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Totenbraut (German Edition)

Totenbraut (German Edition)

Titel: Totenbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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Beinen zu dem Eimer. Mein Nachtkleid war fleckig von Schweiß und Regen, also zog ich es aus, wusch mich und nahm das andere Kleid aus dem Bündel.
    Als ich vor die Tür trat, wunderte ich mich, wie sehr sich die Landschaft in den zwei Tagen verändert hatte: Es roch nach nassem Gras und Uferschlamm. Die Morava war ein Stück über die Ufer getreten. Die Wiese hatte sich in feuchten Auengrund verwandelt und einige Bäume schienen aus schäumenden Strudeltälern zu wachsen.
    „Ohne das Kopftuch hast du mir aber besser gefallen!“, rief Dušan mir von seinem Holzfällerkarren aus zu, an den er gerade Šarac schirrte. „Im Feuerschein hast du einen sündigen Fuchsglanz in den Locken.“
    Früher hätte ich ihm spöttisch geantwortet, aber heute war ich nur verlegen.
    „Geh wieder ins Haus und ruh dich aus“, sagte er. „Du siehst aus, als müsste man dich am Türstock anbinden, damit du nicht umfällst.“
    „Gehst du ... ins Dorf?“
    „Ja. Die letzten zwei Tage habe ich an deinem Bett gesessen, aber jetzt muss ich sehen, dass die Vorratskammer sich wieder füllt.“ Es sollte wohl munter klingen, aber ich hörte die Sorge nur zu gut heraus. Er deutete zum Fluss. „Richte dich nicht zu sehr in der Hütte ein. Wenn die Morava weiter so anschwillt, müssen wir wohl oder übel in die alte Holzfällerhütte im Wald umziehen. Da ist es zwar weniger hübsch, aber dafür wenigstens trocken.“
    Es war die Selbstverständlichkeit seiner Worte, die mich berührte. Ich musste eine Last für ihn sein, aber er schickte mich nicht fort und stellte keine weiteren Fragen. Er bedrängte mich nicht, er sagte einfach wir .
    „Ich habe etwas Geld“, sagte ich.
    Dušan winkte ab. „Spar es dir auf. Die Luft riecht in diesem Jahr schon früh nach Schnee. Und wenn es nach dieser verhagelten und verregneten Ernte wirklich ein Hungerwinter wird, dann werden wir das Geld noch gut gebrauchen können.“
    Dušans schlichte Worte ließen mich mit aller Härte spüren, dass mein bisheriges Leben endgültig und unwiderruflich vorbei war. Ich hatte meine Hausgemeinschaft verlassen und war heimatlos, ich lebte bei einem Fahrenden, mit dem ich nicht verheiratet war. Jeder, der das hörte, würde mich als Bludnica bezeichnen. Und dann war da noch das Andere.
    „Dušan, ein Wolf war hier!“
    „Der Graue, vor dem du Angst hattest? Ja, den haben schon einige gesehen. Er scheint ein Einzelgänger zu sein, streift in der Gegend herum und schleicht ums Dorf. Wahrscheinlich hat er die Schafe gerissen. Er ist wohl ziemlich schlau, aber die Männer werden ihm schon noch den Ga raus machen.“
    „Er war nicht allein. Ich habe gehört, wie ihn jemand gerufen hat! Es war sicher die Gestalt, die in der Nacht auf dem Gut war, als die Pferde gestohlen wurden.“
    Jetzt hielt Dušan abrupt inne und runzelte zweifelnd die Stirn. „Wirklich? Bist du sicher, dass das kein Fiebertraum war?“
    Ich schüttelte heftig den Kopf. „Ich fahre mit dir ins Dorf ! Ich muss es Milutin sagen!“
    Dušan biss sich auf die Unterlippe und schien zu überlegen. Dann zog er mit übergroßer Sorgfalt einen Lederriemen am Zaum zurecht, gab Šarac einen Klaps auf den Hals und kam auf mich zu. Einen Herzschlag lang dachte ich, er würde mich umarmen, aber er blieb nur vor mir stehen.
    „Du weißt es ja noch gar nicht“, murmelte er. „Der Priester ... er ist vorgestern Nacht gestorben.“
    „Milutin?“ Ich klammerte mich an der Tür fest, als würde der Boden unter mir schwanken.
    „Und auch der Hajduk, der krank war, und dessen Frau auch“, fügte Dušan hinzu. „Vier andere sind krank. Darunter Ružica. Tja, selbst der Tod verachtet die Schönheit nicht.“
    „Woher weißt du das alles? Du warst doch gar nicht im Dorf !“
    „Ein Hirte kam hier vorbei, als du Fieber hattest. Er sagte, dass das Dorf seit Milutins Tod in Angst lebt. Mehrere Familien schließen sich nachts zusammen, um gemeinsam Wache zu halten. Inzwischen sind alle fest davon überzeugt, dass es ein Vampir ist.“
    Ganz sicher keiner von den drei Türmen .
    „Was sagt der Hadnack?“, brachte ich atemlos hervor.
    „Oh, er hält die Meute gut im Zaum. Auf dem Kirchplatz hat er sie zur Ruhe ermahnt und erklärt, dass der Kommandant einen Arzt und einige Offiziere zur Überprüfung des Falls ins Dorf schickt. Ein Pope soll ihn begleiten, damit die Kranken ihre Salbung und die Toten die Aussegnung bekommen.“
    „Ich komme trotzdem mit dir“, sagte ich. „Ich muss ihnen von dem Wolf und dem

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