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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Lügner!“
    Ich schnappte mir das Erste, was mir in die Hände fiel: ein kantiges Holzscheit, das neben dem Hackklotz lag. Danilo konnte gerade noch den Arm hochreißen, bevor das Stück Holz ihn an der Stirn traf. „Zum Teufel, Jasna! Hör auf !“
    „Du gibst mir keine Befehle mehr, du Betrüger!“, schrie ich. „Du hurst hier herum, während auf dem Hof die Pferde gestohlen werden! Eine Frau würde man ins Schandholz stecken für das, was du tust! Wäre ich ein Mann, dürfte ich dir die Nase abhacken und dich davonjagen!“
    Anica sprang mit einem Aufschrei zur Seite, als ein Scheit sie knapp verfehlte, und brachte sich neben der Kate in Sicherheit. Die Hündin fegte bellend auf mich zu, aber ich brüllte sie an und zielte gut. Jaulend und getroffen zog sie sich zurück.
    „Genug, Jasna!“, rief Danilo. Doch das nächste Stück Holz schwirrte bereits durch die Luft und traf mit einem lauten Klock den Fensterladen. Ich weiß nicht mehr, was ich Danilo und Anica alles zurief. Nur eines weiß ich noch: dass ich noch nie zwei Menschen so wüst beschimpft hatte.
    „Weißt du, was das Schlimmste ist?“, schrie ich Anica an. „Dass ich dich mochte, als ich dich zum ersten Mal sah! Ich dachte, wir seien uns ähnlich. Ich dachte, du hättest mir Sivac geschenkt, weil du mit mir Freundschaft schließen wolltest, aber du hast mir den verdammten Hund nur gegeben, um meinen Mann daran zu erinnern, in welches Bett er gehört! Hast du mit ihm auch am Feuer getanzt? Wie viele Männer hast du noch? Wen lädst du noch zu dir ein?“
    „Es reicht!“ Danilo wollte auf mich zustürzen, aber Anica hielt ihn zurück. „Lass sie“, sagte sie. Nun bebte ihre Stimme und von ihrer kühlen Beherrschung war nichts mehr zu spüren.
    „In die Hölle sollst du kommen, Danilo!“, tobte ich. „Warum hast du mich überhaupt angefasst, wenn du sie hast?“
    Anicas Augen wurden groß, sie wirbelte zu Danilo herum. „Du hast was getan?“, fuhr sie ihn an.
    Ich drehte mich um und rannte zu Vetar. Er scheute, als ich auf ihn zustürzte, aber ich hatte den Zügel schon gepackt und kletterte in den Sattel.
    „Du hast mir geschworen, die Hände von ihr zu lassen!“, hörte ich Anica sagen, während ich Vetar zum Galopp antrieb. Doch dann – endlich – verloren sich alle Stimmen im Stampfen der Hufe.
     

     
    Ich weiß nicht mehr, wie ich wieder zum Fluss gekommen war. Und auch nicht, wann ich abgestiegen war und mich in den Schatten einer Ulme gekauert hatte. Wenn ich die Augen schloss, erschien sofort das Bild der Liebenden vor mir. Danilos Verrat saß tief und ich dachte, ich würde nie wieder mit ihm sprechen können.
    Steh auf und geh zurück , flüsterte Bela mir zu. Bleib nicht hier, wo der Wolf dich finden kann!
    „Ich gehe nicht zurück“, murmelte ich. „Nie wieder.“
    Das war das Schlimmste von allem: Plötzlich hatte ich niemanden mehr, zu dem ich mich flüchten oder zurückkehren konnte. Und Dušan? Es schmerzte, mir vorzustellen, dass er mich wirklich zurückgelassen hatte. Ich drückte die Handballen auf meine Augen und hoffte, dass wenigstens der stechende Kopfschmerz nachlassen würde.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, umfing mich eine bleierne Ruhe. Die Wut war verschwunden, geblieben waren Enttäuschung und eine Scham, die ich empfand, obwohl doch Danilo der Betrüger war. Ich lag unter der Ulme, mein Nacken war steif, meine Wange lehnte an einer harten Wurzel und ich hatte den Geschmack von Erde im Mund. Mühsam richtete ich mich auf und sah mich um. Die Sonne stand ein ganzes Stück tiefer am Himmel und Vetar war nicht mehr dort angebunden, wo ich ihn zurückgelassen hatte. Sofort rappelte ich mich auf die Beine, überzeugt davon, dass der Pferdedieb hier gewesen war, aber dann sah ich mein Pferd weit in der Ferne: Es hatte sich losgerissen und trabte mit baumelnden Zügeln in Richtung der Türme.
     

     
    Ich sah schon von Weitem, dass Jovan und Simeon zurückgekehrt waren. Ihre beiden Rappen standen vor dem Stall. Sie waren bereits abgesattelt, aber ihr Fell war noch schaumbedeckt und dort, wo die Sättel gelegen hatten, schweißnass. Neben ihnen stand mein treuloser Vetar und blickte mir mit gespitzten Ohren unschuldig entgegen. Gerade als ich in den Hof trat, führte Simeon eine Stute aus dem Stall. Erleichterung zeichnete sich in seiner Miene ab, als er mich entdeckte. In diesem Moment tat es mir wohl, dass jemand auf diesem Hof froh war, mich zu sehen.
    „Himmel, wo warst du nur?“, rief er mir

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