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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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vollgepumpt.
Wahrscheinlich beschmiert er sich mit Testosteron-Gel, als wäre es Sonnencreme,
und wirft dazu jede Menge Pillen gegen den Kater ein. jedenfalls hat er sich in
letzter Zeit in einen tobenden und ständig besoffenen King Kong verwandelt.«
Lautes Tastenklappern. »Bestimmt hat er einen Dauerständer und riskiert dabei
einen Herzinfarkt und außerdem, dass er seine Aggressionen irgendwann nicht
mehr im Griff hat. Und das, obwohl er vor lauter Suff sowieso kaum noch
geradeaus schauen kann. Wie ist es möglich, dass sich jemand unter dem Einfluss
eines anderen Menschen in nur einer Woche so verändert?«
    »Seine neue Freundin tut ihm
eindeutig nicht gut.«
    »Damit meinte ich nicht sie,
sondern dich und deine Hiobsbotschaft.«
    »Hätte ich es ihm, dir und Rose
etwa verschweigen sollen?«, erwidert Scarpetta leise.
    »Deine Goldmünze ist etwa
sechshundert Dollar wert«, verkündet Lucy und beendet eine Datei in ihrem
Computer. »Der Preis der Kette kommt noch dazu.«
     
    Dr. Maroni sitzt in seiner
Wohnung südlich von San Marco am Kaminfeuer. Die Kuppeln der Basilika sehen im
Regen bedrückend aus. Die Passanten, hauptsächlich Einheimische, tragen grüne
Gummistiefel. Die Touristen haben billige gelbe an. In Venedig dauert es nicht
lange, bis das Wasser die Straßen überschwemmt.
    »Ich habe eben von der Leiche
gehört«, sagt er am Telefon zu Benton.
    »Wie denn? Anfangs wurde dem
Fall doch gar keine Bedeutung beigemessen. Warum also hätten Sie davon erfahren
sollen? »Otto hat es mir erzählt.“
    »Sie meinen Capitano Poma.«
    Benton ist so fest entschlossen,
zwischen ihm und dem Capitano keine Vertraulichkeiten aufkommen zu lassen, dass
er es nicht einmal über sich bringt, seinen Vornamen auszusprechen.
    »Otto hat mich wegen einer
anderen Sache angerufen und es dabei erwähnt«, fährt Dr. Maroni fort.
    »Woher war er denn informiert?
Es kam doch zunächst kaum etwas darüber in den Nachrichten.«
    »Weil er ein Carabiniere ist.«
    »Und dadurch wird er
allwissend?«, spöttelt Benton. »Sie mögen ihn nicht.«
    »Ich bin nur ein wenig
verwirrt«, entgegnet Benton. »Der Mann ist medico legale bei den Carabinieri. Allerdings war für
diesen Fall doch die Staatspolizei zuständig, nicht die Carabinieri. Und zwar,
wie meistens, deshalb, weil die Staatspolizei nun einmal zuerst am Tatort war.
Früher nannte man dieses Prinzip Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Aber als rechtsstaatliches Vorgehen
kann man es nicht gerade bezeichnen.«
    »Was soll ich dazu sagen? So
läuft es nun einmal in Italien. Wer als Erster am Tatort eintrifft
beziehungsweise verständigt wird, ist zuständig. Sicher liegt es nicht nur
daran, dass Sie so verärgert sind.«
    »Ich bin nicht verärgert.«
    »Sie wollen einen Psychiater
hinters Licht führen?« Dr. Maroni zündet seine Pfeife an. »Ich kann Ihren
Affekt zwar nicht sehen, aber das ist auch überflüssig. Sie sind verärgert.
Könnten Sie mir erklären, warum es so wichtig ist, auf welchem Wege ich von der
Toten in Bari erfahren habe?«
    »Jetzt unterstellen Sie mir auch
noch mangelnde Objektivität.«
    »Ich will damit nur andeuten,
dass Sie sich von Otto bedroht fühlen. Lassen Sie mich genauer erklären, wie
sich die Ereignisse der Reihe nach zugetragen haben. Die Leiche wurde am Rand
einer Autostrada unweit von Bari gefunden. Anfangs dachte ich mir nichts dabei.
Niemand kannte die Frau, und man hielt sie für eine Prostituierte. Die Polizei
ging davon aus, dass die Sacra Corona Unita - die apulische Mafia - dafür
verantwortlich war. Otto war recht froh, dass die Carabinieri nichts damit zu
tun hatten, weil er keine Lust hatte, sich mit dem organisierten Verbrechen
herumzuärgern. Mit seinen Worten sind Opfer, die ebenso korrupt sind wie ihre
Mörder, etwas äußerst Unerfreuliches. Ich glaube, es war einen Tag später, als
er mir mitteilte, er habe mit dem Gerichtsmediziner in der Sezione
di Medicina Legale in Bari gesprochen. Offenbar handelte es sich bei dem Opfer
um eine vermisste kanadische Touristin, die zuletzt in einer Diskothek in
Ostuni gesehen worden war. Sie sei ziemlich betrunken gewesen und habe das
Lokal in Begleitung eines jungen Mannes verlassen. Am nächsten Tag wurde eine
junge Frau, auf die die Beschreibung passte, in der Grotta Bianca, der Weißen
Grotte, in Puglia, beobachtet.«
    »Offenbar ist Capitano Poma
tatsächlich allwissend, und alle Welt erstattet ihm Bericht.«
    »Sie klingen wieder, als hätten
Sie Vorbehalte gegen ihn.«
    »Reden

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