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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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lassen.
    „Warum seid Ihr auf Reisen, Herr? Seid Ihr Händler?“, fragte ich, obwohl mich niemand aufgefordert hatte zu sprechen.
    Jovan runzelte die Stirn. Und an Vaters Blick sah ich, dass die nächste Ohrfeige nur noch wenige Atemzüge entfernt war. Doch das war es mir wert.
    Und zu meiner eigenen Überraschung antwortete Jovan mir sogar.
    „Nicht im eigentlichen Sinne“, sagte er. „Ich besitze ein Gut, aber von Zeit zu Zeit unternehme ich Reisen, um ... zu sehen, ob ich in anderen Teilen des Landes bessere Pferde für meine Zucht bekomme. Ungarische Rösser, die feurig sind und flink und ohne Angst. Ich habe die schnellsten Pferde weit und breit. Manche verkaufe ich ans Militär.“
    Ich glaubte sie schon zu sehen – wendige, schlanke Tiere, die mit jedem Schnauben den Hauch der Ferne mit sich trugen.
    „Wie viele Rösser habt Ihr?“, fragte Vater und leckte sich über die Lippen.
    „Zwölf Stuten“, antwortete Jovan stolz. „Und drei habe ich jetzt dazugekauft. Dazu fünf Wallache und einen Hengst, so prächtig, dass schon Lieder über seine Schönheit geschrieben wurden. Bis auf die drei neuen haben alle meine Pferde das Blut arabischer Rösser in den Adern und tragen den Kopf so hoch erhoben, als würden sie Luft trinken wie Könige edlen Wein.“
    Damals bekam ich einen ersten Eindruck davon, wie gut Jovan reden konnte. Er hatte die Gabe, aus Worten Farben und Formen entstehen zu lassen und die Menschen damit zu betören. Auch mich faszinierten in dieser Nacht die Bilder, die er in meinem Kopf entzündete.
    „Dann seid Ihr ja ein richtiger Edelmann, ein Plemić !“ Ein hoffnungsvolles Funkeln war in die Augen meines Vaters getreten.
    Wie ein magerer Hofhund, der vor einem Wolf winselt, dachte ich bei mir. Die Leute aus dem Dorf sagten, die harten Zeiten und der Tod meiner Mutter hätten unseren Vater zu einem bitteren, gierigen Mann gemacht, aber ich wusste es besser: Er war schon immer so gewesen. Der Kern seiner Seele war schwarz und vertrocknet wie der schimmelige Kern, der einen reifen Pfirsich verdirbt.
    „Ja, mein Besitz kann sich sehen lassen“, sagte Jovan nachdenklich. „Mein Gut mit den drei Türmen ist weithin bekannt. Und auch die Quelle der weinenden Jelena, die auf meinem Grund und Boden entspringt.“ Er nahm einen tiefen Schluck vom Branntwein und genoss offenbar die gespannte Stille, bevor er weitererzählte. „Einst ist die Heilige dort vorbeigekommen und fand neben dem Felsen ein zerbrochenes Kreuz. Türkische Heiden hatten es zu Boden geworfen. Vor Trauer vergoss Jelena eine Träne – und als die Träne den Fels berührte, entsprang dort eine heilende Quelle. Dieses geheiligte Wasser fließt seitdem neben den Türmen auf meinem Gut.“
    „Dann ist Euer Haus wirklich gesegnet!“, murmelte Vater beeindruckt.
    Jovan hob die Schultern. „Ja und nein. Die Geschichte der Türme hat auch ihre dunkle Seite: Streit in der Hausgemeinschaft. Mein Vater hatte zwei Brüder und jeder wollte den besseren Turm haben. Am Ende haben sie sich zerstritten, das Gut wurde vor Zeugen von einem Vermittler geteilt. Jeder der drei lebte in seinem Turm, bis zwei der Brüder starben und nur noch mein Vater übrig war. Deshalb gehört der Hof nun mir allein.“
    „Dann besitzt Ihr bestimmt auch gute Äcker“, sagte mein Vater eifrig. „Man hört oft, die Gegend von Pomoravlje sei ein reiches Land.“
    „Reich an Steinen in den Äckern und knorrigen Bäumen, ja“, entgegnete Jovan bescheiden. „Aber die Erde in der Morava-Flussebene ist gut, die Bauern können Mais anbauen. Und auch Räuber hat man schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Nur gute Pferde und schöne Mädchen bekommt man dort nicht.“
    Es klang sanft, wie er das sagte, und er warf Jelka bei diesen Worten einen Blick zu, der sie sichtlich verwirrte. Mit einem Mal hatte ich das Gefühl, alle Töne doppelt so scharf wahrzunehmen, so hellhörig wurde ich. Dieser Jovan Vu ković , dachte ich bei mir, sucht nicht nur nach Pferden .
    „Bleibt, solange Ihr wollt, Majstor “, sagte unser Vater und schenkte unserem Gast und sich noch einmal Branntwein nach. „Morgen werde ich Euch helfen, Eure Männer zu suchen. Aber wer weiß, vielleicht brauchen sie nach der Nacht im Sturm noch einen Tag Rast?“
    Jovan nickte und lauschte dem prasselnden Regen. „Sicher haben sie sich längst einen Unterschlupf im Wald gesucht. Aber erzählt mir noch etwas über Euch. Die Mädchen arbeiten gut?“
    „Die großen, ja. Jasna ist eine, die gerne

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