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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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würde er sich sonst verraten, und dennoch spürte ich, dass seine Haut ebenso sehr glühte wie meine, dass sein Atem gezwungen ruhig ging und dass er in der Dunkelheit ebenso meine Regungen zu erspüren suchte wie ich die seinen. Die Nacht machte es mir plötzlich leicht. Ich rückte an ihn heran und umarmte ihn, vergrub meine Nase in seinem Haar und an seinem Hals und zog den vertrauten Duft nach Haut und würzigem Harz ein. Er holte überrascht Luft. Doch dann legte er so behutsam, als fürchte er, mich zu zerbrechen, die Arme um mich. Seine Lippen streiften meine Schläfe und nur flüchtig war Nevenas Wahrheit mir ganz nah. Das Begehren, die Wärme, die Sicherheit. Es war leicht, ihn zu küssen, leicht, mit meiner Hand seine Haut zu erkunden – die Brust, die Schultern und Arme – und zu spüren, während er mich immer fester an sich zog. Als seine Hand über meine Hüfte strich, dachte ich noch verwundert, wie anders es sich anfühlte als die erzwungene Berührung, die ich von Danio erduldet hatte. Doch es war das letzte Mal, dass ich an meine Brautnacht dachte.
    Nevena hatte Recht gehabt: Es war kein Leiden darin, kein Funke von Bestrafung. Es fühlte sich an, als würde ich einen brennenden Durst löschen und gleichzeitig vor Verlangen immer noch durstiger werden. Ich erkannte mich nicht wieder, als ich mich an Dušans Lippen festsog, mich seinen Berührungen entgegendrängte und ihn an mich zog. Ich lächelte, als er mir mit den Fingern durch das Haar fuhr, und weil ich ihn gerade küsste, spürte er es und lachte ebenfalls. „Du stichst ja gar nicht mehr, Distel!“, raunte er mir ins Ohr und ich schob sein Hemd hoch, um noch mehr von seiner Haut zu fühlen.
    Es gab vieles, was mich in dieser Stunde erstaunte: dass Dušans Finger, die über meine Haut strichen, einen Sternenschweif aus Hitze und Begehren hinterließen. Sein Stöhnen, als ich seine Brust küsste, und mein Körper, der ganz von selbst nach einer Nähe suchte, die mir bisher so viel Angst gemacht hatte.
    Es tat nicht weh. Es war wie ein Aufblühen, zart und auf eine warme Weise erschreckend. Es trug mich davon und ließ mich dann zitternd und benommen in Dušans Armen zurück. Das Letzte, was ich fühlte, bevor ich nach einer Ewigkeit matt und immer noch erstaunt einschlief, war Dušans Kuss an meinem Mundwinkel.
     

     
    Hinter meinen Lidern schien das Licht so hellrot, als würde die Sonne auf mein Gesicht scheinen. Dennoch hielt ich die Augen geschlossen und horchte auf Dušans Atem. Irgendwann spürte ich, wie er mir mit dem Handrücken sacht über die Wange strich. Ich wandte den Kopf, küsste sein Handgelenk und fühlte seine Fesselnarben an meinen Lippen. Als ich durch die Wimpern blinzelte, sah ich, dass er mich mit einer ernsten Zärtlichkeit musterte. Aber es lag auch etwas wie Traurigkeit in seinem Gesicht, und ich fürchtete einen Herzschlag lang, ob die Wahrheiten der letzten Nacht noch galten. In diesem Moment zog er mich an sich und ich schmiegte meine Wange an seine Schulter.
    „Der Fluss steigt immer weiter“, murmelte er in mein Haar. „Wir müssen uns bald eine neue Bleibe suchen.“
    Alles hatte ich erwartet, nur nicht, dass die Wirklichkeit so plötzlich auf uns zurückfallen konnte. Widerwillig erinnerte ich mich an all das, was ich so gerne vergessen hätte.
    „Die Holzfällerhütte?“, fragte ich.
    Dušan nickte, küsste meine Stirn und setzte sich auf. „Bist du dir ganz sicher, dass du mit mir dorthin gehen willst?“
    Ich lernte an diesem Morgen, dass auch Worte uns nackt und verletzlich machen können. Die Zärtlichkeit für Dušan wallte wieder jäh in mir auf und ich lächelte.
    „Ich bin die Tochter des Padischah “, entgegnete ich und gähnte. „Ich habe mir meinen Mann ausgesucht. Es ist zu spät. Du kannst mich nicht wieder loswerden.“
    Ich hatte gehofft, meine Antwort würde ihm wenigstens ein Lächeln entlocken, doch er biss sich auf die Unterlippe und wich meinem Blick aus. „Du hast schon einen Mann“, murmelte er.
    „Danke, dass du mich gerade jetzt daran erinnerst“, entgegnete ich gekränkt. „Aber das wusstest du schon die ganze Zeit über. Warum stört es dich plötzlich?“
    Dušan ließ mich abrupt los, stand auf, suchte seine Kleidungsstücke zusammen und begann sich anzuziehen. In seinen Gesten lag eine wütende Hast.
    „Es stört mich nicht“, knurrte er und kämmte sich mit den Fingern fahrig durchs Haar. „Oder vielleicht doch. Ich weiß es nicht.“
    Ich schluckte. Wann

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