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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wurden hingegen
entnommen und die Augenhöhlen mit Sand aufgefüllt. Danach hat der Mörder die
Augenlider zugeklebt. Soweit ich feststellen kann, geschah das zum Glück erst
nach dem Tod des Opfers.«
    »Also kein Sadismus, sondern
Symbolismus«, ergänzt Benton.
    »Der Sandman streut einem Sand
ins Auge, damit man einschläft«, merkt Scarpetta an.
    »Ich muss noch einmal auf die
Mythologie hinweisen«, sagt Dr. Maroni. »Freudianisch oder jungianisch, aber
relevant. Wir können es uns nicht leisten, die tiefenpsychologischen
Elemente dieses Falles
zu ignorieren.«
    »Ich ignoriere überhaupt nichts,
sondern wäre vielmehr froh, wenn Sie, was Ihren Patienten angeht, die
Scheuklappen abgenommen hätten. Obwohl sie befürchten mussten, er könnte etwas
mit dem Mord an der Touristin zu tun haben, haben Sie geschwiegen«, entgegnet
Benton.
    Diskussionen um Kaisers Bart,
Gezerre und Schuldzuweisungen. So geht das Dreiergespräch weiter, während
Venedig allmählich mit Wasser vollläuft. Schließlich verkündet Scarpetta, sie
habe noch jede Menge im Labor zu tun und könne nichts mehr hinzufügen. Mit
diesen Worten legt sie auf, während Dr. Maroni fortfährt, sich zu
rechtfertigen.
    »Damit hätte ich gegen das
Arztgeheimnis verstoßen. Ich hatte keine Beweise«, beschwört er Benton. »Sie
kennen doch die Vorschriften. Wo kämen wir denn hin, wenn wir jedes Mal zur
Polizei liefen, sobald ein Patient gewalttätige Absichten äußert oder Straftaten
erwähnt, die vermutlich völlig aus der Luft gegriffen sind? Wir müssten
tagtäglich Anzeige gegen Patienten erstatten.«
    »Meiner Ansicht nach hätten Sie
Ihren Patienten melden müssen. Außerdem wäre es Ihre Pflicht gewesen, sich bei
Dr. Seif eingehender nach ihm zu erkundigen.«
    »Soweit ich informiert bin, sind
Sie nicht mehr beim FBI, und es ist auch nicht Ihre Aufgabe, Verhaftungen
vorzunehmen. Sie sind forensischer Psychologe in einer psychiatrischen Klinik
und gehören dem Lehrkörper der medizinischen Fakultät von Harvard an. Deshalb
sind Sie in erster Linie dem Wohl des Patienten verpflichtet.«
    »Kann sein, dass ich meinen
Beruf verfehlt habe. Jedenfalls hat sich meine Einstellung zum Patienten nach
zwei Wochen mit Dr. Seif gründlich verändert. Auch was Sie angeht, bin ich mir
nicht mehr so sicher, Paolo. Ihrem Festhalten am Arztgeheimnis ist es zu
verdanken, dass mindestens zwei Frauen ihr Leben lassen mussten.«
    »Falls mein Patient der Täter
war.«
    »Er war es.«
    »Erzählen Sie mir von Dr. Selfs
Reaktion auf die Fotos. Insbesondere auf das von Drew in der Wanne. Es scheint
sich um einen Raum in einem alten italienischen Haus zu handeln«, sagt Dr. Maroni.
    »Vermutlich in Rom oder ganz in
der Nähe. Etwas anderes kommt nicht in Frage, da Drew aller Wahrscheinlichkeit
nach in Rom ermordet wurde«, antwortet Benton.
    »Und dann wäre da noch das
andere Foto.« Dr. Maroni klickt den zweiten Anhang von Dr. Selfs E-Mail an:
eine Frau in einer Wanne, diesmal aus Kupfer. Die Frau ist offenbar Mitte
dreißig und hat langes dunkles Haar. Ihre Lippen sind blutig und geschwollen,
rechts hat sie ein blaues Auge. »Was hat Dr. Seif gesagt, als Sie ihr die
letzte E-Mail vom Sandman gezeigt haben?«
    »Als die Mail eintraf lag sie
gerade in der Röhre. Anschließend habe ich sie damit konfrontiert, und sie sah
sie zum ersten Mal. Allerdings interessierte sie sich eigentlich nur dafür,
dass wir uns in ihre E-Mails - ich zitiere - eingehackt hätten. Dr. Seif warf uns vor, wir -
genau genommen Lucy - hätten gegen die Datenschutzvereinbarung der
amerikanischen Krankenversicherer verstoßen und herumposaunt, dass sie sich als
Patientin im McLean Hospital aufhielt. Übrigens frage ich mich, wie sie darauf
gekommen ist, Lucy mit hineinzuziehen.«
    »Wie ich zugeben muss, ist es
wirklich ein wenig seltsam, dass sie sie sofort in Verdacht hatte.«
    »Haben Sie den Text gesehen, den
Dr. Seif auf ihre Website gestellt hat? Es handelt sich um einen angeblichen
offenen Brief von Lucy in dem sie über ihren Hirntumor spricht. Man kann es
überall nachlesen.«
    »Lucy hat so einen Brief
geschrieben?«, wundert sich Dr. Maroni. Davon hat er nichts gewusst.
    »Selbstverständlich nicht. Wie
ich vermute, ist Dr. Seif irgendwie dahintergekommen, dass Lucy sich regelmäßig
im McLean Hospital untersuchen lässt. Und da ihre Lust darauf, ihren
Mitmenschen das Leben zur Hölle zu machen, keine Grenzen kennt, hat sie dieses
erfundene Geständnis auf ihrer Website

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