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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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nicht gründlicher irren können. Du bist wie Wasser, das immer seinen Weg findet, wenn es sein muss, auch durch Stein. Und du tust immer genau das, was nötig ist – und sei es, für einen Mann einzustehen, den du hasst.“
    „Aber ich hasse dich doch überhaupt nicht!“, rief ich aus. „Ich ...“
    Abrupt verstummte ich. Was sollte ich ihm sagen? Dass ich mir in vielen Nächten gewünscht hatte, ihn lieben zu können – und dennoch wusste, dass es mir unmöglich war? Dass er erst seit heute kein Fremder mehr für mich war? Und dass ich mir nun wünschte, er hätte in unserer Hochzeitsnacht so offen zu mir gesprochen?
    „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte ich stattdessen. „Dein Vater bringt uns beide um, wenn er erfährt, dass wir ihn betrügen. Wie geht es weiter? Und wo ist mein Platz in all dem?“
    „Dein Platz ist hier“, sagte er mit einer Bestimmtheit, die mir an ihm neu war. „Die Türme sind dein Zuhause.“ Er lachte verwundert auf, als würden ihn seine eigenen Worte erstaunen. „Du hattest Recht, als du sagtest, dass ich ein Feigling bin. Ich habe meinem Vater blind gehorcht, in der lächerlichen Hoffnung, seine Achtung zu gewinnen. Doch diese Zeit ist nun endgültig vorbei.“
    Ich hielt ihn nicht auf. Und Danio blickte nicht zurück, während er aus dem Zimmer ging und mit großen, entschlossenen Schritten zum Stall lief. Durch das Fenster sah ich Jovan und ihn davongaloppieren. Staub erhob sich unter den Hufen und blieb wie eine Nebelschwade in der Sommerluft stehen.

Tanz am Türkenfeuer
     

    M
eine Arbeit auf dem Hof erledigte ich an diesem Tag wie eine Schlafwandlerin. Ich versorgte die Pferde und die anderen Tiere, kochte Hirse und buk das Brot. Ich suchte nicht nach Nema, die sich nicht mehr blicken ließ. Aber ich hatte den Verdacht, dass Simeon und sie sich abgesprochen hatten, denn er wehrte jede meiner Fragen ab, während er sein Gewehr putzte, mit dem er die Nacht über Wache halten würde. Stumm beobachtete er mich dabei, wie ich die Ikone der Gottesmutter aus dem Jelena-Turm holte. Vermutlich ahnte er, dass er mich nicht hätte zurückhalten können. Heute ließ ich mir auch nicht verbieten, Kreuze an die Türen und Fenster zu zeichnen. Ich zerstach mir die Hände beim Schneiden von Weißdornzweigen, die ich vor die Türschwelle legte. Und schließlich verrieb ich trotz aller Verbote den Knoblauch, den ich mir einmal bei Branka geholt hatte, an den Schlössern. Dann verriegelte ich den Turm und sperrte sogar Sivac aus, dessen Anblick ich heute kaum ertrug. Als Schutz vor Marja stellte ich die Ikone am Fenster der Schlafkammer auf, dort, wo ich sie vom Bett aus am besten sehen konnte. Die Muttergottes war auf goldenem Untergrund gemalt, ein purpurner Mantel bedeckte Haar und Schultern. Das Jesuskind streckte die Arme nach ihr aus. Auf dem Bild küsste Maria ihr Kind und hielt seine rechte Hand sanft und zart wie eine liebende Mutter.
    Müde legte ich mich schließlich in das Bett, das nicht länger ein Ehebett war, nahm das Kreuz von der Wand und legte es auf meine Brust. Wenn ich die Augen schloss, konnte ich mir einreden, dass das alte Holz noch ein wenig nach dem Rauch unserer Stube roch, nach dem zu dünnen Hirsebrei, den ich für Majda gekocht hatte, und nach dem Kamillenhaar meiner Schwestern. Ich dachte an meine Mutter, während mich die Erschöpfung mit sich nahm und auf weichen Schwingen in mein Vaterhaus trug. Durch meine Lider schimmerte Belas Leuchten.
    Trotz aller Sorgen war es das erste Mal seit meiner Ankunft, dass ich tief und selbstvergessen schlafen konnte. Die mondlose Dunkelheit hielt mich mit Armen aus Samt umfangen und wiegte mich sanft in einem Meer von Gesichtern und Bildern. Wortfetzen wirbelten durch meine Gedanken, die Stimmen von Jovan, dem Geschichtenerzähler, und von Branka, die mir einen Zaubertrank empfahl. Ich sah die schwarzen Pferde durch die Nacht jagen und den hellgrauen Wolf, der beobachtete, wie Anica sich um das Feuer drehte. Schließlich erschien Dušan vor meinen Augen, ein Gaukler, der tanzte und lachte. Als ich mit einem einzigen schnellen Schritt vom Traum in die Wirklichkeit trat und die Augen aufschlug, war ich hellwach und von einer traurigen Ruhe erfüllt. Der Himmel war schwarz, keinen einzigen Stern konnte ich durch das Fenster erkennen. Nur ein Geräusch ließ mich aufhorchen. Jemand ... klopfte? Vorsichtig setzte ich mich auf und lauschte. Waren Jovan und Danilo mitten in der Nacht zurückgekehrt? Doch ich hörte weder

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