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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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dass es nicht Bull selbst ist?«
    »Das würde doch überhaupt keinen
Sinn ergeben.«
    »Klar würde es das, nämlich wenn
er sich dir gegenüber als Held aufspielen wollte. Möglicherweise versucht er
auch zu verschleiern, was er tatsächlich im Schilde führt. Jedenfalls wirst du
nie dahinterkommen, wer Waffe und Kette zuletzt in der Hand hatte, weil du
nicht dabei warst, als der Betreffende die Sachen fallen ließ.«
    »Sofern die Beweise nicht in
eine andere Richtung deuten«, entgegnet Scarpetta, »werde ich Bull deshalb
beim Wort nehmen und ihm dankbar sein, dass er sich meinetwegen in Gefahr
begeben hat.«
    »Glaub doch, was du willst.«
    Scarpetta mustert Lucys Gesicht.
»Offenbar stimmt etwas nicht.«
    »Ich wollte dich nur darauf
hinweisen, dass keine Zeugen für seine angebliche Auseinandersetzung mit dem
Motorradfahrer existieren. Mehr nicht.«
    Scarpetta schaut auf die Uhr und
geht hinüber zur Bedampfungskammer. »Fünf Minuten. Das müsste reichen.« Sie
nimmt den Deckel ab, um den Prozess anzuhalten. »Außerdem müssen wir die
Seriennummer des Revolvers noch überprüfen.«
    Lucy kommt näher und späht in
das Glasbecken. Dann streift sie Handschuhe über und nimmt den Revolver von
seiner Drahtaufhängung. »Hier auf dem Lauf sind ein paar Rillen.« Sie dreht
die Waffe hin und her und legt sie schließlich auf die mit Papier abgedeckte
Arbeitsfläche. Danach holt sie die Patronen aus dem Becken. »Einige teilweise
erhaltene Abdrücke. Ich glaube, die Details müssten uns genügen.« Sie legt die
Patronen ebenfalls beiseite.
    »Ich fotografiere alles.
Vielleicht könntest du die Fotos einscannen, um sie mit IAFIS abzugleichen.«
    Scarpetta greift zum Telefon, um
das Fingerabdrucklabor anzurufen und zu erklären, was sie vorhaben.
    »Ich beschäftige mich zuerst
damit. Das spart Zeit«, sagt Lucy und klingt dabei recht mürrisch. »Ich
beseitige den Farbfilter, sodass aus Weiß Schwarz wird, und gebe sie so schnell
wie möglich ein.«
    »Da ist doch etwas im Busch.
Aber wahrscheinlich wirst du es mir sowieso erst erzählen, wenn es dir in den
Kram passt.«
    Lucy antwortet nicht. »Wer
Schrott eingibt, wird Schrott ernten«, schimpft sie. In so destruktiver
Stimmung war sie schon lange nicht mehr.
    Wenn man einen Fingerabdruck in IAFIS einspeichert, macht der Computer keinen
Unterschied zwischen einem Stein und einem Fisch. Computer denken nicht und
können nicht kombinieren. Das System überlagert nur die Merkmale eines
Fingerabdrucks mit einem, dessen Eigenschaften vielleicht passen könnten. Und
falls Details fehlen, undeutlich sind oder nicht von einem kompetenten
Spurensicherungsexperten korrekt eingespeist wurden, stehen die Chancen hoch,
dass die Suche ergebnislos bleibt. Nicht IAFIS ist das Problem, sondern der Mensch.
Für DNA-Untersuchungen gilt dasselbe, denn auch hier hängen die Ergebnisse von
den sichergestellten Spuren und davon ab, wie sie von wem verarbeitet wurden.
    »Weißt du eigentlich, wie oft
beim Abnehmen von Fingerabdrücken gepfuscht wird?«, nörgelt Lucy in gehässigem
Ton weiter. »Irgendein Hilfssheriff auf einem Kuhdorf hantiert mit Fingerabdruckkarte
und Tinte wie im letzten Jahrhundert. Anschließlich landet der ganze Mist in IAFIS, was nie passieren würde, wenn alle die
Möglichkeit hätten, die Abdrücke sofort mit einem biometrischen System
einzuspeisen. Aber die Polizei hat ja kein Geld. In diesem bescheuerten Land
ist nie Kohle für die wirklich wichtigen Dinge da!«
    Scarpetta betrachtet die Münze,
die immer noch in einer Plastiktüte steckt, durch eine Lupe. »Könntest du mir
verraten, warum du so eine schreckliche Laune hast?« Sie fürchtet sich vor der
Antwort.
    »Wie lautet die Seriennummer des
Revolvers, damit ich sie in NCIC eingeben kann?«
    »Sie steht auf dem Zettel, der
auf der Arbeitsfläche liegt. Hast du mit Rose gesprochen?«
    Lucy holt sich den Zettel und
lässt sich am Computerterminal nieder. Tasten klappern. »Ich habe sie
angerufen, um sie zu fragen, wie es ihr geht. Sie meinte, jemand müsste sich um
dich kümmern.«
    »Eine amerikanische
Ein-Dollar-Münze«, beschreibt Scarpetta das Geldstück unter der Lupe, damit sie
nicht auf diese Bemerkung reagieren muss. »Aus dem Jahr 1873.« Da fällt ihr noch etwas auf. Und das
hat sie noch nie bei einem Beweisstück gesehen, das noch nicht von der
Spurensicherung behandelt wurde.
    »Ich würde den Revolver gern im
Wassertank probeschießen und ihn über NIBIN ballistisch überprüfen.«
    NIBIN ist

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