einzelheiten hören? Wie sie sich kennengelernt hatten? Wo sie miteinander geschlafen hatten? Womöglich fand sie das dann noch erregend. «Nein», sagte sie. «Das ist deine Sache.»
    «Möchtest du, dass ich ausziehe?»
    «Ich glaube nicht. Nein. Das ist mir gar nicht in den Sinn gekommen.»
    «Viele Frauen würden das aber wollen.» Offenbar verwirrte es ihn, dass sie sein Geständnis so gelassen aufnahm. War er vielleicht sogar enttäuscht, dass sie nicht explodierte? «Zumindest als erste Reaktion.»
    «Vielleicht erscheint mir eine Affäre angesichts zweier Morde ja nicht mehr so bedeutend.»
    «Ich habe sie nicht umgebracht.»
    Und sie hatte ihm über den Handrücken gestrichen. «Das glaube ich dir.»
    Während sie jetzt im Schatten der Holunderhecken von der Bushaltestelle zurück zum Haus ging, dachte sie sich, dass sie bei diesem kurzen, knappen Wortwechsel so intensiv miteinander gesprochen hatten wie schon seit Jahren nicht mehr. Plötzlich stand ihr eine Überschrift vor Augen, wie aus einer der Frauenzeitschriften, die sie manchmal beim Arzt oder beim Friseur las:
Mein Mann stand unter Mordverdacht – das hat unsere Ehe gerettet!
    Selbst am Abend zuvor, als sie ihm noch gegenübersaß, hatte sie das Gespräch schon als melodramatisch und ein wenig absurd empfunden.
    «Es war vorbei», hatte er gesagt. «Schon ewig. Ich hatte sie seit längerem nicht mehr gesehen.»
    «Wer hat es beendet?» Noch so ein Satz aus der Frauenzeitschrift.
    «Ich. Lily war sehr labil. Eigentlich hätte ich mir auch denken können, dass sich keine normale junge Frau in mich verliebt.» Womöglich war da der Ansatz einer Pause gewesen, damit sie Gelegenheit hatte, zu protestieren. Doch Felicity schwieg. Jetzt, wo er der treulose Ehemann war, musste sie ihm zumindest nichts mehr vorspielen. «Sie war regelrecht besessen von der Geschichte. Sie kam zu mir ins Büro, hat mich ständig angerufen.»
    «Ich glaube, sie hat auch hier angerufen», sagte Felicity. «Es kam häufig vor, dass ich ans Telefon ging und am anderen Ende aufgelegt wurde.» Dann fielen ihr

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