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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Dunklen erzählen.“
    „Und du glaubst ernsthaft, sie werden dir jetzt zuhören? Nein. Als Dank werden sie dich wieder mit einem Schlammhagel eindecken. Bleib gefälligst hier und komm wieder zu Kräften.“
    „Ich muss unbedingt verhindern, dass sie zu den drei Türmen gehen!“
    Dušans Stirn bewölkte sich. „Das ist es also. Kaum dem Ehebett entflohen, sorgst du dich wieder um Danilo? Liebst du ihn etwa doch?“
    „Ich will nur nicht, dass ihm etwas passiert.“
    Dušan schnaubte nur verächtlich durch die Nase. Dann wandte er sich plötzlich ab und ging hinter die Hütte. Ich hörte ein Klappern von Metall. Als er zurückkam, hielt er Vetars Zaumzeug in der Hand. „Das ist das Einzige, was ich heute ins Dorf mitnehme“, sagte er und warf den Zaum auf den Wagen. „Du bringst es fertig und versuchst, halb tot ins Dorf zu reiten.“
    „Ich bin nicht hergekommen, um mich von dir herumkommandieren zu lassen!“, rief ich.
    „Nein“, entgegnete er. „Du bist hergekommen, um mir das Leben schwer zu machen.“ Jetzt blitzte zum ersten Mal wieder das spöttische Grinsen auf. Er nahm die Zügel und schwang sich auf den Karren. „Aber wenn dir so viel an deinem Ehemann liegt, dann werde ich Manko von dem Dunklen erzählen. Sobald der Totengräber es weiß, wissen es alle. Und jetzt hör auf mich anzusehen, als ob du mich fressen wolltest, und pass lieber auf, dass du mir hier nicht an der Schwelle umfällst, du bleiches Laken!“
    Ich wollte etwas entgegnen, aber ich musste widerwillig zugeben, dass Dušan Recht hatte. Schon jetzt zitterten meine Knie. Ich mochte mir kaum vorstellen, wie ich reiten sollte.
    „Was, wenn er wiederkommt, während du fort bist?“, sagte ich leise.
    „Ich bleibe nicht lange“, versprach Dušan. „Verschließ die Tür und die Fenster und leg das Kreuz vor die Schwelle. Und“ – seine Stimme wurde sanfter und bekam einen eindringlichen Unterton – „wer auch immer anklopft, antworte nicht und lass niemanden in die Hütte! Niemanden außer mir, hörst du? Selbst wenn du ihn kennen solltest.“
     

     
    Es war ein Leben in der Schwebe, ein zerbrechlicher Zustand voller Fragen und Unsicherheiten. In jenen Tagen in der Flößerhütte lernte ich einen sehr viel ernsteren Dušan kennen, der zuweilen sogar unruhig und bedrückt wirkte. Manchmal lauschte er, als würde er jemanden erwarten, doch wenn ich ihn darauf ansprach, winkte er ab. Noch nie zuvor hatte ich erlebt, dass ein Mann für eine Frau Arbeiten verrichtete, aber Dušan kümmerte sich um die Pferde, besorgte Maisbrot und Holzäpfel für die Suppe, neues Stroh für das Bett und hielt das Feuer am Brennen.
    „Ich bin keine Gräfin“, sagte ich mit einem Lachen. „Und du nicht mein Diener.“
    „Gewöhn dich auch besser nicht zu sehr daran“, gab er trocken zurück. „Sobald du nicht mehr aussiehst, als würde ein Niesen dich umwerfen, wirst du das Holz gefälligst alleine schleppen.“
    In Dušans Fürsorge und seiner Ernsthaftigkeit lag ein Stolz, der mir gefiel. Viel hatte sich zwischen uns verändert. Meine Flucht hatte uns auf eine neue Weise miteinander verbunden. Unser Spott hatte die Schärfe verloren. Wir waren uns vertraut, dennoch verhielten wir uns wie zwei Fremde, die einander mit vorsichtigen Scherzen umkreisten, ohne sich zu nahezukommen. Da ich nachts nicht in der Hütte allein sein wollte, blieb Dušan bei mir. Er saß mit dem Rücken zu mir am Ofen, wenn ich bald nach Einbruch der Dunkelheit unter die Decke kroch. Ich lag lange wach und lauschte mit klopfendem Herzen, bis ich hörte, wie er die Satteldecke zu einem Kopfkissen zusammenlegte und sich neben dem Ofen ausstreckte. Niemals versuchte er in mein Bett zu kommen oder mich zu berühren. Ich war es, die beim Stapeln von Feuerholz wie zufällig seine Hand streifte. Und jedes Mal, wenn er mir dann zwar zulächelte, mir aber trotzdem auswich, fühlte ich eine seltsame, bebende Leere. Diese Zurückhaltung passte so gar nicht zu seinem Wesen, und oft genug war ich verunsichert und wusste nicht mehr, ob er nur höflich war oder ob ihm wirklich etwas an mir lag. Waren seine Schwüre doch nur Aufschneiderei gewesen? Und die Geschenke Launen, weil er Spaß daran hatte, eine Gutsherrin in sich verliebt zu machen? Wenn ich in solche Gedanken verfiel, geschah es schnell, dass ich einen Streit vom Zaun brach und danach noch ratloser war als zuvor.
    „Dajanas Zustand hat sich kaum verbessert“, berichtete Dušan, als er fünf Tage nach meiner letzten

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