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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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schrie er. „Erst gibst du die gestohlenen Stuten einfach so verloren und jetzt willst du das, was deinem Vater so viel bedeutet hat, zerstören? Du weißt, dass die Pferde die Seele des Gutes sind!“
    Und auch ich dachte an Jovan, an seine Ängste und den Fluch, und mir wurde wieder eng ums Herz. „Er liegt kaum vier Wochen im Grab“, sagte ich leise.
    „Glaubt mir, ich wünschte, ich hätte eine Wahl“, entgegnete Danilo mit harter Stimme. „Aber seht euch doch um! Das Geld von seiner letzten Handelsreise ist schon fast aufgebraucht, die Lagerkammern und die Truhen mit Tabak so gut wie leer. Nein, wir behalten fünf und verkaufen den Rest.“
    „Nur fünf?“, rief Simeon fassungslos. „ Fünf ? Weißt du, was du da sagst?“
    Die beiden Männer starrten sich an, als würden sie sich jeden Augenblick an die Kehle gehen.
    „Fünf genügen für uns“, knurrte Danilo.
    Simeon sprang vom Tisch auf und stürzte fluchend hinaus. Ich zuckte zusammen, als die Tür hinter ihm mit einem Donnerknall ins Schloss fiel. Danilo lehnte sich müde auf seinem Stuhl zurück. „Keine Sorge“, sagte er und rieb sich die Augen. „Deinen Wallach gebe ich nicht weg.“
    „Aber was ist mit dem Geld, von dem sie im Dorf reden?“, fragte ich. „Dein Vater war doch reich, oder nicht?“
    Ein bitteres Lächeln lag auf Danilos Lippen, als er mir antwortete. „Jovan war vor allem ein Meister darin, seinen Handelspartnern durch den bloßen Anschein von Reichtum so viel Vertrauen einzuflößen, dass sie gerne mit ihm Geschäfte machten. Es tut mir leid, Jasna, aber die ganzen Geschichten vom Türkengold sind leider nichts als Märchen.“
    Seltsamerweise überraschte mich diese Neuigkeit nicht besonders. Sie passte viel zu gut in das Bild, das ich inzwischen von Jovan hatte. Und ich erinnerte mich auch daran, wie sehr ich mich bei meiner Ankunft über das morsche Tor und die alten Schlösser gewundert hatte.
     

     
    Seit der Beerdigung hatte ich traumlos und erschöpft geschlafen, doch in der letzten Septembernacht kamen die Träume wieder zu mir.
    Ich stand vor Anicas Kate und hörte ihr Lachen, doch die Stube war leer. Im Sonnenstrahl wehten Spinnweben, Mäusespuren schrieben ihre eigene Geschichte in den Staub am Boden. Kälte kroch an meinen Beinen hoch und als ich vom Fenster zurücktrat, umspülte Wasser meine Knie. Ich stand in einem Bach, der direkt vor der Kate floss! „Spring!“, flüsterte Bela mir zu. „Tauch unter!“ Meine Zähne klapperten vor Kälte und das Rauschen des Wassers hallte in meinen Ohren. „Ich kann nicht, Bela!“, presste ich mit erstickter Stimme heraus. Ich wusste, ich würde sterben. Schon die Vorstellung, wie das eisige Wasser mir in die Lunge dringen würde, schmerzte. Beim Versuch, aus dem Bach zu waten, tastete ich mit tauben Zehen über Ufergrund, Kies, Algen und einen glatteren Stein, der abschüssig war. Wie so oft im Traum konnte ich meine Beine kaum bewegen und rutschte über die glitschigen Algen der Tiefe entgegen. Ich schrie auf – der Tod war so nah! –, als mich zwei Arme von hinten umfassten und auffingen. Ein warmer Körper drückte sich an meinen Rücken, Atem strich über meine Wange. „ Enkrat naprej, enkrat nazaj “, sang Dušan mit sanfter Stimme und wiegte mich im Takt des Liedes. „Mach die Augen zu und halt dich fest, Ljubica .“ Und ich drehte mich um und schlang die Arme um ihn, als wäre ich tatsächlich eine Ertrinkende. Seine Lippen strichen über meine Stirn und eine zärtliche Hand fuhr mir durch das Haar. Ich zog den Geruch seiner Haut ein, die stets ein wenig nach dem Harz der Bäume duftete, die er fällte, und spürte, wie die Sehnsucht über meine Haut floss wie ein warmer Strom. Ich wollte Dušan anschauen, aber seine Hand legte sich über meine Augen. „Sieh mich nicht an. Niemals, hörst du?“
    Doch dann erlosch alle Wärme und zerbarst in etwas Eisiges.
    Schweißgebadet und bis in die letzte Faser meines Körpers erschrocken fuhr ich aus dem Schlaf hoch. Mit meinem ganzen Körper spürte ich die Erinnerung an einen kehligen, missgestalteten Schrei, den ich glaubte, durch das Heulen des Windes gehört zu haben. Belas Gegenwart war so nah, dass ich sogar den Duft ihres Feenhaars in der Nase hatte, aber sie sagte kein Wort. Oder vielleicht hörte ich sie einfach nicht mehr, denn ein Rauschen und Prasseln erfüllte die Luft. Eisiger Wind fegte ins Zimmer und klappte die Bettdecke um. Als ich aufsprang, um die offenen Fensterläden zuzudrücken,

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