Totenbuch
veröffentlicht.«
»Wie geht es Lucy damit?«
»Das können Sie sich wohl
denken.«
»Was hat Dr. Seif sonst noch zu
diesem zweiten Foto - der Frau in der Kupferwanne - gesagt? Haben wir inzwischen
eine Vermutung, wer sie sein könnte?«
»Offenbar hat jemand Dr. Seif
den Floh ins Ohr gesetzt, Lucy könnte heimlich ihre E-Mails lesen. Wer mag das
wohl gewesen sein?«
»Die Frau in der Kupferwanne«, wiederholt Dr. Maroni. »Was hat Dr.
Seif geantwortet, als Sie sie auf der dunklen Treppe darauf angesprochen haben?
Sicher war sie außer sich.« Er wartet ab und zündet erneut seine Pfeife an.
»Ich habe nie behauptet, dass
ich sie auf der Treppe getroffen habe.«
Schmunzelnd lässt Dr. Maroni
Rauchwolken zur Decke steigen. Der Tabak im Pfeifenkopf glüht. »Noch einmal:
Was hat sie gesagt, als Sie ihr das Foto gezeigt haben?«
»Sie wollte wissen, ob es echt
ist. Darauf habe ich ihr erklärt, dass wir dazu einen Blick auf die Dateien im
Computer des Absenders werfen müssten. Allerdings könnte ich keine der
üblichen Hinweise auf eine Fotomontage - wie zum Beispiel fehlende Schatten,
falsche Perspektiven oder widersprüchliche Licht- und Wetterverhältnisse -
erkennen.
»Nein, es sieht wirklich nicht
manipuliert aus«, gibt Dr. Maroni zu und mustert das Foto auf seinem
Bildschirm, während draußen weiter Regen fällt und das Wasser im Kanal gegen
die Mauern plätschert. »Allerdings bin ich kein Fachmann.«
»Sie hat darauf beharrt, dass es
sich um einen schlechten Scherz handelt. Ich habe widersprochen, das Foto von
Drew Martin sei schließlich auch echt und ganz und gar kein schlechter Scherz
gewesen. Immerhin sei die Frau ermordet worden. Dann habe ich meine
Befürchtung geäußert, die Frau auf dem zweiten Bild könnte ebenfalls tot sein.
Offenbar hat Dr. Seif einen Informanten, und zwar nicht nur, was diesen Fall
angeht. Ich frage mich, wer das nur sein könnte.«
»Und was hat sie sonst noch
gesagt?«
»Dass es nicht ihre Schuld sei«,
erwidert Benton.
»Und da Lucy uns nun diese
Informationen beschafft hat, könnte sie wissen ...«, beginnt Dr. Maroni, aber
Benton fällt ihm ins Wort.
»... wo die Mails abgeschickt
wurden. Lucy hat mir alles genau erklärt. Durch den Zugang zu Dr. Selfs E-Mails
war es möglich, die IP-Adresse des Sandman herauszufinden. Ein weiterer Beweis
dafür, dass Dr. Seif der Inhalt der Mails gleichgültig ist. Denn sonst hätte
sie die IP-Adresse doch selbst ermitteln oder jemanden damit beauftragen
können. Aber das hat sie nicht. Wahrscheinlich hat sie keinen Gedanken daran
verschwendet. Jedenfalls lässt sich der Absender zu einer Domain in Charleston
zurückverfolgen. Am Hafen.«
»Wie interessant.«
»Sie überschlagen sich ja
geradezu vor Begeisterung, Paolo.«
»Ich verstehe nicht, was Sie
damit meinen.«
»Lucy hat mit dem
IT-Verantwortlichen der Hafenverwaltung, also dem Menschen gesprochen, der für
die Verwaltung aller Computer und drahtlosen Netzwerke zuständig ist«, fährt
Benton fort. »Interessanterweise stimmt die IP-Adresse des Sandman mit keinem
dortigen MAC - das ist der Machine Access Code, also der Gerätezugangscode - überein.
Demzufolge scheint der Computer, mit dem der Sandman seine E-Mails verschickt,
nicht im Büro der Hafenverwaltung zu stehen, was heißt, dass wir es vermutlich
nicht mit einem Mitarbeiter zu tun haben. Lucy hat dazu einige Theorien auf
Lager. Er könnte jemand sein, der sich in unregelmäßigen Abständen am Hafen
aufhält. Vielleicht fährt er auf einem Kreuzfahrtschiff oder Frachter und
missbraucht einfach das Netzwerk der Hafenverwaltung, wenn sein Schiff anlegt.
In diesem Fall muss sich das betreffende Schiff im Hafen von Charleston aufgehalten
haben, als Dr. Seif die E-Mails erhielt. Alle seine Mails - also die
siebenundzwanzig Stück, die Lucy auf Dr. Selfs Festplatte gefunden hat - wurden
über das drahtlose Netzwerk der Hafenverwaltung versendet. Auch die letzte mit
dem Foto der Frau in der Kupferwanne.«
»Dann ist unser Mann jetzt in
Charleston«, stellt Dr. Maroni fest. »Hoffentlich lassen Sie den Hafen
überwachen. So kriegen wir ihn vielleicht.«
»Wir müssen sehr vorsichtig
sein. Wenn wir jetzt die Polizei einschalten, verscheuchen wir ihn sicher.«
»Bestimmt gibt es einen Plan
über die Schiffsbewegungen von Frachtern und Kreuzfahrtschiffen. Besteht denn
eine Überschneidung zwischen diesen Daten und dem Eingang der E-Mails an Dr.
Seif?«
»Ja und nein. Einige Daten für
das Ein- und Auslaufen
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