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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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    »Um festzustellen, ob er schon
einmal bei einer anderen Straftat verwendet wurde«, fügt Lucy hinzu. »Obwohl du
den Zwischenfall weiterhin nicht als Straftat einstufst und dich weigerst, die
Polizei einzuschalten.«
    »Wie ich bereits erklärt habe« -
Scarpetta hat keine Lust, sich zu rechtfertigen -, »hat Bull sich auf den Kerl
gestürzt und ihm die Waffe aus der Hand geschlagen.« Sie betrachtet die Münze
und stellt die Lupe schärfer ein. »Ich kann nicht beweisen, dass der Motorradfahrer
mir ans Leder wollte. Außerdem ist er nicht eingebrochen, sondern hat es nur
versucht.«
    »Das behauptet Bull.«
    »Wenn ich es nicht besser
wüsste, würde ich sagen, dass diese Münze schon einmal mit Superglue auf Fingerabdrücke
untersucht wurde.« Durch die Lupe betrachtet Scarpetta die Spuren auf Vorder-
und Rückseite, die an verblasste weiße Rillen erinnern.
    »Was soll das heißen, wenn du es
nicht besser wüsstest? Du weißt es doch gar nicht. Im Grunde genommen weißt du
überhaupt nichts von dieser Münze, außer dass Bull sie hinter deinem Haus
gefunden haben will. Von wem sie verloren wurde, ist eine andere Geschichte.«
    »Es sieht ganz nach
Polymere-Resten aus. Wie Superglue. Ich verstehe das nicht.« Scarpetta legt die
Münze in ihrer Plastikhülle vor das Reprostativ. »Aber das wäre nicht das
Einzige, was ich nicht begreife.« Sie wirft Lucy einen Blick zu. »Ich hoffe,
dass du bald irgendwann den Mund aufmachst.« Sie wechselt die Handschuhe und
setzt eine Schutzmaske auf.
    »Offenbar müssen wir die Sachen
nur fotografieren. Pariser Oxyd und RTX erübrigen sich.« Lucy spielt auf die
Spuren an der Münze an.
    »Höchstens vielleicht noch
Schwarzpulver. Aber wahrscheinlich nicht einmal das.« Scarpetta stellt die am
Reprostativ befestigte Kamera ein und richtet die vier Lampen entsprechend aus.
»Ich fotografiere sie. Dann ist der DNA-Test dran.«
    Nachdem sie ein Stück braunes
Papier für den Sockel des Reprostativs abgerissen hat, nimmt sie die Münze aus
der Tüte und legt sie, die Vorderseite nach oben, hin. Dann schneidet sie einen
Stryroporbecher entzwei und stülpt eine der trichterförmigen Hälften über die
Münze, sodass ein improvisiertes Zelt entsteht, um das Licht zu dämpfen und die
Fingerspuren sichtbarer zu machen. Zu guter Letzt greift sie zur Fernbedienung
und betätigt den Auslöser.
    »Superglue«, sagt Lucy.
»Vielleicht war die Münze schon einmal Beweisstück in einem Fall und ist
anschließend wieder in den Umlauf geraten.«
    »Das wäre natürlich eine
Erklärung. Keine Ahnung, ob es zutrifft, doch es würde die Frage beantworten.«
    Tasten klappern.
»Ein-Dollar-Münze, Gold«, stellt Lucy fest. »USA, 1873. Mal schauen, was sich darüber
rauskriegen lässt.« Sie tippt weiter. »Gegen welche Krankheit nimmt man
eigentlich Fiorinal mit Kodein? Und was enthält es genau?«
    »Butalbital plus Kodeinphosphat,
Aspirin und Koffein«, erwidert Scarpetta und wendet vorsichtig die Münze, um
sie von der anderen Seite zu fotografieren. »Ein hochwirksames Schmerzmittel
mit narkotisierender Wirkung. Es wird häufig gegen starken Spannungskopfschmerz
verschrieben.« Der Auslöser klickt. »Warum?«
    »Und was ist mit Testroderm?«
    »Das ist ein Testosteron-Gel zum
Einreiben in die Haut.«
    »Hast du schon einmal von einem
Typen namens Stephen Siegel gehört?«
    Scarpetta überlegt, doch der
Name ist ihr völlig unbekannt. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Er hat das Testroderm
verordnet. Zufällig praktiziert der Kerl, übrigens ein zwielichtiger
Proktologe, in Charlotte, der Heimatstadt von Shandy Snook. Ihr Vater war -
und die Zufälle häufen sich - Patient bei ebendiesem Facharzt für
Darmerkrankungen, was darauf hinweist, dass Shandy ihn kennen und auf Wunsch
Rezepte von ihm erhalten könnte.«
    »Wo wurde das Rezept eingelöst?«
    »In einer Apotheke auf
Sullivan's Island, wo - wie es wiederum der Zufall will - Shandy Snook eine
Zwei-Millionen-Dollar-Villa bewohnt. Offiziell gehört das Haus irgendeiner
Holding«, erläutert Lucy, während sie immer noch tippt. »Vielleicht solltest du
Marino mal fragen, was zum Teufel hier gespielt wird. Wir haben alle Grund, uns
Sorgen zu machen.«
    »Was mir am meisten Sorgen
macht, ist deine Wut.«
    »Offenbar weißt du nicht, wie es
aussieht, wenn ich wirklich wütend bin.« Zornig drischt Lucy auf die Tastatur
ein. »Marino ist mit illegal verschriebenen Medikamenten

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