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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Seiten mit den bloßen Händen weg und prüfte, ob in der Erde Löcher waren, durch die ein Vampir hätte in die Welt der Lebenden zurückkehren können. Schmelzwasser durchtränkte meinen Rock und die Kälte biss in meine Fingerspitzen. Erst als ich sicher war, dass kein einziges Loch aus dem Grab führte, richtete ich mich erleichtert auf. Ich blickte auf zwei Beine. Jovan?, schoss es mir durch den Kopf. Mit einem erstickten Schrei sprang ich auf – nur um in Danios Gesicht zu blicken.
    „Habe ich dich erschreckt?“, fragte er. „Ich habe gesehen, wie du vom Hof gerannt bist, und habe nach dir gerufen. Hast du es nicht gehört?“
    Ich schüttelte den Kopf. Nun trat auch Simeon ans Grab. „Sind die Bannzeichen noch da?“
    Danio ließ seinen besorgten Blick zu den Eschendornen schweifen und nickte. „Es war nur der Hagel. Aber wir müssen das Grab wieder in Ordnung bringen.“
    „Jemand hat den hier heute Nacht gegen unseren Fensterladen geworfen.“ Ich hielt ihm den Stein hin. „Er stammt vom Grabhügel. Was, wenn es Jovan war?“
    Simeon nahm mir den Stein aus der Hand und betrachtete ihn prüfend. „Solche gibt es auch hinten auf der Weide beim Bach“, brummte er. „Vielleicht war es einer der Hirten. Oder ein Betrunkener.“
    „Mitten in der Nacht? Dann hätte er einen weiten Weg auf sich genommen, oder?“
    Simeon winkte ab. „Es gibt Schäferhütten im Wald, das weißt du so gut wie ich. Vielleicht hat der Hagel einige der Lämmer erschlagen und der Kerl war deshalb wütend. Du weißt, wie die Leute sind und was sie uns zutrauen. Wenn Hagel die Ernte verdirbt, dann ist der tote Gutsherr schuld.“
    Danilo wurde bei Simeons Worten noch blasser und wich meinem Blick aus. Wir dachten beide dasselbe: Wenn die Leute im Dorf einen Schuldigen suchten, würden sie auch nicht davor zurückschrecken, Jovans Teufelssohn für den Hagel verantwortlich zu machen.
    „Jetzt macht nicht solche Gesichter“, sagte Simeon unwillig. „Er war es nicht! Er liegt hier und hat seinen Frieden. Das Grab ist unversehrt. Und außerdem: Warum sollte dein Schwiegervater so zornig auf dich sein, dass er versucht, dein Fenster einzuwerfen?“
    Vielleicht nicht mein Schwiegervater, fuhr es mir durch den Kopf. Aber möglicherweise ist Nema zornig genug.
    Verstohlen beobachtete ich die beiden Männer, während sie die Steine aufschichteten und das Kreuz befestigten. Keiner von ihnen sagte, dass er Wache halten oder nach weiteren Spuren suchen würde. Keiner erwähnte etwas von Nema. Und wieder einmal hatte ich das Gefühl, dass sie einen Pakt geschlossen hatten, von dem ich nichts wissen sollte. Als die Männer sich zum Gehen wandten, hielt ich sie nicht zurück. Ich wartete, bis sie aus meinem Sichtfeld verschwunden waren, dann holte ich Dušans Messer hervor und stieß es am Grabrand so in die Erde, dass die Spitze auf Jovans Herz deuten musste.
    „ Naručeno ti je, da se ne krećeš s tvojega mesta ! “, flüsterte ich den Bann und schlug das Kreuz. Das Messer ließ ich zur Sicherheit im Boden zurück. Ich sah mich nicht um, als ich die Anhöhe hinuntereilte. Erst ein leises Pfeifen direkt hinter mir schreckte mich auf. Ich war viel zu verblüfft, um mich zu freuen. Dušans überraschende Nähe brachte mich völlig aus der Fassung, und es ärgerte mich, dass die Erinnerung an den Traum mich sofort erröten ließ.
    „Musst du dich so anschleichen?“, flüsterte ich ihm zu.
    „Eine wirklich nette Begrüßung nach so vielen Wochen Liebeswerben! Trauer bekommt dir nicht, Schöne. Du bist blass.“
    Nun, dieser Augenblick war das beste Beispiel dafür, wie sich Traum und Wirklichkeit unterscheiden konnten.
    „Du siehst auch nicht viel besser aus!“, erwiderte ich und brachte einen Schritt Abstand zwischen uns. „Warst du heute Nacht bei meinem Turm?“
    Dušan runzelte die Stirn. „Ich würde ja so einiges auf mich nehmen, um dich zu sehen. Aber ich fürchte, dir sagen zu müssen, dass ein Hagelsturm sogar mich davon abhält, nach draußen zu gehen. Nein, ich musste das Dach meiner Hütte festhalten. Aber heute Morgen dachte ich, ich schaue mal, ob dein Turm noch steht.“ Die letzten Worte klangen sanfter und ich glaubte ihm, dass er sich wirklich Sorgen um mich gemacht hatte.
    „Jasna, wo bleibst du?“ Ich zuckte ertappt zusammen. Es war Danilo, der mich rief. Dušan ergriff meine Hand und zog mich so nahe zu sich heran, dass sein Flüstern mein Haar streifte. Es überwältigte mich, nun tatsächlich den Duft nach

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