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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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durch die Decke und stach mich in die Schulter. Ich wollte schon danach greifen, als ich unter meinen Fingerspitzen warme Haut wahrnahm. Nicht meine. Ich schlug die Augen auf und sah Dušan im Morgenlicht. Schlafend. Mit mir auf einem Lager. Und nicht nur das: Mein Kopf war auf seinen linken Arm gebettet und meine Hand lag auf seiner Brust. Sein Hemd stand etwas offen. Das Holzkreuz lag an seinem Schlüsselbein.
    Obwohl meine Kehle vor Durst brannte, wagte ich nicht, mich zu rühren. Ich betrachtete seinen Wangenbogen, seine Brauen und den Mund, der selbst im Schlaf spöttisch zu lächeln schien. Seine Lider zuckten leicht und ich konnte jede Wimper, jede Linie erkennen. Es war eine Nähe, die mich zutiefst verunsicherte. Mein Herz schlug, als hätte ich immer noch Fieber. Das nächste Gefühl, das sich in meine Verwirrung mischte, war Scham. Mir wurde bewusst, dass ich keinen Rock mehr trug, sondern nur das lose Unterkleid, das mir unter der Decke bis zu den Oberschenkeln hochgerutscht war. Ich wusste nicht mehr, ob ich mich selbst ausgezogen hatte oder ob Dušan mich vielleicht sogar nackt gesehen hatte. Der Gedanke daran trieb mir die Röte in die Wangen und ich zog rasch die Hand fort.
    Im Erwachen atmete er tief ein, blinzelte und wandte den Kopf. Ich blickte in seine grünen Augen mit diesem besonderen blassgoldenen Unterton, der sich auch in seinem Haar fand. Ich fuhr zurück, als er die Hand nach mir ausstreckte, aber dann erkannte ich, dass er nur prüfen wollte, ob meine Stirn noch heiß war. Dennoch rückte ich von ihm ab. Dušan verstand sofort und zog auch den Arm weg, auf dem ich lag. Doch er stand nicht auf und er schaute auch nicht weg, sondern drehte sich zu mir. Nachdenklich ließ er den Blick über mein zerzaustes Haar schweifen, über Stirn und Schultern.
    „Im Schlaf hast du dich vor einem Vampir gefürchtet“, sagte er dann ernst. „Du hast erzählt, dass er in einer Gruft auf dich wartet und dich verfolgt.“ Als ich beklommen schwieg, fuhr er fort: „Du bist weggelaufen, nicht wahr? Niemand, der zurückkehren will, nimmt ein Kreuz vom Haken an der Wand. Was war so schrecklich, dass du das Gut verlassen musstest?“
    Plötzlich hatte ich Angst, Dušan könnte mir all meine Gedanken ansehen. Ich zog die Decke bis zum Kinn hoch und schloss die Augen. „Vor meinem Ehebett bin ich geflohen“, murmelte ich. Immerhin war das nicht gelogen. Und alles andere vergrub ich so tief in meiner Brust, dass das Entsetzen nur noch ein fernes Stechen war. So weit fort von den Türmen war es auf einmal einfach, fast so, als würde der Fluss alles davontragen, was mich bedrückte. Und als hätte mein Fieber auch meine Angst verbrannt, konnte ich die Erinnerung an Vampir betrachten wie ein Bild. Er war es nicht, der mir die Krankheit gebracht hatte. Und er hatte keine Macht über Tiere. Sivac’ Freude, ihn zu sehen, war nicht der Zwang fremder Gedanken und Mächte gewesen, sondern einfach nur Vertrautheit und Anhänglichkeit.
    „Werden ... deine Männer dich nicht suchen?“, fragte Dušan.
    „Nein“, antwortete ich leise. Vielleicht, setzte ich in Gedanken hinzu. Simeon fiel mir wieder ein und Marjas Geschichte. Und erst da glühte das Entsetzen in meiner Brust wieder auf.
    Ich hörte das Stroh rascheln. Dušan hatte sich aufgesetzt und schnürte sein Hemd zu. Dann stützte er die Ellenbogen auf die Knie und fuhr sich erschöpft durch die Haare.
    „Ich bin froh, dass es dir besser geht“, sagte er nach einer Weile. „Einmal hatte ich wirklich befürchtet ...“ Er machte eine Pause und lächelte mir beinahe verlegen zu. Die Leichtigkeit unserer früheren Gespräche war wie weggeblasen, und ich fühlte, dass etwas Neues entstanden war, von dem ich selbst noch nicht wusste, ob es mir gefiel oder Angst machte.
    „Dieses Bett hier ist jedenfalls sicherer als dein Ehebett“, murmelte er. „Ich werde mir mein Lager in der anderen Hütte zurechtmachen.“
    Er stand auf und ging zur Feuerstelle, ohne mich anzusehen. In seinen Bewegungen lag eine seltsame Scheu, so als würde er meine Nähe fürchten. Er schürte die Glut, legte Holz nach, das mehr schwelte als brannte, und brachte nach einer Weile ein kümmerliches Feuer zustande. „Ich warne dich, ein Palast ist die schäbige Hütte hier nicht gerade“, meinte er mit einem schiefen Lächeln. „Aber immerhin haben wir immer genug Wasser. Dort habe ich dir welches hingestellt.“
    Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging ich auf zittrigen

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